Überblick
New York City, die größte Stadt der USA, ist im Laufe des 20. Jahrhundert zu einer Art Ikone für Modernität, Multikulturalität und ganz allgemein für das Großstadtleben geworden. In der Metropole an der buchtenreichen Mündung des Hudson Rivers sind durch einen über Jahrhunderte andauernden Einwandererstrom alle erdenklichen Nationalitäten, Ethnien und Religionen vertreten. Neben den Nachfahren europäischer Siedler leben hier unter anderem Millionen Afroamerikaner, Hispancs und Asiaten, viele von ihnen in je eigenen Vierteln. Die in fünf Bezirke aufgeteilte Stadt besitzt mehrere Universitäten und andere Bildungseinrichtungen, international renommierte Museen und bedeutende Theater wie die Metropolitan Opera. Trotz schwerer Finanzkrisen, zum Beispiel 2008 / 2009, ist New York bis heute unangefochten der wirtschaftliche Mittelpunkt der Vereinigten Staaten und auch der Welt. Ein genereller Unterschied zwischen New York und vielen europäischen Großstädten ist der schachbrettartige Grundriss der Straßenzüge, der die Stadt als nicht historisch gewachsen, sondern als planmäßig angelegt ausweist.
Das Zentrum New Yorks
Manhattan ist der zentrale Stadtteil New Yorks. Vom Gebäude der United Nations am East River quer über die Insel bis zum Ufer des Hudson Rivers sind es nur knapp drei Kilometer; der Broadway ist hingegen gut 25 Kilometer lang. An kaum einem anderen Ort der Welt leben und arbeiten wohl so viele Menschen auf so engem Raum. Täglich wird durch die Pendler aus den Vorstädten und den umliegenden Stadtteilen, den „Boroughs“, die Zahl der Menschen in Manhattan mehr als verdoppelt – von ca. 1,6 Mio. auf mehr als 3 Mio. – was einer Wohnbevölkerungsdichte von etwa 27 000 und einer Tagesbevölkerungsdichte von fast 51 000 Menschen pro Quadratkilometer entspricht. Damit ist Manhattan der am dichtesten besiedelte Ort in den USA. Sein U-Bahn-Netz hat eine Länge von über 350 Kilometer, mehr als 450 Stationen und befördert 1,7 Milliarden Fahrgäste im Jahr; damit liegt es auf Platz sieben weltweit. Daneben gehen von den Hauptbahnhöfen Grand Central Station und Pennsylvania Station 20 Eisenbahnlinien in die Vororte der drei Bundesstaaten New York, New Jersey und Connecticut, in die sie täglich mehrere 100 000 Passagiere befördern.
Grundriss von Manhattan
Die Orientierung in Manhattan ist leicht, da der Stadtgrundriss besonders nördlich der 14th Street ausgesprochen regelmäßig ist. Die „Streets“ sind die Querstraßen, die von der 14th Street im Süden bis zur 193rd Street im Norden durchgängig nummeriert sind. Die bis auf wenige Ausnahmen ebenfalls nummerierten „Avenues“ sind die Längsachsen, die im rechten Winkel zu den Streets verlaufen. Das dadurch entstandene Schachbrettmuster ist typisch für den amerikanischen Städtebau.
Typisch ist auch die von den Spaniern übernommene Diagonale – hier der Broadway –, die als Hauptverkehrsstraße das Schachbrettmuster durchkreuzt. Der Broadway ist die längste Verkehrsader New Yorks. Seinen Weltruf verdankt „The Great White Way“ den Theatern, die hier seit 1735 spielen. Zwischen der 40th Street und der 53rd Street gibt es über 40 Broadway-Bühnen, hinzu kommen die Metropolitan Opera und die Carnegie Hall. Die Anziehungskraft des Broadway zeigen auch die vielen Hotels zwischen der 34th und der 60th Street. In diesem Teil befindet sich mit dem Sitz der Vereinten Nationen auch die bedeutendste politische Verwaltungseinrichtung der Stadt.
Die Fifth Avenue ist die Mittelachse Manhattans und teilt die Insel in einen Ost- und einen Westteil. Sie verläuft schnurgerade bis zur 143th Street in Harlem. An der Fifth Avenue beginnen die Hausnummern der Streets in beiden Richtungen; aus der Bezeichnung East oder West ist zu erkennen, ob ein Haus im Osten oder Westen der Fifth Avenue zu finden ist.
Im Süden wird Manhattan schmaler und der Grundriss etwas unregelmäßiger. An der Südspitze weist der Battery Park auf das Fort hin, das die Niederländer als Stadtgründer zum Schutz ihrer Handelsniederlassung Neu-Amsterdam 1626 errichteten. Heute liegt dort der Financial District, die sogenannte Downtown, mit zahlreichen Wolkenkratzern. Im Mittelpunkt steht die Börse an der Wall Street. Ohne Zweifel handelt es sich um den wichtigsten Ort der Weltwirtwirtschaft – nirgendwo sonst werden täglich derartig hohe Finanzsummen umgesetzt.
Stadtarchitektur und Wolkenkratzer
Der Bau von Wolkenkratzern und der zum Teil gigantischen Brückenkonstruktionen wurde durch den felsigen, glazial geformten Untergrund, auf dem New York steht, begünstigt. Aus bautechnischer Sicht waren im ausgehenden 19. Jahrhundert Stahlträgerkonstruktionen und Fahrstühle die entscheidenden Erfindungen, die den Bau von Hochhäusern erst ermöglichten. Das 1913 am Broadway erbaute Woolworth Building galt mit seinen 241 Metern bis 1930 als das höchste Gebäude der Welt. Ebenfalls am Broadway folgte 1915 das Equitable Building, das erstmals einen ganzen Block in der Senkrechten beanspruchte und damit einen Sturm des Protestes hervorrief. In der Folge wurden die „Zoning Laws“ geschaffen, nach denen – außer in den Uferregionen – Hochhäuser nur noch nach oben abgestuft gebaut werden durften, damit mehr Licht in die Straßen gelangt.
Vier Jahrzehnte lang war das 1931 errichtete Empire State Building an der 34th Street mit seinen 102 Stockwerken und 381 Metern (ohne Spitze) das höchste Gebäude der Welt, bis es 1972 durch die 411 Meter hohen, 110-stöckigen, etwa 840 000 Quadratmeter Bürofläche umfassenden Zwillingstürme des World Trade Centers übertroffen wurde; letztere wurden am 11. September 2001 durch einen terroristischen Anschlag zerstört. Nach 30 Jahren des – auch weltwirtschaftlich bedingten – Stillstands ist heute eine neue Generation von Wolkenkratzern im Bau, die zum Teil weit über 500 Meter hinaus reichen soll. Schwerpunkte des neu entfachten Wettbewerbs um das höchste Gebäude der Welt sind neuerdings neben den USA auch die Arabische Halbinsel, China, Südostasien und Russland.
Nach der Zerstörung des World Trade Centers war das Empire State Building mit seinem Mast, der ursprünglich als Ankerplatz für Zeppeline gedacht war, wieder das höchste Gebäude in New York. Inzwischen wurde es von dem One World Trade Center abgelöst. Auf der Einsturzstelle des WTC („Ground Zero“) errichtet, ist es heute mit 417 Metern (mit Antenne 541 Meter) das höchste Gebäude der USA.
Wirtschaftliche Entwicklung
In den 1970er- und zu Beginn der 1980er-Jahre durchlebte Manhattan und damit auch New York City insgesamt eine Phase der wirtschaftlichen Schwäche, die unter anderem zum Wegzug von Institutionen und Unternehmen – beispielsweise „across the river“ nach Jersey City – sowie zum Leerstand von Büroflächen und anderen Verfallserscheinungen führte. Die Suburbanisierung von Wohn- und Dienstleistungsstätten war nicht zu übersehen, noch 1993 stand ein Viertel der Büroflächen leer.
Durch Revitalisierungsprogramme in Public Private Partnership wurde der Niedergang bis Mitte der 1990er-Jahre gestoppt. Ausschlaggebend war jedoch vor allem der wirtschaftliche Boom, der zu Beginn der 1990er-Jahre einsetzte und – wenn auch durch die Finanzkrise 2007 abgeschwächt – noch immer anhält. Dieser eng mit der wirtschaftlichen Globalisierung, der Digitalisierung von Kommunikation und Produktion sowie der Liberalisierung und Vernetzung der weltweiten Finanzmärkte zusammenhängende Aufschwung kam besonders der in den 1970er- und 1980er-Jahren abgewirtschafteten und desolaten Stadt New York und dort wiederum insbesondere Manhattan zugute. New York als bedeutendste globale Metropole ist ein klarer Gewinner des andauernden Globalisierungsprozesses. Heute haben viele große Unternehmen ihren Sitz in New York. Die eindrucksvolle Wolkenkratzer-Skyline Manhattans verbirgt häufig, dass dort aber nach wie vor auch verhältnismäßig kleine Gewerbebetriebe angesiedelt sind, etwa auf den Gewerbeflächen der West Side.
Das nördlich des Central Parks gelegene Harlem galt bis in die 1920er-Jahre als eine der feinsten Gegenden New Yorks, mit teuren Villen und Stadthäusern. Skrupellose Hausbesitzer vermieteten dann aber noch kleinste Zimmer an kinderreiche Zuwanderer und ließen die Häuser verkommen. In der Folge entwickelte sich Harlem zu einem Wohngebiet der afroamerikanischen Bevölkerung mit hoher Kriminalität und zum Teil slumartigen Wohnverhältnissen. Wie viele New Yorker Stadtteile und -viertel erlebte auch Harlem seit Beginn der 1990er-Jahre eine Renaissance, die zum einen auf den wirtschaftlichen Boom, zum anderen aber auch auf die Verringerung der hohen Kriminalitätsrate durch drastische, teilweise umstrittene Maßnahmen der Stadtverwaltung und Polizei zurückzuführen ist. Heute gibt es zahlreiche renovierte und gentrifizierte Straßenzüge wie beispielsweise Morningside Heights, ein Universitätsviertel im Westen Harlems, das vor allem durch die Columbia University geprägt ist.
Mehr als 150 Quadratkilometer des New Yorker Stadtgebietes sind Park- und Spielflächen. Der Central Park in der Mitte Manhattans wurde bereits 1850 konzipiert und ist mit 340 Hektar der größte Park Manhattans (größer als Monaco). Markant sind auch die zahlreichen Kaianlagen und Docks an Hudson- und East River. Im nationalen Vergleich haben die Häfen New Yorks ihre Vormachtstellung im 20. Jahrhundert allerdings verloren. Heute liegen die Häfen entlang des Mississippi zwischen New Orleans und Baton Rouge sowie in Galveston/Houston hinsichtlich ihres Umschlagvolumens vor denen von New York und New Jersey.