Baden-Württemberg - Landwirtschaft

Baden-Württemberg - Landwirtschaft und Klima
978-3-14-100941-5 | Seite 16 | Abb. 1 | Maßstab 1 : 1100000

Überblick

Aufgrund ihres Mittelgebirgscharakters eignen sich weite Teile Baden-Württembergs hervorragend für die Viehwirtschaft. Dagegen unterliegen die eingeschnittenen Tallagen, zwischengelagerten Beckenlandschaften und die Oberrheinische Tiefebene mit ihren günstigen Klimabedingungen einer intensiven ackerbaulichen Nutzung sowie dem Anbau von Sonderkulturen. Ein Beispiel dafür ist die Landeshauptstadt Stuttgart, an deren zahlreichen Steilhängen um die Innenstadt („Stuttgarter Kessel“) oder im benachbarten Neckartal Wein angebaut wird.

Entwicklung der Landwirtschaft seit 1950

Wie in ganz Deutschland hat die wirtschaftliche Bedeutung der Landwirtschaft in Baden-Württemberg in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen. Waren 1950 noch 842 000 Personen in der Landwirtschaft der seinerzeit drei Bundesländer Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern tätig (haupt- und nebenberuflich, ohne Familienmitglieder), so waren es 1980 bereits nur noch 210 000 in Baden-Württemberg und 2023 lediglich 66 000 – und dies bei gleichzeitig steigender Bevölkerung und noch stärker steigender Erwerbstätigkeit in diesem Dreivierteljahrhundert. Der Strukturwandel erfolgte in erster Linie durch eine starke Technisierung der Landwirtschaft auf allen Ebenen. Dementsprechend konnte trotz massiv zurückgehender Betriebszahlen, einer Umkehr des Verhältnisses von Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben (von 2:1 nach 1:2) weiterhin ungefähr dieselbe landwirtschaftliche Nutzfläche bewirtschaftet und die Erträge deutlich erhöht werden. Dementsprechend hat sich die durchschnittlich bewirtschaftete Fläche der Betriebe von knapp 5 Hektar 1950 auf fast 38 Hektar 2023 erhöht. Insgesamt wurden 2023 14 050 Quadratkilometer und damit 39,3 Prozent der Landesfläche Baden-Württembergs landwirtschaftlich genutzt.

Pflanzliche Produktion

Im Jahr 2023 wurden 57,5 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche Baden-Württembergs als Ackerland genutzt. Fast zwei Drittel der rund 808 000 Mio. Hektar Ackerlandflächen wurden mit Getreide bestellt, davon mehr als drei Viertel mit Weizen und Gerste. Regionale Schwerpunkte des Ackerbaus sind der Kraichgau und das Neckartal, das Bauland und die Hohenloher Ebene, das Oberrheinische Tiefland sowie das Bodenseegebiet.

Die aus Löss entwickelten Böden des Kraichgaus und des Neckartals zählen zu den fruchtbarsten Böden Deutschlands. Hier werden neben Getreide und Zuckerrüben auch Wein und Obst angebaut. Der Wein- und Obstbau hat einen weiteren Schwerpunkt im Oberrheinischen Tiefland am Fuß des Schwarzwaldes und am Kaiserstuhl. Zwischen Schwetzingen und Rastatt spielt die Sonderkultur Spargel eine wichtige Rolle. Die Rebflächen nahmen 2023 mit 25 100 ha immerhin 1,8 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche Baden-Württemberg ein. Am Bodensee wird neben Obst und etwas Wein auch Hopfen angebaut. Insgesamt belegten Sonderkulturen 2023 3,5 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche Baden-Württembergs.

In den höheren Lagen der Mittelgebirge, besonders im Schwarzwald dominiert die forstwirtschaftliche Nutzung. Wälder bedecken insgesamt rund 39 Prozent der Landesfläche Baden-Württembergs.

Viehhaltung

Im Jahr 2023 wurden in Baden-Württemberg 39 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche als Dauergrünland genutzt (ca. 548 000 Hektar) – ein Wert, der sich gegenüber 2013 kaum verändert hat. Die regionalen Schwerpunkte der Rinderhaltung liegen in Oberschwaben und östlich von Stuttgart. Die Schwerpunkte der Schweinehaltung liegen besonders in der Hohenloher Ebene und weniger intensiv im nördlichen Oberschwaben zwischen Ulm und Pfullendorf. 2013 umfasste der Schweinebestand Baden-Württembergs noch 1,95 Mio. Tiere, 2023 hingegen nur noch 1,27 Mio. Tiere. Auf der Schwäbischen Alb spielt auch die Schafhaltung noch eine Rolle.

Betriebsstrukturen

Die landwirtschaftlichen Betriebe in Baden-Württemberg wiesen im Jahr 2013 eine durchschnittliche Betriebsgröße von 33,5 Hektar auf, 2023 waren es bereits 37,5 Hektar. Diese liegt jedoch weit unter dem Bundesdurchschnitt von 65 Hektar. Ein Drittel aller landwirtschaftlichen Betriebe sind kleiner als 10 ha, nur knapp 24 Prozent haben eine Betriebsfläche von 50 ha und mehr. Mehr als die Hälfte der Betriebe waren 2023 Nebenerwerbsbetriebe. Lediglich 43,5 Prozent der Betriebe wurden von Haupterwerbslandwirten bzw. Gesellschaften geführt, die rund 70 Prozent aller Betriebsflächen bewirtschaften.

Nahrungs- und Genussmittelindustrie

Die Nahrungs- und Genussmittelindustrie hat ihre Schwerpunkte in der Nähe der jeweiligen Produktionsstandorte. In allen Weinbaugebieten befinden sich Großkellereien. Der Südosten Baden-Württembergs bildet den Schwerpunkt der Milchverarbeitung, insbesondere die weitere Region um Ravensburg und Markdorf. Daneben gibt es einen weiteren Schwerpunkt auf der Hohenloher Ebene.

H. Kiegel, E. Astor

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