Amsterdam - Schwammstadt

Niederlande - Wassermanagement
978-3-14-100919-4 | Seite 99 | Abb. 3| Massstab 1 : 200000

Überblick

Pro Jahrzehnt erwärmen sich weltweit Städte im Durchschnitt um 0,5 Grad, fast ein Drittel schneller als die ländliche Umgebung. Mit dem Konzept „Schwammstadt” geht die Stadtentwicklung neue Wege. Die globale Erwärmung führt immer häufiger zu extremen Wetterlagen mit hohen Temperaturen, Trockenheit und starken Niederschlägen. Gerade grosse, dicht bebaute Städte können sich nur schlecht auf diese Extremereignisse vorbereiten. Eine Schwammstadt nutzt die Ressource Wasser zum Kühlen. Niederschläge sollen nicht ungehindert abfliessen, sondern gespeichert werden.

Aufgaben einer Schwammstadt

Die Schwammstadt dient der Hitzevorsorge und dem Hochwasserschutz. Das Konzept wurde in der Volksrepublik China in mehreren Projekten erfolgreich getestet. Auch im Ruhrgebiet und in Berlin laufen Versuche. Regenwasser soll nicht mehr schnell abgeleitet, sondern als Ressource in der Stadt oder Region gehalten werden, um grosser Hitze vorzubeugen. Die Überflutungskatastrophe 2021 in Ardennen und Eifel sowie 2024 in der Region Valencia macht das Konzept immer attraktiver. Solche Ereignisse lassen sich zwar nicht vermeiden, aber die Schäden minimieren. Das nicht in die Abwasserkanäle geleitete Regenwasser kann zum Beispiel zur Versorgung der Stadtbäume und Parkanlagen genutzt werden. Die Stadt wird auf diese Weise gleichzeitig grüner. Trifft das Wasser auf Grünflächen, steigt mit der Sonneneinstrahlung die Verdunstung. Die entstandene Verdunstungskälte reduziert die Temperaturerhöhung. Dieses Ergebnis lässt sich mit grossen Grünflächen oder mit vielen kleinen, gut verteilten Parks erreicht. Die in Städten vorhandene Bodenversiegelung kann genutzt werden, um Regenwasser schnell zu sammeln und in Zisternen zu speichern. Die Stärkung des Stadtwasserhaushalts durch die Bindung von Regenwasser vor Ort setzt einen Dialog mit Stadtplanern und Investoren voraus. Ergänzende Massnahmen sind Dachbegrünung, Fassadenbegrünung, die Pflanzung neuer Bäume, die Schaffung künstlicher Teiche oder kleiner Kanäle, eine wasserdurchlässige Bepflasterung und die Anlage von Baumrigolen (unterirdische Pufferspeicher für Regenwasser).

Hochwasserschutz in Amsterdam

Im Fall von Amsterdam soll das Klimaanpassungskonzept Schwammstadt gleichermassen dem Schutz vor Hochwasser durch Sturmfluten der Nordsee und dem Schutz vor Hochwasser durch Starkregen dienen. 2014 startete die Aktion „Rainproof Amsterdam“ (regensicheres Amsterdam). Konventionelle Massnahmen wie die Eindeichung und der Bau von Schleusen schützen die in einer flachen Region liegende Stadt vor Sturmfluten. Die zahlreichen Zwischenspeicher für Regenwasser schützen dagegen vor Hochwasser durch Starkregen. Diese Speicher oder Zisternen an ausgewiesenen Überflutungsschwerpunkten, den „wet spots”, füllen sich bei Überlastung der Kanalisation. Dieses Wasser kann beispielsweise für die Versorgung von öffentlichen Grünflächen genutzt werden. Überschüssiges Wasser wird über Kanäle und natürliche Wasserwege ins Markermeer abgeleitet. Die Stadtverwaltung unterstützt ihre Bürger bei der Schaffung privater wasserfreundlicher Gärten, anstatt diese zu versiegeln, und fördert die nachträgliche Begrünung von bestehenden Flachdächern.

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