Überblick
Die Kartenserie (32.3; 32.4, 33.5 und 33.6) veranschaulicht auf beeindruckende Weise die städtebauliche Entwicklung von Aarau im Zeitraum von 1835 bis zur Gegenwart. Im Mittelpunkt stehen dabei insbesondere die Veränderungen und Fortschritte im Gewerbe- und Industriebereich, die massgeblich das urbane Erscheinungsbild geprägt haben. Die vielfältigen Kartenansichten bieten eine anschauliche Darstellung dieser historischen Transformationen und verdeutlichen somit die prägenden Entwicklungen der letzten zwei Jahrhunderte.Industrie und Gewerbe im Wandel (1950er bis 1980er)
Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die überbaute Fläche nochmals zu. Es zeichnete sich ab, dass mit der bisherigen offenen und halboffenen Bebauung mit vielen Grünflächen die Baulandreserven ziemlich rasch erschöpft sein würden. 1959 trat deshalb eine neue Bauordnung in Kraft, welche die Verdichtung im Umfeld der Altstadt sowie den Bau von Wohnblöcken und Hochhäusern in Teilen der Aussenquartiere ermöglichte. Ein besonders auffälliges Bauvorhaben war die Satellitenstadt „Telli“. Sie zählt über 1 200 Wohnungen und schliesst auch verschiedene Zentrumsfunktionen (z. B. Einkaufsmöglichkeiten) mit ein. Sie ist eine der wenigen Grossüberbauungen der Deutschschweiz, die nach einem einheitlichen Gestaltungsplan realisiert wurden.
Die Wirtschaft erfuhr in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen grundlegenden Wandel, wie in vielen anderen Städten der Schweiz auch. Ab 1960 arbeiteten in Aarau erstmals mehr Menschen im Dienstleistungs- als im Industriesektor. Insbesondere in den 1980er Jahren erlebte Aarau einen einschneidenden wirtschaftlichen Strukturwandel. Verschiedene traditionelle Industriebetriebe wurden geschlossen oder restrukturiert. In zahlreiche Fabrikgebäude zogen Betriebe anderer Branchen, oder aber sie wurden zu Wohn- und Dienstleistungszwecken umgenutzt. Das Wachstum des Dienstleistungssektors auf Kosten des Industriesektors hält bis heute an. Die Beschäftigtenzahl von Aarau ist mit über 30 000 wesentlich grösser als seine Einwohnerzahl. Daraus lässt sich die zentralörtliche Funktion der Stadt ablesen.
Aktuelle Entwicklung und Bauzonenplan (2020er)
Seit den 1990er Jahren liegt einer der Entwicklungsschwerpunkte im Gebiet südlich und östlich des Bahnareals. Mit dem Neubau des Bahnhofs und der geänderten Linienführung der Schmalspurbahnen haben diese Areale an Attraktivität gewonnen und sind dank der guten Erreichbarkeit besonders als Arbeitsplatzgebiete von Bedeutung.
Der Karte überlagert ist der Bauzonenplan der Stadt Aarau auf dem aktuellsten Stand ab 2020. Er bildet zusammen mit den zugehörigen Bauvorschriften (Bau- und Nutzungsordnung) den Nutzungsplan. Diese Instrumente regeln die Nutzung des Bodens parzellengenau und eigentümerverbindlich. Der Erlass und die Änderungen des Nutzungsplans haben demnach direkte Auswirkungen auf das Grundeigentum. Sie unterstehen einem klar geregelten gesetzlichen Verfahren, das demokratische Entscheide und Rechtsschutz gewährleistet. Da die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sich in einem stetigen Wandel befinden, muss auch der Nutzungsplan und damit der Bauzonenplan periodisch überprüft und angepasst werden. Ein Beispiel für solche Anpassungen findet sich im Bereich östlich des Bahnhofs. Dieser war auf der Karte von 1955 noch ein reines Industriegebiet, hat sich aber durch den wirtschaftlichen Strukturwandel zu einem bevorzugten Standort von Gewerbe- und Wohnbauten entwickelt.
Stadtquartier der Zukunft: Telli-Ost
Das Projekt Telli-Ost ist ein bedeutendes städtebauliches Vorhaben im Bauzonenplan der Stadt Aarau. Es befindet sich im östlichen Teil des Stadtteils Telli, südlich und östlich des SBB-Bahnareals, und profitiert von seiner Nähe zum Bahnhof und zur Altstadt. Ziel des Projekts ist die Schaffung eines modernen und nachhaltigen Stadtquartiers mit einer Mischung aus Wohn- und Gewerbeflächen, um eine hohe Lebensqualität für die Bewohner zu gewährleisten.
Das Gebiet soll zu einem "Quartier im Quartier" werden, das verschiedene Aspekte des urbanen Lebens vereint. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Verkehrserschliessung: Die unmittelbare Nähe zum Bahnhof Aarau und die geänderten Linienführungen der Schmalspurbahnen sorgen für eine hervorragende Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Nach den Plänen der Stadt sollen auch sichere und attraktive Wege für Fussgänger und Velofahrer integriert werden.
Nachhaltigkeit steht im Mittelpunkt der Planung, mit einem Fokus auf ökologische Baumaterialien und energieeffiziente Gebäudetechnik. Zudem sind innovative Konzepte für die Energieversorgung vorgesehen, um den CO<sub>2</sub>-Fussabdruck des Quartiers zu minimieren.
Zusätzlich sind grosszügige Grünflächen und Freiräume vorgesehen, die den Bewohnern Erholungsmöglichkeiten bieten und zur Lebensqualität beitragen sollen. Dazu gehören Gemeinschaftsgärten, Spielplätze und Freizeitangebote für verschiedene Altersgruppen. Die Stadt plant zudem die Integration von sozialen und kulturellen Einrichtungen, um ein lebendiges und vielseitiges Quartier zu schaffen.
Das Projekt befindet sich in der Planungs- und Entwicklungsphase und wird in mehreren Bauabschnitten realisiert, um eine schrittweise und durchdachte Quartierentwicklung sicherzustellen. Insgesamt soll das Telli-Ost-Gebiet zu einem der wichtigsten Entwicklungsgebiete Aaraus werden und zur Attraktivität der Stadt beitragen.