Überblick
Die natürlichen Gegebenheiten und Voraussetzungen für die landwirtschaftliche Nutzung sind in Bayern insgesamt überwiegend als gut zu bewerten. Die Winter sind in weiten Teilen des Landes mild und die Sommer feuchtwarm. Während in den flacheren, tiefer gelegenen Regionen Ackerbau dominiert, wird in den Mittelgebirgen und den Alpen überwiegend Vieh- und Grünlandwirtschaft betrieben.
Wie in ganz Deutschland, hat die wirtschaftliche Bedeutung der Landwirtschaft in Bayern in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen. Waren unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg 1950 noch ein Drittel der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft beschäftigt, so sank ihr Anteil 1970 bereits auf 13 Prozent und lag 2023 bei nur noch bei 1,4 Prozent. Aufgrund des starken Strukturwandels sind in den letzten Jahrzehnten zahlreiche kleinere Betriebe moderneren Betrieben mit großen Ackerflächen oder Viehbeständen gewichen. Dennoch bilden die vielen Familienbetriebe bis heute das Rückgrat der bayerischen Landwirtschaft.
Pflanzliche Produktion
Im Jahr 2023 wurden 66 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche Bayerns – die insgesamt 30 865 Quadratkilometer umfasst und damit fast 44 Prozent der Landesfläche ausmacht – als Ackerland genutzt. Rund 51 Prozent der rund 2,03 Mio. Hektar Ackerlandflächen wurden mit Getreide bestellt, davon rund zwei Drittel mit Winterweizen und Wintergerste. Die zunehmende Bedeutung von Winterweizen und Wintergerste geht auf Züchtungsfortschritte und neue Entwicklungen in den Bereichen Düngung und Pflanzenschutz zurück. Auf gut 30 Prozent der Ackerflächen wurden Futterpflanzen angebaut. Die restlichen 19 Prozent verteilen sich auf Hackfrüchte (u.a. Zuckerrüben) und Sonderkulturen wie Gemüse, Spargel, Hopfen und Wein.
Die besten Böden gibt es in Mainfranken und im Gäuboden; hier werden neben Getreide auch Zuckerrüben angebaut. Der restliche Ackerbau verteilt sich auf das nördliche Alpenvorland und die gerodeten Abschnitte der Mittelgebirge. In der Hallertau liegt das weltweit größte Hopfenanbaugebiet.
Die Höhenlagen der Mittelgebirge werden forstwirtschaftlich genutzt. Die Forstwirtschaft erzielte 2021 einen Anteil von rund 12 Prozent an der gesamten Wertschöpfung der Landwirtschaft, also dem Gewinn vom Umsatz nach Abzug der eingesetzten Produktionsmittel. Während die Wertschöpfung der bayerischen Wirtschaft insgesamt zwischen 2014 und 2023 um 46 Prozent wuchs, erzielte die Landwirtschaft nur ein Plus von 5 Prozent, so dass ihr Anteil an der Gesamtwertschöpfung der bayerischen Wirtschaft von 1,1 (2014) auf 0,8 Prozent (2023) sank.
Viehhaltung
Ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche dient als Dauergrünland. Von den 2,8 Mio. Rindern im Jahr 2023 (2014 noch 3,2 Mio.) waren knapp 1,1 Mio. Stück Milchkühe (2014 noch 1,2 Mio.). Der regionale Schwerpunkt der Milcherzeugung liegt im Allgäu. Sie trug 2022 mit rund 29 Prozent den größten Einzelbeitrag zum Gesamtproduktionswert der Landwirtschaft (rund 14 Mrd. Euro) in Bayern bei – gefolgt von Getreide (17 %) sowie Futtermittel, Hopfen und Tabak (13 %). 2023 betrug der Schweinebestand Bayerns 2,4 Mio. Stück (2014 noch 3,4 Mio.). Regionale Schwerpunkte der Schweinehaltung bilden das nördliche Alpenvorland und Mittelfranken. Die Schweinehaltung erzielte 2022 einen Anteil von rund sechseinhalb Prozent am Gesamtproduktionswert, die Rinderhaltung von knapp 9 Prozent.
Betriebsstrukturen
Die landwirtschaftlichen Betriebe in Bayern wiesen im Jahr 2023 eine durchschnittliche Betriebsgröße von knapp 38 Hektar auf (2014 noch 34 ha). Diese liegt unter dem Bundesdurchschnitt von 65 ha. Rund 37 Prozent aller Betriebe sind kleiner als 10 ha, weitere 21 Prozent haben eine Betriebsfläche von 10 bis 20 ha.
Nahrungs- und Genussmittelindustrie
Die Nahrungs- und Genussmittelindustrie hat ihre Schwerpunkte in der Nähe der jeweiligen Produktionsstandorte. Das Allgäu bildet einen Schwerpunkt der Milchverarbeitung. Weitere Milchverarbeitungsbetriebe finden sich in der Nähe von München. In Mainfranken und dem Gäuboden liegen die Standorte der Zuckerindustrie, in Mainfranken auch der Obst- und Gemüseverarbeitung. Eine besondere Stellung nehmen die zahlreichen Großbrauereien ein, die ihre Standorte u. a. in München, Erding, Nürnberg und Kulmbach haben.
H. Kiegel