Hamburg Hafencity
Mit dem Diercke Weltatlas digital in die HafenCity Hamburg
Autoren:
Dr. Dennis Edler
Akademischer Rat im Arbeitsbereich Geomatik, Ruhr-Universität Bochum
Prof. Dr. Frank Dickmann
Professor für Kartographie, Ruhr-Universität Bochum
Dr. Klaus Jebbink
Oberstudienrat im Hochschuldienst, Arbeitsbereich Geographiedidaktik, Ruhr-Universität Bochum
Der vorliegende Unterrichtsvorschlag macht am Stadtentwicklungsprojekt „HafenCity Hamburg“ deutlich, wie sich die Interaktivität des Diercke Weltatlas digital mit der Planung konkreter Unterrichtsschritte verknüpfen lässt. Insbesondere die Möglichkeit des digitalen Atlas, komplexe Karteninhalte in verschiedene Layer aufzuteilen, ist sehr hilfreich.
Das Städtebauprojekt „HafenCity Hamburg”
Als größtes innerstädtisches Stadtentwicklungsprojekt Europas ist die HafenCity seit dem 1. März 2008 ein Stadtteil im Bezirk Mitte der Freien und Hansestadt Hamburg. Die etwa 155 ha große Projektfläche umfasst die Gebiete des Großen Grasbrooks, den nördlichen Teil der Elbinsel Grasbrook sowie die Speicherstadt, ein historischer und unter Denkmalschutz stehender Lagerhauskomplex auf den ehemaligen Elbinseln Wandrahm und Kehrwieder. Das Projekt „HafenCity” ist bis zur Mitte der 2020er-Jahre angesetzt. Geplant ist, dass innerhalb des Areals Wohneinheiten für ca. 1000 Personen entstehen. Zudem soll das Gebiet bis zu 45 000 Arbeitnehmer insbesondere im Dienstleistungssektor) beherbergen. Baubeginn war im April 2001. Das erste Teilquartier (Am Dalmannkai/Sandtorkai) wurde 2009 baulich fertiggestellt. Das Herzstück der HafenCity ist das etwa 7,9 ha umfassende Überseequartier. Dieses Quartier ist charakterisiert durch die städtebauliche Leitvorstellung einer ausgewogenen Vielfalt von Wohnen, Arbeiten, Einzelhandel und urbanem Leben an der Elbe. Weitere Bauprojekte innerhalb der HafenCity sind das Konzerthaus „Elbphilharmonie”, die HafenCity Universität (HCU) sowie ein Abschnitt und Stationen der UBahnlinie U4. (Weitere Hintergrundinformationen finden sich auf der Internetseite , die im Diercke Weltatlas digital unter „Zusatzfunktionen“ mit dem Button „www“ erreicht werden kann.)
Unterrichtliche Einbindung
Die Konzeption und die Umsetzung des Projektes „HafenCity Hamburg“ liefert ein aktuelles und damit für Schüler motivierendes Beispiel für Stadtentwicklungsprozesse in Deutschland. Dieser Unterrichtsvorschlag kann in der Qualifikationsphase am Ende der Unterrichtsreihe zu „Urbane Räume/ Stadtentwicklung/Stadtstrukturen“ eingesetzt werden. Mit seiner Hilfe lassen sich die Merkmale, die innere Differenzierung und der Wandel von Städten sowie die Ziele einer zukunftsorientierten Stadtentwicklung bearbeiten. Zuvor sollten Stadtentwicklung in Europa und innere Differenzierung von Städten unterrichtlich behandelt worden sein.
Unterrichtsziel
Das Ziel der Unterrichtssequenz ist es, die Merkmale und Ziele des Städtebauprojekts „HafenCity Hamburg“ und die damit verbundene Umnutzung der ehemaligen Hafenflächen zu erarbeiten. Dazu wird die Atlaskarte „Hamburg – Altstadt und HafenCity“ (♦ Diercke, S. 35.3) durch Ausschalten verschiedener Informationsebenen zunächst inhaltlich stark reduziert. Im Zuge der unterrichtlichen Aufarbeitung der städtebaulichen Entwicklung wird die Atlaskarte in den aufeinanderfolgenden Arbeitsschritten sukzessivewieder ergänzt.
Zur Unterrichtvorbereitung
Die Lehrperson wählt im Diercke Weltatlas digital die Karte „Hamburg – Altstadt und HafenCity“ aus. Da diese Karte recht komplex gestaltet ist, kann die Informationsmenge zunächst reduziert werden, indem aus der Ebenenansicht alle Elemente bis auf das Gradnetz entfernt werden. Zusätzlich werden alle Textinformationen ausgeschaltet, nur die Beschriftungen zu „Straßen/Gewässer“, „Flächennutzung/ Einrichtungen“ sowie „Seeschifffahrt/Fährverkehr“ bleiben aktiv. Dies ist die Starterkarte, welche unter einem geeigneten Namen abgspeichert wird. Sie wird nun im Unterordner „Szenen“ angezeigt und kann per Doppelklick geöffnet werden.
Unterrichtsverlauf
Nach dem Aufrufen der Starterkarte sollen die Schüler zunächst den Kartenausschnitt in Bezug auf die Lage der Stadt Hamburg verorten. Dies kann mithilfe des Diercke Weltatlas erfolgen oder unter Nutzung des Diercke Globus online (über den Button „o“ abrufbar). Im Anschluss wird durch das Einschalten der Ebene „HafenCity“ erstmals das Projektgebiet sichtbar. Die Schüler sollen zunächst die Außengrenzen der Hafen- City Hamburg nachvollziehen und stichpunktartig fixieren. Mithilfe des Werkzeugs „Entfernungsmessung“ werden die Nord- Süd- (ca. 1 km) und die Ost-West-Ausdehnung (ca. 3,3 km) gemessen sowie daraus die Gesamtfläche (3,3 km2 = ca. 462 Fußballfelder) berechnet.

Im nächsten Schritt aktivieren die Schüler im Diercke Weltatlas digital die Ebenen „Flächennutzung/Einrichtungen“ sowie „UBahn“ (inklusive deren Beschriftung). Nun ist es möglich, die aktuelle und die nach heutigem Stand für 2025 geplante Nutzung abzulesen. Diese Karte dient als Grundlage für den nachfolgenden Arbeitsauftrag, der sich an der Methode „Wo ist was möglich?“ bzw. „Lebendige Karte“ (Vankan u. a. 2007) orientiert. Dazu werden die Schüler (in Einzel- oder Partnerarbeit) mit mehreren Situationsbeschreibungen konfrontiert, welche möglichst konkret im vorliegenden Kartenausschnitt verortet werden sollen. Einige dieser Beschreibungen sind auf einen konkreten Punkt bezogen, andere sind innerhalb eines gewissen Areals nicht genau zu lokalisieren, in diesem Fall gibt es dann mehrere richtige Lösungen. Die Arbeitsergebnisse notieren die Schüler als Ziffern in der Karte. In der anschließenden Besprechung der Arbeitsergebnisse müssen die Schüler ihre jeweilige Standortwahl begründen und weitere, von Mitschülern gemachte Lösungsvorschläge ggf. optimieren. Diese Art der Auseinandersetzung führt zu einem intensiveren Umgang mit der Karte und ihren Inhalten. Darüber hinaus verknüpfen sie ihr Alltagswissen mit geographischen Fachkenntnissen. Dadurch fällt es den Schülern leichter, den Schritt zwischen der abstrakten Karte und der konkreten Nutzung des Areals in der Realität anschaulich und alltagsorientiert nachzuvollziehen. In einem nachfolgenden Unterrichtsschritt wäre es sinnvoll, wenn die Schüler versuchen, die Nachhaltigkeit des Projektes zu beurteilen sowie die mit diesem Leitbild verknüpften Normen und Wertvorstellungen zu reflektieren. Dies wäre z. B. durch die Nutzung des Unterrichtskonzepts „Nachhaltige Stadtentwicklung in der Hamburger Hafen- City“ (Ecklundt 2011) möglich.

Ausblick
Das hier vorgestellte Konzept zeigt eine Möglichkeit, die Kompetenzen der Schüler im Umgang mit geographischen Informationssystemen zu fördern. Dazu kann die Komplexität der Atlaskarte aus didaktischen Gründen zunächst stark verringert und im laufenden Arbeitsprozess schrittweise erhöht werden. Diese Vorgehensweise kann problemlos auf weitere Atlaskarten des Diercke Weltatlas digital übertragen werden.In Zukunft wird es möglich sein, den Informationsgehaltder Atlaskarten weiter zu erhöhen. In der Praxis haben sich bereits erste Ansätze bewährt, auch akustische Informationenin die Karte zu integrieren, um einerseits andere Lerntypen anzusprechen und den Prozess des Memorierens der Karteninhalte zu unterstützen. Dies kann zusätzlich besonders in den unteren Jahrgangsstufen sehr motivierend wirken. Ansätze zur Nutzung von audiovisuellen Karten im Unterrichten finden sich bei Edler u. a. (2015) sowie Diekmann-Boubaker u. a. (2014).
Literatur Diekmann-Boubaker, N./Edler, D./Lammert-Siepmann, N. (2014): Dürregefahr in der Sahelzone. In: Diekmann- Boubaker, N. (Hrsg.): Diercke – Methoden und Präsentationen für interaktive Lerneinheiten. Braunschweig, S. 24–30. Ecklundt, S. (2011): Nachhaltige Stadtentwicklung in der Hamburger HafenCity. Überzeugung oder Vermarktungsstrategie? In: Praxis Geographie 1/2011, S. 24– 31. Edler, D./Jebbink, K./Dickmann, F. (2015): Einsatz audio-visueller Karten in der Schule – Eine Unterrichtsidee zum Strukturwandel im Ruhrgebiet. In: Kartographische Nachrichten, 65 (5), S. 259–265. Vankan, L./Rohwer, G./Schuler, S. (2007): Diercke Methoden– Denken lernen mit Geographie. Braunschweig. Internet http://www.hafencity.com http://www.hamburg.de/hafencity/