Überblick
Die wirtschaftliche Entwicklung der Volksrepublik China verlief in den letzten Jahrzehnten in einem rasanten Tempo. Dabei bildeten sich allerdings regional große Unterschiede heraus; ein Vergleich der Wirtschaftskraft nach Provinzen macht diese Disparitäten besonders deutlich.Entwicklung der Wirtschaftsmacht China
Chinas beeindruckende wirtschaftliche Entwicklung begann nach dem Tod von Mao Zedong. 1978 wurde unter der Führung von Deng Xiaoping ein Reformkurs eingeleitet, der die bisherige Politik der wirtschaftlichen Abschottung beendete. In der Anfangsphase beschränkten sich die Reformen zur „sozialistischen Modernisierung der Wirtschaft“ weitgehend auf die Landwirtschaft, später wurden sie rasch auf Industrie und Dienstleistungen ausgeweitet.
Entlang der Ostküste wurden nach und nach Sonderwirtschaftszonen und offene Städte eingerichtet, in denen die Ansiedlung ausländischer Unternehmen gefördert und damit besonders erleichtert wurde. Sie boten ausländischen Investoren die Möglichkeit, unter anderen Wirtschaftsgesetzen als im übrigen China zu investieren und unter Weltmarktbedingungen unter Ausnutzung niedriger Löhne für den Export zu produzieren. Der wirtschaftliche Aufschwung sorgte für weitere starke Entwicklungsimpulse in den Küstenregionen. Später wurden offene Städte und Sonderwirtschaftszonen auch auf bestimmte Städte im Landesinneren ausgedehnt.
In der Gegenwart gelingt es China zunehmend, seine Rolle als „Werkbank“ der Welt hinter sich zu lassen. Investitionen in Bildung, Forschung und Entwicklung sind ebenso wichtig wie der Aufbau moderner Wachstumsindustrien und Dienstleistungen. Zur Exportorientierung gesellt sich zunehmend der wachsende Binnenmarkt. Damit gehört Ostchina heute zu den Regionen der Welt mit den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften und – trotz einiger struktureller Probleme – zu den Regionen mit der modernsten Wirtschaftsstruktur. Dadurch ist das Bruttosozialprodukt pro Kopf in der Küstenregion vielerorts überdurchschnittlich hoch.
Regionale Disparitäten
Während sich die boomenden Städte entlang der Süd- und Ostküste Chinas erstrecken, weisen die Regionen in Zentral-, West- und Nordchina ein deutlich unterdurchschnittliches Bruttosozialprodukt pro Kopf auf und hinken in der Entwicklung hinterher. Dadurch drängen Menschen aus diesen Gebieten zunehmend in die Küstenprovinzen, um als Wanderarbeiter am Wirtschaftsboom teilzuhaben.
Um dem Ost-West-Entwicklungsgefälle entgegenzuwirken, werden seit Ende der 1990er-Jahre Projekte zur wirtschaftlichen Entwicklung des restlichen Landes gestartet. Durch massive Investitionen wird beispielsweise die Stadt Chongqing – administrativ einer Provinz gleichgestellt und damit vergleichbar mit Peking oder Shanghai – zu einem Wirtschaftszentrum entwickelt, das immer mehr zum Ausgangspunkt für die wirtschaftliche Entwicklung Westchinas wird. Mit Projekten wie dem Western China Development Plan oder dem Bau von Eisenbahnlinien versucht die Zentralregierung, Investoren in bisher wenig beachtete Gebiete zu lenken und so an die wirtschaftliche Entwicklung im Osten anzuschließen.
Zu einem relativ hohen Bruttoinlandsprodukt pro Kopf trägt auch der Rohstoffreichtum einiger Regionen bei; ein Beispiel dafür ist die Innere Mongolei mit einer vergleichsweise geringen Erwerbsbevölkerung, die dafür aber in strategisch wichtigen Wirtschaftssektoren tätig ist.