Deutschland und Nachbarländer - Stromerzeugung

Deutschland - Deutschland - Energie
978-3-14-100800-5 | Seite 66 | Abb. 1| Maßstab 1 : 5000000

Überblick

Die Elektrizitätserzeugung in Deutschland weist im Hinblick auf Energieträger und Kraftwerkstypen eine recht vielfältige Struktur auf, wobei zwischen den Landesteilen je nach den naturräumlichen Gegebenheiten starke Unterschiede bestehen. Im Gegensatz dazu beruht die Elektrizitätserzeugung in den Nachbarländern oft auf einem kleineren Spektrum einiger vorherrschender Energieträger.

Strommix 2013

Die Bruttostromerzeugung in Deutschland ist innerhalb der letzten knapp 25 Jahre von rund 550 Terawattstunden (TWh) 1990 auf etwa 631 TWh im Jahre 2013 gestiegen, gleichzeitig hat sich der Anteil der einzelnen Energieträger verändert. Deckten Braunkohle, Steinkohle und Kernenergie 1990 noch 84,4 Prozent der Bruttostromerzeugung, waren es 2013 nur noch 60,3 Prozent. Am stärksten zurückgegangen ist der Anteil der Kernenergie, die 2003 noch 27,1 Prozent zum Energiemix beitrug, 2013 aber nur noch 15,4 Prozent. Erneuerbare Energien verzeichneten dagegen einen neuen Rekordanteil von 24,1 Prozent. Erdgas trug 10,6 Prozent zum deutschen Strommix bei.

Zu den auffälligsten Veränderungen seit 1990 zählt der rasante Aufstieg der regenerativen Energien. 1998 trugen sie gerade einmal 4,7 Prozent zum deutschen Strommix bei, doch seitdem haben sie ihren Anteil mit jährlich neuen Rekordmarken kontinuierlich gesteigert. Ihr Zugewinn resultiert vor allem aus erheblichen Zuwächsen in den Bereichen Windkraft, Biomasse und Photovoltaik.

Die Windkraft spielte 1990 noch keine Rolle, doch seitdem verzeichnete sie enorme Wachstumsraten. 2013 hatte sie mit einer Erzeugung von 53,4 Mrd. kWh einen Anteil von 8,5 Prozent am deutschen Energiemix. An zweiter Stelle unter den erneuerbaren Energien rangiert die Stromerzeugung aus Biomasse; 2013 lag ihr Anteil bei beachtlichen 6,7 Prozent. Eine ähnlich rasante Entwicklung gab es bei der Photovoltaik, die 2006 gerade einmal 0,3 Prozent zum deutschen Energiemix beisteuerte, ihren Anteil aber bis 2013 auf 4,8 Prozent steigerte.

Stein- und Braunkohle

Die deutschen Steinkohlekraftwerke zeigen hinsichtlich ihrer räumlichen Verteilung eine starke Konzentration in den traditionellen Steinkohlenrevieren an Ruhr und Saar und eine verstärkte Verbreitung an stark frequentierten Schifffahrtswegen. Die deutsche Steinkohlenförderung ist seit den 1990er-Jahren durch den Abbau von Subventionen stark zurückgegangen (vgl. 40.2), 2006 wurde von der Bundesregierung der endgültige Ausstieg aus dem subventionierten Steinkohlenbergbau bis 2018 beschlossen. Parallel stieg der Importbedarf.

Der bedeutendste einheimische fossile Energieträger ist die Braunkohle, die ohne Subventionen gefördert und verarbeitet werden kann, weshalb die deutschen Braunkohleexporte (1,3 Mio. Tonnen in 2013) die geringen Importe (70 000 Tonnen) deutlich überwogen. Die Braunkohlekraftwerke konzentrieren sich stark auf die traditionellen Abbaugebiete. Deutschland verfügt über rund zehn Prozent der weltweit wirtschaftlich gewinnbaren Braunkohlenreserven. 2013 wurden in Deutschland 162 Mrd. kWh Strom in Braunkohlekraftwerken erzeugt. Umweltpolitiker und -verbände kritisieren den Braunkohle-Boom der letzten Jahre, weil die Stromerzeugung aus Braunkohle als besonders klimaschädlich gilt.

Kernenergie

Nachdem sich Bundesregierung und Kernkraftwerksbetreiber im Jahr 2000 im „Atomkonsens“ darauf geeinigt haben, langfristig auf die Nutzung von Kernenergie zu verzichten und der Ausstieg aus dieser Form der Energiegewinnung nach der Nuklearkatastrophe im japanischen Fukushima von der schwarz-gelben Koalition beschleunigt wurde, unter anderem durch Abschaltung von acht Atommeilern, gibt es heute in Deutschland noch neun Kernkraftwerke, die der kommerziellen Stromerzeugung dienen.

Die Kernenergie ist besonders umstritten, nicht nur aus Angst vor Strahlenbelastung, sondern auch, weil bis heute unklar ist, wie und wo der anfallende Atommüll gelagert werden kann. Nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz soll der Versorgungsbeitrag der Kernenergie bis zu ihrem Auslaufen 2022 durch den Ausbau der erneuerbaren Energien abgedeckt werden. Das bedeutet allerdings auch, dass die Beiträge von Stein- und Braunkohle vermutlich weiterhin unverzichtbar sein werden.

Erdgas

Jährlich werden rund 11 Mrd. Kubikmeter Erdgas in Deutschland produziert. Hinsichtlich der regionalen Verteilung der Erdgasförderung liegt Niedersachsen mit einem Anteil von 96 Prozent mit deutlichem Abstand an der Spitze. Mit der heimischen Erdgasproduktion können etwa 12 Prozent des inländischen Bedarfs gedeckt werden, die restlichen 88 Prozent stammen aus Importen, vor allem aus Russland (34 %) und Norwegen (31 %). Während Erdgas in Deutschland einen vergleichsweise geringen Anteil (10,5 %) am Strommix hat, trägt es in den Niederlanden in erheblich stärkerem Ausmaß zur Stromversorgung bei.

Wasserkraft in den Alpenländern

Wasserkraft ist die älteste erneuerbare Energie im deutschen Energiemix. Seit 1990 liegt ihr Anteil mit leichten Schwankungen relativ kontinuierlich bei 3 bis 4 Prozent. Die deutschen Wasserkraftwerke konzentrieren sich stark in der Südhälfte Deutschlands.

Einen weit größeren Anteil an der Stromversorgung hat die Wasserkraft in der Schweiz, wo sie die wichtigste heimische Energiequelle ist.

In Österreich hat die Wasserkraft einen Anteil von über 65 Prozent an der Stromversorgung und ist damit der mit Abstand wichtigste Energieträger. Etwa zwei Drittel der gewonnenen Elektrizität aus Wasserkraft stammen aus Laufkraftwerken, ein Drittel aus Speicherkraftwerken.

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