Das Zeitalter des Kalten Krieges (1949 – 1989)

Erde - Erde - Bündnisse seit dem Zweiten Weltkrieg
978-3-14-100770-1 | Seite 24 | Abb. 2| Maßstab 1 : 100000000

Informationen

Der Kalte Krieg (1947/48–1989) entwickelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem machtpolitischen Widerstreit der Siegermächte und dem ideologisch geprägten Ost-West-Konflikt zwischen den USA und der Sowjetunion. Obwohl dieser über 40 Jahre andauernde, latent schwelende Konflikt zwischen den einstigen Kriegspartnern des Zweiten Weltkriegs die Schwelle zu einem "Heißen Krieg" nie überschritten hat, dominierte er als "Kalter Krieg" durch seine militärische Dimension (nukleare Waffensysteme und ihre Vernichtungspotenziale) die weltpolitischen Entwicklungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nachhaltig. Auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts wird das internationale System in seiner Krisen- und militärischen Bündnisstruktur noch immer wesentlich von den politischen und militärstrategischen Nachwirkungen des Kalten Krieges bestimmt.

Die Militärpotenziale
Beide Supermächte hatten durch die Positionierung von Seeverbänden (teils unmittelbar vor der Haustür des Gegners) sowie Marine- und Luftstützpunkten in verbündeten Staaten eine weltweit operierende Militärmacht aufgebaut. Die in zahlreichen Atomtests entwickelten nuklearen Interkontinentalraketen bedrohten direkt das Territorium des Kontrahenten.
Der Versuch, durch eine wirksame Früherkennung auf feindliche Absichten rechtzeitig zu reagieren, lenkte den Rüstungswettlauf auf Abwehr- und Aufklärungssysteme (Radarfrüherkennungssysteme), die ab Mitte der 1980er-Jahre weltraumgestützt waren und deren dichtes Netz durch Aufklärungssatelliten ergänzt wurde. Gerade die schwierige Ortung von weitläufig operierenden U-Booten mit nuklearen Mehrfachsprengköpfen machte einen wirksamen Schutz vor einem eventuellen gegnerischen Erst- oder Zweitschlag unmöglich und förderte damit indirekt den nuklearen Rüstungswettlauf bis hin zum Raketenabwehrsystem im Weltraum.
Diese machtpolitische Patt-Situation vertiefte andererseits aber auch die Mitte der 1960er-Jahre entstandenen Konfliktregelungsmechanismen (Heißer Draht) und gemeinsamen Abrüstungsbemühungen. Beide Supermächte – die USA und die UdSSR – orientierten sich am bipolaren Gleichgewicht und bemühten sich in Rüstungskontrollverhandlungen (SALT I/II, START) in den 1970er- und 1980er-Jahren, die Steuerungsfunktion im internationalen System aufrechtzuerhalten.

Militärbündnisse
Nach der politischen Teilung Europas, der kommunistischen Machtergreifung in China (1949), einer Reihe von internationalen Krisen (Koreakrieg 1950–1953, Taiwankrise 1950–1954, Kubakrise 1962) und der Errichtung von weltumspannenden Bündnis- und Paktsystemen (OAS 1947/48, NATO 1949, ANZUS 1951, SEATO 1954, CENTO 1955/59, Warschauer Pakt 1955) war die Globalisierung und Militarisierung des Ost-West-Konfliktes nicht mehr aufzuhalten. Die Intensität der Konfrontation schwankte im Zeichen der jeweiligen außenpolitischen Konzeptionen, militärischen Strategien und vorhandenen offensiven und defensiven Waffentechnologien zwischen konfrontativen "heißen Phasen" (1947–1961), "Entspannung" (1963–1975), "Hochrüstung" (1979–1985) und kooperativem "Dialog" (ab 1986), der den Strukturwandel in Osteuropa einleitete und den Kalten Krieg beendete.
H. F. Seller, E. Astor

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