Amerika - Wirtschaft
Überblick
Ein wichtiges Mittel zur wirtschaftlichen Integration der amerikanischen Länder war die Gründung von Bündnissen zur Öffnung der Märkte und zum Abbau von Handelshemmnissen. Das bedeutendste dieser Wirtschaftsbündnisse ist das 1994 gegründete Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) zwischen Kanada, den USA und Mexiko, das den größten Teil der Wirtschaftskraft Amerikas vereint. Sein lateinamerikanisches Pendant ist MERCOSUR ("Gemeinsamer Markt des Südens"), dem Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay und Venezuela als Vollmitglieder, Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, Chile, Guyana und Suriname als assoziierte Staaten angehören. Weitere Wirtschaftsbündnisse sind unter anderem MCCA (Gemeinsamer zentralamerikanischer Markt), die CARICOM (Karibische Gemeinschaft) und die CAN (Andengemeinschaft). Die Schaffung einer (Gesamt-)Amerikanischen Freihandelszone zwischen allen 34 Staaten in Nord-, Mittel- und Südamerika - vorläufig ausgenommen einzig Kuba - wird seit Jahrzehnten erwogen, scheiterte allerdings bislang.
Auf der Karte gut zu erkennen ist die Dominanz der US-Wirtschaft. Der hoch verdichtete Nordosten der USA mit den Weltstädten New York und Chicago, Kalifornien mit den Metropolen Los Angeles und San Francisco und der Nordwesten als Hightech-Zentrum sind Dreh- und Angelpunkte der Weltwirtschaft. Der Aufstieg der USA zur industriellen und technologischen Wirtschaftsmacht begann in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Bereits vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs hatten die USA den damaligen industriellen Vorreiter Großbritannien überholt. Ausschlaggebend für den wirtschaftlichen Erfolg des Landes waren verschiedene Faktoren: reiche Bodenschätze, die klimatische und landschaftliche Vielfalt, günstige politische Rahmenbedingungen für wirtschaftliche Aktivitäten, nicht zuletzt die positive Einstellung zur Arbeit, die ihre Wurzeln in der puritanischen Arbeitsethik der Gründerväter hat. Zu einem Innovationszentrum von Weltrang entwickelte sich das kalifornische Silicon Valley.
Riesige Teile Kanadas sind nur sehr dünn besiedelt. Die Wirtschaftszentren befinden sich fast ausnahmslos im Süden des Landes und sind de facto mit den US-amerikanischen verwachsen. Eine Wachstumsregion besonderer Art ist derzeit die kanadische Provinz Alberta, in der die weltweit zweitgrößten Ölreserven in gewaltigen Ölsandvorkommen schlummern. Der extrem energieaufwendige Abbau dieser Vorkommen ist erst durch den starken Anstieg der Weltmarktpreise für Erdöl ökonomisch rentabel geworden, wirft aber im Hinblick auf die ökologische Verträglichkeit eine Reihe von Fragen auf.
Mexiko hat aufgrund seiner NAFTA-Mitgliedschaft eine Mittelstellung zwischen Anglo- und Lateinamerika. Seine Landeshauptstadt ist das wirtschaftliche Zentrum Mittelamerikas. Vielen mittelamerikanischen Ländern, die früher wegen ihrer einseitigen Abhängigkeit von ausländischen Konzernen und Politinteressen als "Bananenrepubliken" apostrophiert wurden, ist in den letzten Jahrzehnten eine staatliche Konsolidierung und eine Diversifizierung ihrer Wirtschaft gelungen.
Kennzeichnend für Südamerika ist eine ausgesprochene Küstenorientierung. Die Ostküste zwischen Belém an der Nordortküste Brasiliens und Bahia Blanca in Argentinien ist der bedeutendste Wirtschaftsraum des Kontinents. Ein weiterer wirtschaftlicher Ballungsraum rund um Caracas beruht wesentlich auf den gigantischen Ölreserven Venezuelas. Ein Siedlungsband erstreckt sich von dort entlang der Westküste über Lima bis in die Agglomeration Santiago. In Amazonien gibt es punktuell oder inselhaft eine bergbauliche, industrielle oder landwirtschaftliche Nutzung, die Erschließung erfolgt entlang der großen Flüsse oder Straßenschneisen (Transamazonica).