Afrika - Landwirtschaft

Afrika - Landwirtschaft und Klima
978-3-14-100943-9 | Seite 84 | Abb. 1 | Maßstab 1 : 36000000

Überblick

Der afrikanische Kontinent zeigt ein variantenreiches Bild landwirtschaftlicher Nutzung. Dieses Nebeneinander unterschiedlichster Formen erklärt sich im Wesentlichen aus der naturräumlichen Vielfalt, der geschichtlichen Entwicklung, dem Entwicklungsstand der jeweiligen Länder und den gegenwärtigen Rahmenbedingungen auf den Weltagrarmärkten. Die Karte ermöglicht einen Überblick zur Bodennutzung, der Ausdehnung des Kultur- und Weidelandes sowie den angebauten Nutzpflanzen. In vielerlei Hinsicht lassen sich Beziehungen zu den Klimakarten und den physischen Karten herstellen. Aussagen zur Exportorientierung lassen sich aus der Schraffur (Eigenbedarf) bzw. indirekt aus den angebauten Nutzpflanzen ableiten.

Vegetationszonen

Der Karte liegt die weitgehend breitenparallele Anordnung der Vegetationszonen zwischen der Sahara und der Lundaschwelle zugrunde. Auf den immergrünen Regenwald des Kongobeckens und die Monsunwaldreste Westafrikas folgt ein Feuchtsavannengürtel. An ihn schließt sich eine breite Zone von Trocken- und Dornstrauchsavannen an. Wüsten und Halbwüsten erreichen in der Sahara das Ausmaß eines „Kontinentes“; am Horn von Afrika, in Ost- und Südafrika sind Teile der Küstenzone und des Binnenlandes wüstenhaft. Das Hochland von Äthiopien und das Ostafrikanische Hochland zeigen eine vertikale Landschaftsgliederung in Höhenstufen.

Ländlich geprägte Kulturlandschaften

Das landwirtschaftliche Kulturland Afrikas umfasst im Wesentlichen die Gebiete entlang der Mittelmeerküste und des Nils, Westafrika zwischen dem Senegal und Zentralafrika, das Hochland von Äthiopien, einen breiten Streifen an der Ostseite des Kontinents zwischen Uganda und Südafrika sowie Teile der Atlantikküste im Südwesten (Kongo, Angola). Es dominiert vielerorts eine kleinbäuerliche Landwirtschaft. Allerdings wird in den letzten Jahren – nicht zuletzt durch ausländische Investitionen – eine industrialisierte Landwirtschaft vorangetrieben, die Genussmittel wie Kakao und Kaffee, Blumen, Getreide, aber auch Zuckerrohr und Ölpalmen in großem Maßstab für die ausländischen Märkte erzeugt. Zu einem großen Problem hat sich vor allem das „Land Grabbing“ entwickelt, die Aneignung großer Anbauflächen durch fremde Staaten und ausländische Großkonzerne, wie in der Demokratischen Republik Kongo, in Äthiopien und Sudan.

Trockenräume

Zu den naturnahen Landschaften mit geringer wirtschaftlicher Nutzung zählen die ausgedehnten Trockenregionen vor allem im Nordteil des Kontinents. Dort breiten sich Wüsten aus, an deren Rändern extensive Viehhaltung, teilweise mit halbnomadischen Lebensformen, möglich ist. Ausnahmen bilden in diesen Gebieten Standorte, an denen Oasenwirtschaft oder Bewässerungsgebiete möglich sind, z. B. im Niltal (s. 80.1).

Viehwirtschaft

Die agrarökologische Gliederung Afrikas bildet den Rahmen für die Verteilung der Viehwirtschaft. Die Feuchtsavannen und Regenwälder des Tieflands sind von der Tsetsefliege verseucht, sodass eine Rinderhaltung größeren Ausmaßes nicht möglich ist; die trockenen Savannen, die Hochländer der Tropen sowie die semiariden bis humiden Subtropen sind daher Hauptgebiete der Viehwirtschaft. Der Grad der Marktorientierung bei der Viehhaltung ist sehr unterschiedlich. Vieh ist heute ein wichtiges Handelsgut, seien es Schafe, Dromedare und Esel in Nordafrika – Rinder, Ziegen, Schafe und Esel in den trockenen Savannen, den Subtropen und Hochländern – Ziegen, Schweine und Geflügel in der Regenwaldzone.

Nutzpflanzen

Die zonale Anordnung der Klimagebiete, Vegetation und ihre Höhengliederung schlägt sich in der Verbreitung der Nutzpflanzen nieder: Bei den Nahrungsmittelkulturen dominieren Maniok und Kochbanane in der Regenwaldzone, Yams in der Feuchtsavanne, Hirse und Erdnuss in den Trocken- und Dornstrauchsavannen. Der Reisanbau auf Bewässerungsflächen spielt eine zunehmende Rolle. In den subtropischen Winterregengebieten hat der Weizenanbau seine Hauptverbreitung, in den subtropischen und tropischen Halbwüsten und Wüsten die Dattel. In den Hochländern sind Mais, Bohnen und Süßkartoffeln Grundnahrungsmittel. Die durch Schrägschraffur gekennzeichneten Nutzpflanzen werden zum einen für den Eigenverbrauch angebaut, in erheblichem Umfang allerdings auch für die lokalen und regionalen Lebensmittelmärkte.

Auch bei den vorwiegend exportorientierten Nutzpflanzen lassen sich Bezüge zu den Ökozonen und Höhenstufen herstellen: In den immerfeuchten Tropen werden Ölpalmen als fettliefernde Pflanzen angebaut, Kakaobaum und Kaffeestrauch als Genussmittelpflanzen sowie Hevea brasiliensis als Kautschuk liefernder Baum. Die Savannen sind die Herkunftsgebiete von Baumwolle und Erdnuss. In den höher gelegenen Gebieten liefern Strauchkulturen den wertvollen Arabica-Kaffee und Tee. Als typisch mediterrane Nutzpflanzen werden im äußersten Norden und Süden des Kontinentes Zitrusfrüchte und Wein angebaut.

Nördlich der Sahelzone bestimmen Trockenräume die Bedingungen für die Landwirtschaft. Sie ist dort an lokale Grundwasservorkommen und den Nil gebunden (Oasenlandwirtschaft, s. auch 80.1). Nur in einzelnen Räumen nördlich des Atlasgebirges und am Mittelmeer ist Ackerbau auch ohne Bewässerung möglich. Trotz der engen räumlichen Grenzen der Anbaugebiete ist die Landwirtschaft in diesem Teil Afrikas sehr produktiv und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

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