Wörlitzer Park

Sachsen-Anhalt - Tourismus
978-3-14-100761-9 | Seite 12 | Abb. 3| Maßstab 1 : 15000

Informationen

Der Wörlitzer Park, der sich auf einer Fläche von 112,5 ha direkt an die Stadt Wörlitz anschließt, ist Teil des historischen Gartenreichs Dessau-Wörlitz, das die UNESCO im Jahr 2000 zum Welterbe der Menschheit erklärt hat. Eingebettet in die Elbauenlandschaft, heute Teil des Biosphärenreservats Mittlere Elbe, entstand hier in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein Gesamtkunstwerk im Geiste der Aufklärung, das Natur, Landschaftsgestaltung und Architektur harmonisch miteinander verbindet. Das kleine Denkmal im Park mit der Inschrift: "Wanderer, achte Natur und Kunst und schone ihre Werke" gilt als das erstes Denkmal Europas zum Schutz der Natur.

Geplante Harmonie
Initiator des Kulturdenkmals war Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740–1817). Angeregt vor allem durch seine Studienreisen in das gesellschaftlich fortschrittliche England und das künstlerisch inspirierende Italien schuf er gemeinsam mit seinem Freund und Berater, dem Architekten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (1736–1800), seit den 1760er-Jahren den ersten außerhalb Englands angelegten Landschaftsgarten. Entsprechend den Gestaltungsprinzipien sollte das Schöne mit dem Nützlichen verbunden werden und sich eine harmonische Verbindung zwischen Mensch und Natur einstellen. So entstanden unter Einbeziehung der Landschaft durch Baumgruppen aufgelockerte Felder und Weideflächen, Seen, Kanäle und von Sichtachsen durchzogene Gärten, in denen Tempel, Grotten und Statuen architektonische Akzente setzen. Der Deich, der den Park im Norden von den Elbwiesen trennt, wurde ebenfalls in die Landschaftsgestaltung einbezogen.
Einen künstlerischen Höhepunkt der Wörlitzer Anlage, die bereits Johann Wolfgang von Goethe zum Schwärmen brachte, bilden das Schloss und das Gotische Haus. Letzteres wurde zum Teil in Anlehnung an die gotische Kirche Maria dell' Orto in Venedig erbaut und birgt im Inneren eine Sammlung schweizerischer Glasgemälde. Das im Landhausstil erbaute Schloss diente dem in Dessau residierenden Fürsten als Sommersitz und gilt als Gründungsbau des Klassizismus in Deutschland. Die Synagoge am Ufer des Wörlitzer Sees, die an den Vestatempel im antiken Rom erinnert, ist ein Pendant zum Turm der im neugotischen Stil umgebauten St.-Petri-Kirche. Der Venustempel wiederum hat sein Vorbild im Park der Hadriansvilla in Tivoli. Die Felseninsel "Stein" mit der Nachbildung des Vesuv ist der Landschaft am Golf von Neapel nachempfunden. Zu den Bauwerken, die in Wörlitz entsprechend dem reformpädagogischen Konzept im verkleinerten Maßstab ein Abbild fanden, gehören zahlreiche Brücken – darunter auch die Ironbridge bei Coalbrookdale, die erste Eisenbrücke der Welt. Die aufklärerischen Ansichten des Fürsten zeigten sich auch in der Offenheit der Anlage, in der kein Zaun den Zugang verhinderte und jedermann freien Zutritt hatte. Ausgenommen waren nur das Graue Haus und die Roseninsel der Fürstin Luise.
U. Kleinelümern

Schlagworte