Überblick
Afrika ist der am schnellsten wachsende Kontinent. Seine Bevölkerung soll Prognosen zufolge von aktuell 1,5 Mrd. Menschen bis zum Jahr 2100 auf rund 4 Mrd. anwachsen. Die Karte zeigt eine ungleichmäßige Bevölkerungsverteilung, die durch die naturräumlichen Voraussetzungen und die historische Entwicklung bedingt ist. Vor allem in den Küstenregionen liegen große Städte und Agglomerationen, die ein rasches Wachstum verzeichnen.
Besiedlung
Die Bevölkerungsdichte in den verschiedenen Regionen Afrikas spiegelt die Möglichkeiten der wirtschaftlichen Nutzung wider. Ein großer Teil des Kontinentes besteht aus Trockengebieten, die für die Landwirtschaft kaum infrage kommen und deshalb äußerst dünn besiedelt sind. Im Gegensatz dazu stehen zum Beispiel die Flussoasen in den Trockenregionen, eindrucksvoll erkennbar an der Niloase. Auch feuchtere Bergländer mit teilweise fruchtbaren Böden aus vulkanischen Aschen wie Äthiopien, Ruanda oder Burundi zählen zu den dichter besiedelten Regionen. Gleiches gilt für die verkehrsgünstig gelegenen, teils zudem klimatisch begünstigten Küstenräume in Nord- oder Westafrika.
Die Siedlungsstrukturen wurden stark durch die koloniale Erschließung beeinflusst, die von der Küste aus in Richtung Inland erfolgte. Lag der Bevölkerungsschwerpunkt in Westafrika ursprünglich im Bereich der Savannen, so werden höchste Konzentrationen heute in den rasch wachsenden Primatstädten bzw. Ballungsräumen an der Küste erreicht, beispielsweise in Lagos, Luanda oder Daressalam. Erst in jüngerer Zeit haben einige Staaten ihre Hauptstadt wieder in das Hinterland verlegt, so im Falle von Nigeria (Abuja), Elfenbeinküste (Yamoussoukro) und Tansania (Dodoma).
Verstädterung
Im subsaharischen Afrika lag der Anteil der städtischen Bevölkerung 2023 bei 42 Prozent, im nördlichen Afrika und Mittleren Osten hingegen bei 66 Prozent (s. 184.3). Das Stadtwachstum war bereits in der Vergangenheit sehr hoch und wird auch in Zukunft deutlich größer sein als das durchschnittliche Bevölkerungswachstum auf dem Kontinent. Dies ist ein deutlicher Hinweis auf den rasant fortschreitenden Verstädterungsprozess. Nach Berechnungen wird sich die städtische Bevölkerung in Afrika bis 2050 nahezu verdreifachen. Die oft unkontrolliert vor sich gehende Land-Stadt-Wanderung ist angesichts der vielfältigen sozialen und ökonomischen Schwierigkeiten der meisten afrikanischen Länder ein großes Problem. Vor allem die Primatstädte wie Lagos, Kinshasa und Luanda verzeichnen eine chaotische Bevölkerungsentwicklung (s. 185.4), die alle städtischen Infrastrukturkapazitäten sprengt. Zu den Folgen dieser Entwicklung zählen Slums, Massenarmut und -arbeitslosigkeit und nicht zuletzt auch Kriminalität.