Deutschland - Biologische Gewässergüte

Deutschland - Deutschland - Umwelt und Klimawandel
978-3-14-100800-5 | Seite 61 | Abb. 4| Maßstab 1 : 7000000

Überblick

Um die Gewässergüte der wichtigsten deutschen Fließgewässer im Kartenbild darzustellen, wurden die Flüsse in fünf große Gruppen eingeteilt. „Gering“ belastete Fließgewässer zeichnen sich durch eine gute Sauerstoffversorgung aus; meist handelt es sich um die Oberläufe von Gebirgs- und Mittelgebirgsbächen; im Flachland finden sich Wasserläufe dieser Qualität nur im Quellbereich der Flüsse. Gewässerabschnitte mit „mäßiger“ Verunreinigung sind in der Regel nährstoffreich, haben eine gute Sauerstoffversorgung und sind durch eine besonders große Arten- und Individuenvielfalt sowohl bei den Wirbellosen als auch bei Fischen gekennzeichnet. „Kritisch“ belastete Gewässer weisen häufig ebenfalls eine noch relativ große Artenvielfalt auf, allerdings sind unter ungünstigen Umständen häufiger Algenblüten, eine Massenentwicklung einzelner Arten oder Fischsterben durch akuten Sauerstoffmangel möglich. In durch Abwassereinleitungen „stark“ verschmutzten Gewässern kommen einige gegen Sauerstoffmangel wenig empfindliche Arten wie Egel oft massenhaft vor, der Artenreichtum bei Fischen und Wirbellosen ist allerdings stark reduziert; periodisch kann es immer wieder zu Fischsterben kommen. „Sehr stark“ verschmutzte Gewässer lassen sich häufig am Geruch erkennen; sie sind toxisch belastet, ihr Sauerstoffgehalt ist minimal, es kommen Insektenlarven oder Schlammröhrenwürmer, aber keine höher entwickelten Tiere mehr vor.

Im Vergleich mit früheren Erhebungen wird deutlich, dass sich die Wasserqualität durch die Einführung von Umweltauflagen, moderne Produktionstechniken, den Ausbau mechanisch-biologischer Kläranlagen und verringerte Einträge durch die Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten erheblich verbessert hat. Zu dieser positiven Entwicklung beigetragen haben auch die Stilllegungen in den ostdeutschen Industriekomplexen nach der Wiedervereinigung; ähnliches trifft auch auf Polen und Tschechien zu. Insbesondere bei großen Flüssen wie dem Rhein, die in den 1970er-Jahren noch als Industriekloaken dienten und deshalb über weite Strecken biologisch tot waren, ist die Wasserqualität gegenwärtig so gut wie seit Beginn der Industrialisierung nicht mehr; ähnliches gilt für Flüsse wie Neckar und Saale. Ungeachtet dieser Erfolge besteht noch immer Handlungsbedarf. Besonders die Unterläufe und einige Mittelläufe der deutschen Flüsse sind noch immer in einem kritischen Zustand. Weser, Ems und Spree bzw. Havel müssen abschnittsweise sogar stark belastet eingestuft werden.

Grundwasserbelastung

Die Grundwasserbelastung zeigt bei tendenziell abnehmender Gefährdung eine Abhängigkeit vor allem von drei Faktoren: der Zusammensetzung und Mächtigkeit des Bodens, der Grundwassernähe und der dominierenden Nutzungsart. Anders als die Fließgewässerbelastung, die vor allem durch Industrie und Landwirtschaft verursacht wird, ist für die Grundwasserbelastung die Landwirtschaft der Hauptverursacher (vgl. 56.1). Besonders sind die Tiefländer betroffen, in denen eine intensive Bodennutzung stattfindet. Diese Aussage trifft vor allem auf das Norddeutsche Tiefland zu, wo es durch die Massentierhaltung zu einem hohen Gülleeintrag kommt. Eine Folge ist die Eutrophierung des Grundwassers und der Fließgewässer.

Bestehende Belastungen werden in Regionen, in denen natürliche Faktoren den Eintrag ins Grundwasser fördern, besonders verstärkt. Dieses erhöhte Gefährdungspotenzial findet sich zum einen bei den grundwassernahen Böden der Auen und Niederungen (z. B. Westniedersachsen), zum anderen in Räumen mit sandigen Böden (z.B . in der Lüneburger Heide oder in Schleswig-Holstein) und/oder bei Böden mit geringer Bodenmächtigkeit, falls bestimmte durchlässige Bodentypen vorliegen (Schwäbische Alb).

Da aus den Grundwasservorkommen in der Bundesrepublik Deutschland etwa 75 Prozent des Trinkwassers gewonnen werden, birgt die Verschmutzung des Grundwassers große Risiken.

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