Shanghai Innenstadt und die Sonderwirtschaftszone Pudong
Asien - China
978-3-14-100770-1 |
Seite 157 |
Abb. 3|
Maßstab 1 : 50000
Informationen
Shanghai liegt an der Mündung des Jangtsekiangs in fruchtbarem, von vielen Wasserläufen und Kanälen durchzogenem Schwemmland. Wie die Karte 154.3 zeigt, wird dort zwar kein Schwemmlöss abgelagert, aber dennoch große Mengen an Feinsedimenten. Infolgedessen hat sich die Küstenlinie weiter ins Ostchinesische Meer vorgeschoben. Lag die Stadt noch im 8. Jahrhundert nahe am Meer, so liegt sie heute landeinwärts an der breiten, stark versandeten Mündung des Jangtsekiang.Mit ihrem Hinterland ist die Stadt traditionell durch Wasserwege verbunden, auch der innerstädtische Transport erfolgte ursprünglich v. a. mit Booten und Schiffen. Seit einigen Jahrzehnten wird Shanghai zunehmend über Straßen, Autobahnen und Schienenwege angebunden, für die zahlreiche und aufwendige Brückenbauwerke errichtet wurden. Auch die Magnetschwebebahn vom Zentrum zum Internationalen Flughafen Pudong ist hier einzuordnen. Herausragend ist die Bedeutung des Überseehafens, der nach seinem Umschlag der viertgrößte weltweit ist.
Phasen der Stadtentwicklung
Die Karte zeigt mit dunkler Signatur das Stadtzentrum am Huangpu. An diesem Fluss entwickelte sich flussabwärts bis zu seiner Mündung in den Jangtsekiang der Hafen von Shanghai. Wie auch Hongkong erlangte die Stadt erst in kolonialer Zeit seit Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmende Bedeutung (Chinesenstadt, französische und internationale Konzessionen, Prachtbauten an der Uferstraße). In den 1920-er Jahren war Shanghai führendes Finanz-, Handels- und Industriezentrum Chinas.
Von 1949 bis 1976 (Tod Maos) stagnierte die Stadt, weite Teile blieben dem Niedergang überlassen. In dieser Phase entstanden Satellitenstädte in 30 bis 50 Kilometer Entfernung vom Zentrum (Baoshan, Jiading, Sonjiang, Minhang, Nahui), die jeweils einen bestimmtem Industrieschwerpunkt hatten (z. B. die Stahlerzeugung in Baoshan).
Seit Anfang der 1990er-Jahre erlebt Shanghai eine gewaltige Metamorphose, die sich in einem enormen Flächenwachstum, der modernen Hochhausbebauung, den zahlreichen Straßenbauten und neuen Brücken und dem wirtschaftlichen Funktionswandel zeigt.
Sonderwirtschaftszone Pudong
Auslöser dieser Entwicklung war der Beschluss der chinesischen Regierung, 1990 in Pudong, einem Stadtbezirk Shanghais, auf dem es damals nur Gemüse- und Reisfelder gab, eine Sonderwirtschaftszone auszuweisen. Dort herrschen andere wirtschaftspolitische, steuerliche und rechtliche Rahmenbedingungen als im sonstigen China. Dadurch werden Direktinvestitionen angezogen, die in Standorte ausländischer Unternehmen oder in Kooperationsunternehmen mit chinesischen Partnern (Jointventures) fließen. Die Produktion erfolgt in der Regel für den Weltmarkt, nicht für den Binnenmarkt. Durch die Ausweisung der Sonderwirtschaftszone kam es zur Ansiedlung zahlreicher Hightechunternehmen, die von den hervorragenden Standortfaktoren profitieren. Pudong wurde aber auch zum Sitz von Finanzinstitutionen wie der Börse. Weniger als 20 Jahre nach der Ausweisung als Sonderwirtschaftszone leben allein in Pudong fast zwei Millionen Einwohner.
W. Hassenpflug