Überblick
Die Verteilung der durchschnittlichen jährlichen Niederschlagssummen sowie der durchschnittlichen Januar- und Julitemperaturmittel (s. 17.2 bzw. 17.3) für die Klimamessperiode 1991 bis 2020 zeigen in Baden-Württemberg eine starke Abhängigkeit vom Relief. Die Mittelgebirgslagen des Schwarzwaldes und – etwas weniger markant – der Schwäbischen Alb pausen sich gut erkennbar durch, ebenso wie der Oberrheingraben, das Neckartiefland und die Hochflächen Oberschwabens. Neben der Höhe des Geländes sind dabei auch Luv- und Lee-Effekte von Bedeutung.
Niederschlagsverteilung
Die höchsten jährlichen Niederschlagsmengen treten mit 1400 bis 1800 mm in den Hochlagen des Schwarzwaldes und mit über 1800 mm in den höchsten Lagen des nördlichen (Hornisgrinde) und südlichen (Feldberg) Schwarzwald auf, sowie außerdem im bayerischen Allgäu. In den restlichen Abschnitten des Schwarzwaldes summieren sich die Jahresniederschläge auf 1000 bis 1400 mm. Der Schwarzwald erreicht dadurch wesentlich höhere Niederschlagswerte als die Schwäbische Alb, wo lediglich 800 bis 1200 mm Niederschlag fallen. Eine der Ursachen für die hohen Niederschläge sind die zunehmenden Windgeschwindigkeiten in größeren Höhenlagen, die durch eine abnehmende Bodenreibung verursacht werden. Durch diese hohen Windgeschwindigkeiten wird in der Höhe mehr Feuchtigkeit zugeführt als bei den geringeren Windgeschwindigkeiten in tieferen Lagen. Eine weitere Ursache für die besonders hohen Niederschläge im Schwarzwald sind Staueffekte, die aus dem von Nord nach Süd gerichteten Verlauf östlich des Oberrheinischen Tieflandes resultieren. Die feucht-maritimen, atlantischen Westwinde regnen sich an der Westflanke des Schwarzwaldes ab, während die Schwäbische Alb bereits im Lee liegt.
Im Oberlauf des Neckars und an der Donau zwischen Sigmaringen und Ulm erreichen die Jahresniederschlagswerte lediglich 700 bis 800 mm, rund um Stuttgart und südwestlich von Ulm weniger als 700 mm. Die geringen Niederschlagswerte im unmittelbaren, mittleren Neckartal resultieren aus der Beckenlage zwischen Nordschwarzwald im Westen und den Schwäbisch-Fränkischen Waldbergen im Osten (Löwensteiner Berge, Waldenburger Berge, Limpurger Berge und Ellwanger Berge sowie der Schurwald, Welzheimer Wald, Murrhardter Wald und Mainhardter Wald; s. 12.1). In Oberschwaben nehmen die durchschnittlichen Jahresniederschlagssummen Richtung Allgäu im Südosten deutlich zu und erreichen östlich der Schussen (s. 14.1) durchweg mehr als 1000 mm. Auch im südlichen Odenwald fallen die Niederschläge bis in den Kraichgau hinein höher aus (über 800 mm), nehmen aber zum Oberrheingraben hin schnell auf unter 700 mm ab.
Klimawandel: Veränderung der Schneetage
Für insgesamt acht Orte (darunter die sechs Klimastationen in Abbildung 17.4) zeigt die Karte die Zahl der Schneetage pro Jahr aus der Klimamessperiode 1991-2020 (Ziffern in blau) und darunter aus der Messperiode 1961-1990 (Ziffern in grün). Als Schneetag gilt ein Tag, an dem Niederschlag ausschließlich als Schnee fällt. Der Rückgang ist augenscheinlich und dramatisch: An allen Orten und Stationen hat sich die Zahl der Schneetage vom Mittel der Jahre 1961-1990 zum Mittel der Jahre 1991-2020 um ein Viertel bis ein Drittel verringert, in Freiburg, Heidelberg und Stuttgart sogar fast halbiert. Im Zusammenhang mit der Veränderung der Frosttage pro Jahr in Karte 17.2 wird deutlich, wie mild die Winter im Verlauf der vergangenen 60 bis 70 Jahren geworden sind und wie sehr die Schneesicherheit in den Wintersportgebieten insbesondere der Schwäbischen Alb und des Nordschwarzwaldes, aber auch des südlicheren Hochschwarzwaldes gefährdet ist.