Amerika - Niederschläge im Jahr

Amerika - Amerika - Klima
978-3-14-100870-8 | Seite 211 | Abb. 3 | Maßstab 1 : 64000000

Überblick

Bei der Niederschlagsverteilung tritt der bestimmende Einfluss der küstenparallelen Gebirgszüge deutlich zutage. Entlang den Rocky Mountains und den Anden stauen sich die etwa jenseits des 35. Breitengrades ganzjährig vorherrschenden Westwinde und haben entsprechende Steigungsregen zur Folge. Dadurch werden in einem schmalen Küstenstreifen im Luv der Kordillere mittlere jährliche Niederschlagsmengen von bis zu 3000 Millimetern verzeichnet. Im Lee der Küstengebirge nehmen die Niederschläge durch föhnartig absteigende Luftmassen rasch ab. In Nordamerika nennt man diese warmen Fallwinde Chinook. Auf diese Weise erreichen die Niederschläge auf der Ostseite der Rocky Mountains und der Anden im Einflussbereich der Westwindzone zum Teil weniger als 250 Millimeter pro Jahr.

Im Südwesten Nordamerikas sowie entlang der südamerikanischen Westküste zwischen 5° und 35° südlicher Breite macht sich außerdem der Einfluss der subtropischen Hochdruckgürtel bemerkbar. Das Nord- bzw. Südpazifik-Hoch sorgt dort durch bodennahe Divergenz (Auseinanderströmen der Luftmassen) und einer damit einhergehenden Wolkenauflösung für einen sehr starken Rückgang der Niederschläge. Kalte Auftriebswässer des Kalifornischen Stroms und Humboldtstroms verstärken die Absinkbewegungen der Luftmassen und die damit verbundene Trockenheit. Bei teilweise unter 100 Millimetern im langjährigen Niederschlagsmittel herrschen wüstenhafte Bedingungen, wie etwa in der Mojavewüste und der Atacama-Wüste.

Die Niederschlagskarte zeigt im Süden und Osten Nordamerikas in Küstennähe höhere Niederschlagsmengen als im Binnenland. Die Niederschläge resultieren aus feuchten Luftmassen über den warmen Meeresflächen der Karibik, die sich durch auflandige Winde entlang den Küsten abregnen und dort jährliche Niederschlagsmengen von teilweise bis zu 2000 Millimetern verursachen. Durch die im Vergleich zu den Rocky Mountains wesentlich geringere Höhe der östlichen Küstengebirge (Appalachen) können die Niederschläge auf der Ostseite Nordamerikas wesentlich weiter ins Landesinnere vordringen. Deshalb treten dort verbreitet jährliche Niederschlagsmengen zwischen 500 und 1500 Millimetern auf.

Mittelamerika und das äquatoriale Südamerika unterliegen dem tropischen Zirkulationsgeschehen der Hadleyzelle. Der sich jahreszeitlich verlagernde Zenitstand der Sonne bedingt über Südamerika die Bildung eines flachen Bodentiefs, das zu einem Zusammenfluss (Konvergenz) der Passatwinde aus Norden und Süden führt. Dieser Bereich kennzeichnet die Lage der Innertropischen Konvergenzzone (ITCZ). Die damit einhergehenden äquatorialen Westwinde führen zu recht beständigen Niederschlägen. Für Mittelamerika und die Karibik ist insbesondere der auflandige Nordost-Passat niederschlagsbringend. Dabei werden die Ostküsten jeweils stärker beregnet als die Westküsten.

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