Bakken-Formation (North Dakota) - Fracking

Amerika - USA - Landnutzung im Mittelwesten
978-3-14-100800-5 | Seite 220 | Abb. 4| Maßstab 1 : 500000

Überblick

Die Bakken-Formation ist eine geologische Einheit in North Dakota, die sich über eine Fläche von rund 500 000 Quadratkilometern erstreckt; dies entspricht dem 1,5-fachen der Fläche Deutschlands. Aus diesem Gebiet zeigt die Karte einen kleinen Ausschnitt von etwa 60 km × 50 km. Dieser kann zum Beispiel anhand der Kleinstadt Williston oder des Sakakawea-Stausees am Missouri verortet werden (s. 212.1).

Die Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklung in der Region wird deutlich, wenn man die Einwohnerzahl von Williston beim Census 2010 mit Schätzungen für das Jahr 2013 vergleicht. Innerhalb weniger Jahre wuchs die Bevölkerung um 42 Prozent von 14 700 auf 20 900. Im gleichen Zeitraum verdoppelte sich die Bevölkerung von Watford City nahezu von 1700 auf 3300. Ursache der Entwicklung ist der Boom des Fracking in der Region, der den zahlreichen zugezogenen Menschen Arbeitsplätze und gute Verdienstmöglichkeiten bietet.

Die Wirtschaft der Region beruhte ursprünglich auf der Landwirtschaft im Bereich der nördlichen Great Plains, es dominierten der Anbau von Sommerweizen und extensive Beweidung. Eine geographische Besonderheit ergab sich aus der Lage am Missouri. Nahe Williston geht der Lake Sakakawea in eine Auenlandschaft mit Sümpfen und Auenwälder über, deren Charakter von Schwankungen im Wasserhaushalt bestimmt wird.

Heute ist das Gebiet von einer großen Zahl an Bohrungen überzogen, mit deren Hilfe Erdöl gefördert wird. Das Prinzip zeigt die Modellabbildung. Der Begriff Fracking steht für „Hydraulic Fractioning“ (hydraulisches Aufbrechen). Es ermöglicht die Förderung von Erdöl, das diffus verteilt und in das Speichergestein eingebunden ist. Dafür wird ein Gemisch aus Wasser, Sand-Keramik-Partikeln und Chemikalien, das sogenannte Fracking-Fluid, mit hohem Druck in das Speichergestein gepresst. Dort bilden sich Risse. Das enthaltene Erdöl vermischt sich mit dem Fracking-Fluid und fließt zurück an die Erdoberfläche, wo es vom Fracking-Fluid getrennt wird. Im Weiteren wird das Erdöl wie herkömmlich gefördertes Erdöl abtransportiert und verarbeitet. Die USA haben die Erdölförderung mit Fracking stark vorangetrieben, zum einen, weil dadurch innerhalb weniger Jahre rund 55 000 Arbeitsplätze entstanden, zum anderen wurden sie damit als größter Verbraucher von Erdöl weltweit deutlich unabhängiger vom Weltmarkt.

Die beim Fracking genutzten Chemikalien sind einer der größten Kritikpunkte. Sie werden zum Beispiel als Korrosionsschutz, Gleitmittel und Verflüssigungshilfe verwendet. Kritiker befürchten zum Beispiel eine Verschmutzung des Grundwassers, das für die Versorgung der Bevölkerung oder die Bewässerungslandwirtschaft nötig ist. Sollten Gifte in das Grundwasser gelangen, ließe sich ein solcher Schaden kaum sanieren. Ein weiterer Kritikpunkt ist der hohe Wasserbedarf beim Fracking. Dieser stellt gerade in Trockengebieten ein Problem dar.

Obwohl Fracking als Fördermethode erst seit wenigen Jahren praktiziert wird, zeigt sich in der Umgebung von Williston bereits ein zeitlich-räumlicher Wandel. Im Osten und im Westen liegen Gebiete, in denen bereits zahlreiche Bohrungen erschöpft sind und stillgelegt wurden. Neue Bohrungen liegen vor allem auf den mittleren Teilraum. In den Prärie- und Wildschutzgebieten südlich des Lake Sakakawea gibt es keine aktiven Bohrungen. Allerdings sind diese Gebiete von Bohrstellen umgeben, und in den Schutzgebieten liegen einige stillgelegte Bohrungen.

Typische Kosten für die Förderung von Erdöl mit Fracking liegen bei 30 bis 85 US-Dollar pro Barrel. Dies erklärt, warum Phasen mit niedrigen Erdölpreisen auf dem Weltmarkt, wie zum Beispiel 2014/2015, direkten Einfluss auf die Förderung haben. Sinkt der Preis auf dem Weltmarkt längere Zeit unter die Förderkosten, wird diese unwirtschaftlich.

Lag die Ölproduktion der USA Anfang 2013 bei 9 Mio. Barrel pro Tag, waren es Ende 2013 noch 7 Mio. Barrel. In diesem Zeitraum begann der Ölpreis bereits gegenüber seinem Höhepunkt 2011/2012 zu fallen, hatte aber noch nicht seinen Tiefstand von 2014/2015 erreicht. 2014 stand dann rund ein Viertel der Bohranlagen still. Mit ihnen wird der erste und teuerste Arbeitsschritt beim Fracking, das Anbohren der Gesteinsschichten, ausgeführt. Entscheidend für die Zukunft des Fracking in North Dakota wird daher vor allem die Ölpreisentwicklung auf dem Weltmarkt sein.

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