Europäische Union - Bevölkerungsentwicklung

Europa - Europäische Union
978-3-14-100800-5 | Seite 100 | Abb. 4| Maßstab 1 : 36000000

Überblick

Die regionale Bevölkerungsdichte wird im Wesentlichen durch zwei Faktoren bestimmt: durch die natürliche Bevölkerungsentwicklung infolge von Geburten und Sterbefällen und durch interregionale Wanderungen. Während die natürliche Bevölkerungsentwicklung vom generativen Verhalten, der Lebenserwartung und der Altersstruktur abhängt, sind für die interregionalen Migrationsbewegungen vor allem wirtschaftliche und politische Faktoren wie die Beschäftigungssituation und die allgemeinen Lebensbedingungen in den jeweiligen Regionen ausschlaggebend.

In der EU hat sich das natürliche Bevölkerungswachstum verlangsamt. Zwar sind die Sterberaten weitgehend konstant geblieben, die Geburtenraten sind jedoch stetig zurückgegangen. Dagegen verlaufen die Wanderungsströme – ganz besonders in Abhängigkeit von der wirtschaftlichen Entwicklung in den potenziellen Abwanderungs- bzw. Zuwanderungsregionen – zeitlich instabil. So gab es über lange Zeit großräumige Migrationsbewegungen von den strukturschwachen Agrarregionen an der südlichen und westlichen Peripherie Europas, die zum Teil ein besonders hohes natürliches Bevölkerungswachstum aufwiesen, in die zentral gelegenen Industrie- und Dienstleistungsregionen mit überdurchschnittlicher Wirtschaftskraft. Solche Migrationsmuster können sich allerdings rasch ändern. Spanien und Portugal beispielsweise zählten Anfang der 2000er-Jahre noch zu den Zuwanderungsländern, vor allem für Arbeitsmigranten aus außereuropäischen Staaten und den Transformationsländern Osteuropas; heute gehören sie zu den Ländern mit den stärksten Wanderungsverlusten. Eine ähnliche Trendwende erlebte auch Irland, das vor zehn Jahren noch eine starke Zuwanderung erlebte, inzwischen aber wieder durch hohe Wanderungsverluste geprägt ist. Aufgrund der Diskontinuität dieser Wanderungsbewegungen sind die Darstellungen regionaler Wanderungssalden immer nur Momentaufnahmen.

Neben der zwischenstaatlichen Migration gibt es Wanderungsbeziehungen innerhalb der einzelnen Länder. Abwanderungsverluste verzeichnen oftmals ehemalige Industriestandorte und besonders strukturschwache Regionen, zu denen in Deutschland zum Beispiel Teile der neuen Bundesländer zählen (vgl. 81.5). Attraktive Zielgebiete sind in fast allen Ländern Europas die jeweiligen Hauptstädte und die Metropolregionen mit hoher Wirtschaftskraft.

Im Unterschied zu den Wanderungsbewegungen gibt es bei der natürlichen Bevölkerungsentwicklung innerhalb der einzelnen Staaten nur geringe regionale Unterschiede, die zumeist auf Besonderheiten der Altersstruktur oder, wie in Deutschland, auf einen gesellschaftlichen Wertewandel zurückzuführen sind. Diese Unterschiede fallen zwischen den einzelnen Staaten erheblich deutlicher aus als im nationalen Vergleich.

Neben dauerhaften Wanderungen sind innerhalb der EU auch starke Ströme von Arbeitspendlern zu beobachten, dabei wird der Wohnort nicht zwangsläufig verlagert, sondern die Menschen leben nur saisonal oder zeitlich befristet am Arbeitsort.

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