Afrika - Wirtschaft

Afrika - Wirtschaft
978-3-14-100943-9 | Seite 86 | Abb. 1 | Maßstab 1 : 36000000

Überblick

In Afrika gibt es kein Wirtschaftszentrum von globaler Bedeutung. Zu den kontinental wichtigsten Zentren zählen Kairo (Ägypten) und Johannesburg/Pretoria (Südafrika; s. 180.1), international politisch bedeutend ist als UN-Standort außerdem Nairobi (Kenia). Daneben gibt es eine Reihe von regional bedeutsamen Zentren wie beispielsweise Casablanca (Marokko), Algier (Algerien), Dakar (Senegal), Accra (Ghana), Lagos (Nigeria) Kinshasa/Brazzaville (D.R.  Kongo/Rep. Kongo), Luanda (Angola), Kapstadt (Südafrika), Daressalam (Tansania), Addis Abeba (Äthiopien, Sitz der Afrikanischen Union) und Alexandria (Ägypten). Diesen wirtschaftlichen Zentren stehen weite Teile des Kontinents gegenüber, die von der Globalisierung bislang noch wenig erfasst sind. Allerdings befinden sich viele Länder stark im Umbruch. Zu den am schnellsten wachsenden Ökonomien weltweit zählten auch afrikanische Staaten wie Äthiopien, Mosambik, Nigeria und Ruanda. Dicht besiedelte Regionen mit höherem Bergbau-, Industrie- und Dienstleistungsanteil existieren in Afrika nur inselhaft. Viele Verdichtungsräume sind an Lagerstätten von Rohstoffen, historische Herrschaftszentren und kolonialzeitliche Hauptstädte gebunden.

Wirtschaftliche Strukturschwäche

Im weltweiten Vergleich ist die Wirtschaft auf dem afrikanischen Kontinent schwach entwickelt. Für die strukturelle Schwäche lassen sich historische und politische, aber auch naturräumliche Gründe anführen: Ausgedehnte Gebiete können aufgrund ihrer ungünstigen natürlichen Bedingungen wirtschaftlich nur sehr eingeschränkt oder gar nicht genutzt werden. Ein Großteil der am wenigsten entwickelten Länder der Erde finden sich in Afrika, insbesondere in der Region südlich der Sahara (vgl. 188.1). Große Teile der Bevölkerung leben vom informellen Beschäftigungssektor. Für die Masse der Armen ist die informelle Wirtschaft „Überlebensökonomie“, für große Teile der Eliten ist sie hingegen eine Quelle immensen Reichtums, nicht zuletzt durch illegale Aktivitäten im Handel mit Rohstoffen, Diamanten oder Waffen.

Bergbauregionen

Afrika ist außergewöhnlich reich an Bodenschätzen. Folgende regionale Schwerpunkte mit Bedeutung für den Weltmarkt lassen sich unterscheiden: zum einen die stark expandierenden „Energieregionen“ in Nord-, West- und Zentralafrika (Erdöl, Erdgas sowie Südafrika mit Steinkohle, Uran), zum anderen die „Metall- und Mineralregionen“ im Süden und Südosten des Kontinents sowie in Zentralafrika (Eisenerz, Stahlveredler, Kupfer, Blei, Zink, Zinn, Edelmetalle, Edelsteine).

Die bergbaulichen Ressourcen waren ein Hauptgrund für die koloniale Erschließung Afrikas im 19. Jahrhundert. Infolge des Bergbaus entstanden städtische Agglomerationen. Die Verkehrslinien sind auf die Bergbauzentren ausgerichtet. Heute sind die Bodenschätze für viele Länder Afrikas das wichtigste Exportgut (s. 180.2), aber zugleich auch ein „Fluch“, weil die einseitige Ausrichtung auf ein Exportprodukt die Volkswirtschaft extrem abhängig macht und weil der Streit um den Zugang zu den wertvollen Rohstoffen zu den entscheidenden Ursachen für schlechte Regierungsführung, Korruption, kriminelle Geschäftspraktiken, weiträumige Umweltzerstörung und bewaffnete Konflikte zählt.

Industriezentren

Die Verteilung der Industrien zeigt, dass es zahlreiche Küstenstandorte, aber nur wenige Standorte im Binnenland gibt. Die Küstenstädte liegen besonders verkehrsgünstig auch in Hinblick auf den immer bedeutsamer werdenden Weltmarkt (Export, Import). Bei Industriestandorten im Inland (wie Nairobi oder Johannesburg) sind die Nähe zu Rohstoffvorkommen bzw. zur jeweiligen Hauptstadt wichtige Faktoren.

An vergleichsweise vielen Standorten gibt es Leichtindustrie, dazu zählen die Textil-, Bekleidungs- und Lederverarbeitung, die Nahrungs- und Genussmittelindustrie sowie die Produktion von anderen Konsumgütern. Die industrielle Fischverarbeitung geschieht vorwiegend für den Export; der regionale Fischverzehr wird vor allem aus Flüssen und Seen gedeckt.

Zur Schwerindustrie zählen zum Beispiel die Erdölraffinerien. Neben der Belieferung des Binnenmarktes oder der Region sind sie vor allem auf den Export ausgerichtet. Die chemische und kunststoffverarbeitende Industrie existiert vorwiegend in Form von Großanlagen der Kunstdüngerindustrie bzw. in Gestalt mittlerer und kleiner Unternehmen, die Farben und Lacke, pharmazeutische Produkte oder Kunststoffprodukte herstellen. Auch bei den metallverarbeitenden Betrieben handelt es sich zumeist um kleine und mittlere Unternehmen, die für den lokalen bzw. regionalen Markt produzieren. Branchen von Hightech-Industrien sind nur an wenigen Standorten vertreten (wie Kapstadt oder Nairobi).

Dienstleistungszentren

Die wenigen ausgesprochenen Dienstleistungszentren Afrikas zeigen eine Orientierung auf Politik, Kultur, Bildung und Medien. Finanzzentren wie Johannesburg und Lagos oder Schwerpunkte unternehmensnaher Dienstleistungen wie Accra sind Ausnahmen. Mauritius gilt als Steueroase, es gibt dort gegenwärtig rund 10 000 Offshore-Firmen.

Tourismusregionen

Einige Naturlandschaften sind international bedeutende Tourismusregionen (z. B. Krüger-Nationalpark in Südafrika, Okavango-Binnendelta in Botsuana, Serengeti-Nationalpark in Tansania). Weitere international bedeutende Tourismusstandorte befinden sich in Nordafrika an den Küsten und an Stätten des Weltkulturerbes (Niltal, Karthago usw.). Der Tourismus gilt in vielen Ländern als wichtige „Wachstumsindustrie“.

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