Strukturmodell der nordamerikanischen Stadt - Downtown
Überblick
Das Strukturmodell der nordamerikanischen Stadt steht in der Tradition der Stadtmodelle der Chicagoer Schule und veranschaulicht die wesentlichen sozialen, wirtschaftlichen und funktionalen, aber auch ethnischen Grundzüge der nordamerikanischen Stadt. Es zeigt typische ringzonale, sektorale und mehrkernige Strukturen und veranschaulicht Expansions- und Verlagerungstendenzen von Nutzungen und Bevölkerungsgruppen in der Stadtregion.
Die Downtown ist gekennzeichnet durch einen Grundriss im Schachbrettmuster sowie durch das Nebeneinander von Wohnvierteln von Bevölkerungsgruppen, die einen sehr unterschiedlichen sozioökonomischen Status haben, bis hin zur Obdachlosigkeit. Funktional ist sie neben Wohnvierteln durch einen Mix aus gehobenen Dienstleistungseinrichtungen und Kleinindustrie gekennzeichnet. Sie verfügt über eine gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur für den rollenden und ruhenden Verkehr. Prozesse der Gentrifizierung sind ein Indikator für jüngere Rand-Kern-Verlagerungen der Wohnbevölkerung in sanierte, neu errichtete oder umgestaltete Wohngebiete innerhalb der Downtown.
Im Stadtstrukturmodell wird eine ausgeprägte funktionale Differenzierung verdeutlicht: in Form von Quartiersbildung in der Downtown sowie in der Ausprägung von Wohnvierteln, Gewerbegebieten und Versorgungszentren. Sowohl die traditionellen Industriegebiete als auch die Hochtechnologiekorridore sind sektorartig an Hauptverkehrsachsen orientiert. Typisch ist die räumliche Konzentration von Unternehmen in Büro- und Gewerbeparks, die punktförmig über das ganze Stadtgebiet verteilt sind. Damit werden Prozesse der Kern-Rand-Verlagerung sowohl im Bereich der Wirtschaft als auch des Wohnens dargestellt. Die Dominanz des Individualverkehrs – die ganz wesentlich zu einer extremen Ausweitung der Stadtfläche mit einem dichten Netz an Autobahnen beiträgt – ist als Merkmal nordamerikanischer Städte klar erkennbar. Als problematische Prozesse zu nennen sind die zunehmende funktionale Zergliederung sowie die soziale und ethnische Segregation.
Nicht explizit im Strukturmodell beschrieben ist der Umstand, dass die Wahl des Wohnstandortes durch bestimmte Faktoren beeinflusst wird, zum Beispiel Boden- und Immobilienpreise, das Image eines Viertels und den Wunsch nach sozialer und ethnischer Homogenität. Die Gated Communities – meist im städtischen Außenbereich gelegen – sind als Indikator für die zunehmenden sozialen Disparitäten und auch für eine zunehmende Privatisierung der Städte zu lesen.
Nicht explizit dargestellt wird auch, dass die Edge Cities als städtische Arbeitsplatz- und Versorgungszentren im Stadtland einen Bedeutungsverlust des Central Business District hervorrufen können und die Zersiedlung der Flächen im Randbereich der Ballungsräume verstärken können (Urban Sprawl).