Acre und Rondônia - Rodungsstrukturen

Amerika - Südamerika - Regenwald
978-3-14-100770-1 | Seite 217 | Abb. 3 | Maßstab 1 : 5000000

Informationen

Die beiden brasilianischen Bundesstaaten Acre und Rondônia liegen im Südwesten des Amazonastieflandes an der Grenze zum südlichen Nachbarn Bolivien. Das Satellitenbild zeigt die verschiedenen Vegetationsformationen und die Folgen menschlicher Eingriffe in diese Ökosysteme. Das Satellitenbild wurde mit dem Umweltsatelliten TERRA aufgenommen und baut sich aus Echtfarben auf.

Landwirtschaftliche Erschließung
Im Gegensatz zu der Agrarkolonisation entlang der Transamazônica, die weit hinter den Erwartungen zurückblieb, lässt sich in Rondônia seit den 1970er-Jahren eine überaus dynamische landwirtschaftliche Erschließung beobachten. Ein Beleg dafür ist die starke Zuwanderung, durch die die Gesamtbevölkerungszahl bis 1991 auf 1,1 Mio. und bis 2006 auf knapp 1,4 Mio. Menschen stieg. Ihren Höhepunkt hatte die Zuwachsrate Mitte der 1980er-Jahre. Dass sie im Vergleich dazu heute bescheidener ausfällt, deutet darauf hin, dass kaum noch neues Land erschlossen werden kann und Erwerbsmöglichkeiten außerhalb der Landwirtschaft rar sind. Nur der Abbau von Diamanten und Zinn hat eine gewisse Bedeutung.
Auf dem Satellitenbild sind deutlich die Rodungsstreifen für Weiden und Acker erkennbar. Die Agrarkolonisation ist auf den Anbau einjähriger Kulturpflanzen ausgerichtet. Vor allem Grundnahrungsmittel wie Bergreis, Bohnen, Maniok und Mais werden im System der Landwechselwirtschaft angebaut. Hinzu kommen Dauerkulturen; zunächst Kakao, in letzter Zeit auch Kaffee. Während die Grundnahrungsmittel primär der Eigenversorgung dienen, ist der Dauerkulturanbau nahezu ausschließlich auf die Vermarktung ausgerichtet. Darüber hinaus gewinnt der exportorientierte Anbau von Sojabohnen zunehmend an Bedeutung. Auch die Rinderhaltung spielt eine wichtige Rolle. In Acre beschränkt sich die Kolonisation bislang auf kleinere Gebiete.
Die landwirtschaftliche Erschließung Rondônias erfolgt nicht nur gelenkt, also durch Landkauf, sondern auch durch wilde Landnahme, die erhebliche Waldflächen verschlingt. Oftmals werden die Flächen durch Feuer von der Waldbedeckung befreit und für die landwirtschaftliche Nutzung vorbereitet. Das Satellitenbild zeigt eine Vielzahl solcher Feuer, vor allem an den Grenzen der Kolonisationsgebiete.

Weidewirtschaft
An dem Fluss Guapore, der den Grenzverlauf zwischen Brasilien und Bolivien nachzeichnet, ist eine Eignung für die Weidenutzung gegeben. Dort gibt es allerdings das ökologische Problem der "Vergrasung" durch Kunstweiden. Wie wenig die Weidenutzung kolonisationsfördernd wirkt und neue Erwerbsmöglichkeiten schafft, belegt der Umstand, dass durchschnittlich pro 178 ha nur eine Arbeitskraft benötigt wird.
Der zunehmende Verkauf von Land durch die Kleinbauern und der damit einhergehende Trend zur Besitzkonzentration und Expansion großbetrieblicher Rinderweidewirtschaft stellen den brasilianischen Bundesstaat Rondônia heute vor große sozio-ökonomische Probleme. Die Folge dieser Entwicklung ist eine zunehmende Verdrängung der Kleinbauern, mit anderen Worten eine Reproduktion genau jener Disparitäten, denen die Kolonisten in ihren Herkunftsräumen durch die Auswanderung nach Rondônia eigentlich entgehen wollten.
K. Kremb, H. Kiegel

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