Überblick
Das in der Karte dargestellte Gebiet ist rund 100 Quadratkilometer groß. Es liegt nahe der Grenze zu Liberia und etwa 120 Kilometer vom Atlantikhafen San Pedro entfernt im Westen von Côte d’Ivoire (s. 154/155). Im Siedlerdorf Djapadji leben rund 15 000 Menschen. Der Ort dient der Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs. In der Umgebung erzeugte Produkte wie Kakao werden dort gesammelt und über eine befestigte Straße zur Hafenstadt San Pedro transportiert.
Die Wirtschaftsstruktur von Côte d’Ivoire ist auf Nahrungsmittel und Rohstoffe orientiert, zusammen machen diese Produkte mehr als 80 Prozent der Exporte aus. Die Landwirtschaft trägt 30 Prozent zur Wirtschaftsleistung des Landes bei. Eines der Hauptprodukte ist Kakao: Côte d’Ivoire ist mit 33 Prozent der Weltproduktion größter Einzelproduzent, gefolgt von Indonesien (19 %) und dem Nachbarland Ghana (18 %). Weitere wichtige Produkte sind Kautschuk, Palmöl und Kaffee. Der Großteil der Erzeugnisse wird unverarbeitet exportiert. Im Aufbau einer eigenen verarbeitenden Industrie, etwa der Herstellung von Schokolade und anderen Kakaoprodukten für den Weltmarkt, läge eine große wirtschaftliche Chance für Côte d’Ivoire.
Naturräumliche Bedingungen
Die in der Karte dargestellte Region ist hügelig. Die Lage im Bereich der Innertropischen Konvergenzzone ITCZ und der Südwestmonsun, bedingen vergleichsweise hohe Niederschlagssummen von 1500 bis 1900 mm pro Jahr (s. 148). Entsprechend dem Durchgang der ITCZ bildet sich ein primäres Niederschlagsmaximum im Frühsommer, ein sekundäres Niederschlagsmaximum im Herbst und eine maximal zwei Monate lange Trockenperiode mit relativ geringen Niederschlägen im Winter aus. Es herrscht ein Tageszeitenklima mit ganzjährig hohen Temperaturen (Jahresmittel um 25 °C). Mit diesen Merkmalen ist die Region den immerfeuchten Tropen (s. 254/255) bzw. der Zone des immergrünen tropischen Regenwalds zuzuordnen.
Nationalpark versus Kakaoanbau
Innerhalb des Kartenausschnitts lässt sich eine klare Zweiteilung erkennen. Im Westen und Norden liegt der Taï-Nationalpark, östlich davon eine intensiv landwirtschaftlich genutzte Zone mit Kakao- und Kautschuk-Dauerkulturen. Das Übergreifen der Landwirtschaft auf das Gebiet des Nationalparks verdeutlicht die gegenwärtige Entwicklungsdynamik.
Der Taï-Nationalpark ist 5400 Quadratkilometer groß, diese Fläche entspricht etwa dem Doppelten des Saarlands. Er besteht seit 1972 und ist seit 1982 UNESCO-Weltnaturerbe. Im Nationalpark leben zahlreiche vom Aussterben bedrohte Tierarten. Seinen besonderen Stellenwert erhält er dadurch, dass er das letzte große zusammenhängende Regenwaldgebiet in Westafrika ist. Noch Mitte des 20. Jahrhunderts war etwa ein Drittel von Côte d’Ivoire von immergrünen tropischen Regenwäldern bedeckt, heute sind es weniger als fünf Prozent der Landesfläche. Gegenwärtig wird mit Unterstützung der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) aus Deutschland versucht, den Nationalpark wirksam zu schützen (s. Karte; Schutzwald) und die noch bestehenden Regenwaldflächen zu erhalten. Dies ist angesichts des hohen Nutzungsdrucks durch Holzwirtschaft, Landwirtschaft und Rohstoffförderung eine schwierige Aufgabe.
Parallel zum Waldrückgang in Côte d’Ivoire stiegen die Anbauflächen für Exportprodukte wie Kakao, Kaffee und Kautschuk. Der Holzeinschlag erlebte um 1970 seinen Höhepunkt, danach gingen die Holzexporte wieder deutlich zurück. Eine Schlüsselstellung im Handel mit diesen Gütern nahm der Ausfuhrhafen San Pedro (s. 158/159) ein.
Die Erschließung des Regenwalds folgte im Westen von Côte d’Ivoire einem klaren Schema. Am Beginn stand oft der Holzeinschlag, für den Straßen und Abfuhrpisten in den Wald geschlagen wurden. Diesen Leitlinien folgten Zuwanderer, die beiderseits der Straßen und Pisten Waldflächen rodeten, Siedlungen errichteten und weitere Schneisen in den Wald schlugen. Dieser Prozess setzte sich fort bis zur völligen Entwaldung. Dabei wurde auch vor illegalen Rodungen in Staatswäldern oder Nationalparks nicht Halt gemacht (s. Karte).
Die heute dominierenden Kakao- und Kautschukpflanzungen östlich des Nationalparks sind inselhaft mit Flächen durchsetzt, die dem Anbau von Lebensmitteln für den lokalen Bedarf und als Weide dienen. Sie weisen eine räumliche Konzentration im Umfeld von Djapadji auf. Der Anteil von Brachland ist gering. Zu den aktuellen gesellschaftlichen Problemfeldern in der Region zählt insbesondere der hohe Anteil von Kinderarbeit; deren Verbot wird vielerorts umgangen.