Der Rhonegletscher auf dem Rückzug
Autor:
Tobias Metzger
OStR am Montfort-Gymnasium Tettnang, Lehrbeauftragter am Staatlichen Seminar Weingarten
Fachlicher Hintergrund
Seit dem letzten Gletscherhöchststand in den Alpen um 1850 sind die globalen bodennahen Durchschnittstemperaturen um ca. 0,7 °C gestiegen und haben dafür gesorgt, dass die um 1850 vergletscherte Fläche der Alpen bis heute um ca. 50 % abgenommen hat. Durch Veränderung der Albedo stiegen die Temperaturen im Alpenraum sogar um 1,5 °C an. Gletscher werden oft als „Fieberthermometer der Erde“ bezeichnet, denn auf thermische Veränderungen reagieren sie sehr sensibel. Sie sind daher gute Indikatoren des globalen Klimawandels. Ein Beispiel für den starken Rückgang ist der Rhonegletscher im Kanton Wallis (Schweiz). Mit seinen fast 8 km Länge und 1–2 km Breite zählt er zu den größeren Alpengletschern. Der Rhonegletscher ist ein typischer Talgletscher. Er liegt am Furkapass fast direkt an der Straße und ist daher der am leichtesten zugängliche Gletscher der Schweiz. Kein Alpengletscher ist deshalb so gut dokumentiert wie der Rhonegletscher, denn bereits seit 1874 existieren glaziologische Vermessungen. In der Nähe des Gletschers liegt das bekannte Hotel Belvedere, wo seit ca. 120 Jahren in jedem Frühjahr eine 100 m lange Eisgrotte in den Gletscher gefräst wird, die dann im Sommer für Tausende von Touristen zugänglich ist. Sowohl die Eisgrotte als auch das Hotel Belvedere sind in der Atlaskarte ◆ Diercke, S. 116/117.5; Diercke 2, S. 78.2 eingezeichnet. Im Zeitraum zwischen 1874 und 2014 betrug der Rückgang des Rhonegletschers etwa zwei Kilometer, die Eismächtigkeit im Zehrgebiet ging im gleichen Zeitraum stellenweise um 50 bis 80 Meter zurück. 1874 lag die Gletscherzunge noch in unmittelbarer Nähe der Hotels von Gletsch auf einer Meereshöhe von 1760 m. Im Herbst 2007 erreichte das Eis nur noch eine Höhe von ca. 2240 m an der Kante eines mächtigen Felsriegels. Hier fällt das Gelände steil nach Süden ab bis hinunter nach Gletsch, das der Rhonegletscher 1900 noch erreichte. 2007 schmolz die Gletscherzunge vom erwähnten Felsriegel weiter in Richtung Nährgebiet ab. Es bildete sich erstmals ein ca. zehn Meter breiter und 60 Meter langer Gletscherzungensee, der sich seither jährlich vergrößert und mittlerweile ein Gefährdungspotenzial darstellt (schlagartige Entleerung, Murgang etc.). Klimatologen prognostizieren bei anhaltender Erwärmung ein Abschmelzen des Rhonegletschers bis zum Ende des 21. Jahrhunderts.
Lernvoraussetzungen
Für die Bearbeitung des Arbeitsblattes sind Kenntnisse über den Aufbau eines Talgletschers notwendig. Insbesondere folgende Begriffe müssen bekannt sein: Seitenmoräne, Gletscherzunge, Gletscherbach. Die Schüler benötigen jedoch keine Vorkenntnisse bezüglich des Diercke Weltatlas digital.Vorbereitung
Falls der Diercke Weltatlas digital noch nicht in Ihrem Schul-Netzwerk vorhanden ist, müssen Sie ihn zunächst installieren (Hinweise dazu unter www.diercke.de/digital).


Durchführung
Nach dem Öffnen des Programms sollten Sie den Schülern das Laden der Karte per Beamer demonstrieren: Falls Sie keine Lizenz besitzen, wählen Sie den Demo-Modus und rufen Sie im Kartenbrowser die „Gratiskarten“ auf. Wählen Sie im Menü „Europa“ den Titel 116 „Alpen – Tourismus und Umwelt“ und dann die Karte 116 „Rhonegletscher – Gletscherrückzug 1874“ (vgl. Abb. 1). Der genaue Umgang mit dem Diercke Weltatlas digital wird anhand der Arbeitsblätter schrittweise und mit Abbildungen erläutert und ist für die Schüler Selbsterklärend. Zunächst üben die Schüler verschiedene Kartendarstellungen vorzunehmen. Dies nicht als Selbstzweck, sondern um die topographischen Besonderheiten des Kartenausschnitts zu erkennen und zu beschreiben. Danach erfahren die Schüler, wie man den dargestellten Kartenausschnitt vergrößern kann, um so auf gewünschte Details der Topographie zoomen zu können. Anschließend müssen sie verschiedene Teilbereiche des Gletschers in der Karte lokalisieren und mit Beschriftungen versehen. Dabei wird der Umgang mit dem Button „Signaturen hinzufügen“ und „Textwerkzeug“ eingeführt. Als weitere Funktion wird die „Entfernungsmessung“ genutzt, um die Dimension der Gletscherzunge und den Rückzug des Rhonegletschers zu veranschaulichen. Abschließend sollte mithilfe der Internetseite gletschervergleiche.ch der dramatische Rückgang visualisiert werden (vgl. Abb. 2 und 3). Dies lässt sich von vier Standpunkten durchführen, wobei die Schüler mithilfe eines Schiebereglers die Bilder übereinanderlegen können. Bei Fragen zu den Funktionen können die Schüler auch auf die #DierckeOneMinute Videos verwiesen werden.
Internet https://diercke.westermann.de/content/rhonegletscher-schweiz-gletscherr%C3%BCckzug-1874-2006-100750-78-2-0 http://www.schweizerseiten.ch/gletscher_rhone.htm https://www.glamos.ch/factsheet#/B43%2F03 http://www.gletschervergleiche.ch/Pages/ImageCompare.aspx?Id=1