Überblick
Der Rhythmus des Lebens wird in Afrika nicht von den Temperaturen, sondern von den Niederschlägen bzw. den Regen- und Trockenzeiten geprägt, denn die Höhe und die jahreszeitliche Verteilung der Niederschläge sind für das Pflanzenwachstum der entscheidende ökologische Faktor.
Klassifizierung der Regionen nach den Niederschlägen
Ganzjährige Niederschläge verzeichnen nur das zentrale Kongobecken, die Region um die Nigermündung, der Osten Madagaskars und die Küstenräume im äußersten Westen des Kontinents. Bei Jahresniederschlagsmengen von mehr als 1000, oft sogar mehr als 2000 Millimetern zählen sie zu den Tropenregionen mit ganzjährig humidem Klima (s. Klimadiagramm Douala, S. 255).
Die Niederschläge sind an die Lage der Innertropischen Konvergenzzone (ITCZ) gebunden, bei der die Nordost- und Südostpassate zusammenfließen und zu konvektiver Bewölkung führen. Auflandige äquatoriale Westwinde, die sogenannte Walker-Zirkulation, verstärken die Niederschläge mitunter.
Um diese Kernbereiche ganzjährigen Niederschlags schließt sich ein äquatorialer Niederschlagstyp mit einer sommerlichen Regenzeit und einer großen winterlichen Trockenzeit an, die höchstens sechs Monate dauert. Die Jahresniederschläge übersteigen hier deutlich 800 Millimeter (vgl. Klimadiagramme Ilorin und Bamako, S. 255).
Der Niederschlagstyp mit zwei ariden Phasen im Jahr – einer kleinen Trockenzeit im Sommer und einer großen im Winter – prägt das Niederschlagsregime der trockenen Savannenregionen Afrikas.
Die Niederschläge fallen jeweils beim Durchzug der ITCZ in Richtung der Wendekreise und bei ihrem Rückzug zum Äquator. Rücken der mit gewisser Verzögerung an den Zenitstand der Sonne gebundene Vorstoß der ITCZ gegen die Wendekreise und ihr Rückzug zeitlich eng zusammen, so wachsen die zwei Niederschlagsmaxima im randtropischen Afrika zu einer sommerlichen Regenzeit zusammen (tropisch sommerhumider Typ).
Bei Jahresniederschlagssummen deutlich unter 800 Millimetern sind zumeist über acht Monate des Jahres arid (vgl. Klimadiagramme El Fasher, 151.5, und Abéché, S. 255). Im Bereich der Wendekreise sind vollaride Wüsten bei jährlichen Niederschlagsmengen von deutlich unter 250 Millimetern ausgebildet (vgl. Klimadiagramm Ghat, S. 255).
Regionale Klimaphänomene
An der Westküste Südafrikas wird die Aridität beiderseits des südlichen Wendekreises durch die Nachbarschaft des kühlen Benguelastroms verstärkt (s. 247.2).
In Südostafrika dagegen steuert ein subtropisches Hochdruckgebiet über dem südlichen Indischen Ozean fast ganzjährig feuchte Luftmassen heran, die an der Ostküste Madagaskars zu erheblichen Niederschlägen führen (Luveffekte). In dieser Region findet sich ein für die Subtropen typisches sommerhumides Ostseitenklima, wie es auch in Ostasien ausgebildet ist.
Die Maghreb-Region im äußersten Norden und die Kapregion im äußersten Süden Afrikas liegen im Einflussbereich der subtropischen Winterregenklimate.
Ostafrika kommt unter den Klimaregionen Afrikas eine Ausnahmestellung zu. Der Breitenlage nach wäre dessen südlicher Teil den immerfeuchten inneren Tropen, sein nördlicher Teil den wechselfeuchten äußeren Tropen zuzurechnen. Tatsächlich wird das Horn von Afrika aber von Halbwüste eingenommen, die Jahresniederschläge liegen nur zwischen etwa 100 und 500 Millimetern pro Jahr.
Ein weiterer Trockenraum Ostafrikas ist das nur wenig nördlich des Äquators gelegene Turkana-Becken in Nordkenia. Hier ist die Lage im Lee des Äthiopischen Hochlandes eine der Ursachen der Aridität, die Leeeffekte kommen während des Nordostpassat-Regimes in den Wintermonaten zum Tragen. Während der Sommermonate Juni bis August erwärmen sich die Hochländer um das Turkana-Becken sehr stark. Der damit verbundene konvektive Aufstieg zieht Luftmassen in Form von Talwinden aus der Turkana-Senke. Diese Winde werden durch absinkende Luftbewegungen über dem Turkana-See ausgeglichen, es kommt zu Wolkenauflösung.
Niederschläge fallen in den tropischen Trockengebieten Ostafrikas nur während des raschen Durchzugs der ITCZ in den Übergangsjahreszeiten, konzentriert auf wenige Tage im Jahr.