Überblick
Böden mit gleichen Horizontfolgen und mit daraus resultierenden gleichen Merkmalen und Eigenschaften werden als Bodentypen bezeichnet. Sie entstehen als Ergebnis bodenbildender Prozesse, die wiederum durch das Zusammenwirken verschiedener Geofaktoren wie Gestein, Klima, Flora und Fauna, Relief, Wasser, Mensch und Zeit gesteuert werden. Von den Bodentypen sind die Substrate bzw. Bodenarten – vor allem Ton, Lehm, Sand und Mischformen – zu unterscheiden.
In der Legende zur Karte sind die Böden absteigend nach der Bodenfruchtbarkeit geordnet. Dies ermöglicht es, schnell Zusammenhänge zur Karte 58.1 herzustellen.
Regionale Verteilung
Die in der Karte dargestellten Bodentypen werden im Folgenden nach Bodenlandschaften gegliedert. Dabei ist zu beachten, dass die Vielfalt an Böden auf dem Kartenbild zugunsten eines besseren Überblicks reduziert ist. Dargestellt sind einzelne Bodentypen, die in der jeweiligen Region dominieren, aber in Abhängigkeit von den naturräumlichen Gegebenheiten mit anderen Böden assoziiert sind (Gesellschaften von Bodentypen).
Marsch- und Auenböden entstehen auf meist lehmigen Ablagerungen der Flüsse oder Meere. Sie haben einen speziellen, sich periodisch verändernden Grundwasser- und Bodenwasserhaushalt. Von der aus marinen Sedimenten im Gezeitenbereich an der Nordseeküste gebildeten, im Allgemeinen sehr fruchtbaren Seemarsch sind die in den großen Flussmündungen entstandene, meist ungünstige Eigenschaften aufweisende Brackmarsch und die im Unterlauf gebildete Flussmarsch zu unterscheiden. Flussaufwärts geht letztere in Auenböden über. Der dominierende bodenbildende Prozess ist jeweils die Vergleyung. Durch saisonal bzw. periodisch schwankende Grundwasserstände zeigen vergleyte Böden in den zeitweise belüfteten Horizonten typische Rostflecken durch Oxidation von Eisenionen, während die ständig von Grundwasser beeinflussten Bereiche mit reduzierendem Milieu graue Farbtöne aufweisen. Vermoorung tritt als Prozess dann in Erscheinung, wenn durch besonders hohen Grundwasserstand oder aufgestautes Niederschlagswasser unter Ausschluss der Luft Verhältnisse eintreten, bei denen die organische Substanz nicht mehr zersetzt wird und Torf entsteht. Dies kann in Mitteleuropa in den Hochlagen der Gebirge, in Senken oder in Flussniederungen eintreten.
Die in Deutschland im Mittelgebirge, aber auch in Teilen des Tieflandes vorherrschenden Braunerde- und Parabraunerdegesellschaften treten in vielfältigem Wechsel mit anderen Bodentypen auf. Hauptprozesse der Bodenbildung bei Braunerden sind die Verbraunung (deutliche Braunfärbung durch Oxidation des im Zuge der Verwitterung frei gesetzten Eisens) und die Verlehmung (Tonmineralneubildung infolge chemischer Verwitterung). Verbraunung und Verlehmung sind typische Prozesse, die unter Laub- und Mischwäldern in der gemäßigten Zone bei humiden Klimabedingungen einsetzen. Parabraunerden entstehen aus Braunerden durch Tonverlagerung (Lessivierung) aus dem Oberboden in tiefere Profilbereiche (s. Profil in 270.1).
Die Böden des Tieflandes umfassen neben den Parabraunerden vor allem Podsole und Schwarzerden. Podsole und Gebirgspodsole bilden sich, wenn auf durchlässigen Substraten, etwa sandigen Lehmen, eine Verlagerung eisenhaltiger Substanzen in tiefere Horizonte stattfindet. Dies führt zu einer auffälligen Bleichung im Oberboden, im Unterboden können sich die verlagerten Substanzen anreichern und verfestigen. Ihr Humushorizont ist nur schwach ausgeprägt, es handelt sich um nährstoffarme, geringwertige Böden (s. Profil in 270.1).
Schwarzerden entstehen meist auf Löss. Markantes Merkmal ist der mächtige, schwarze, humusreiche A-Horizont, der sie zu besten Ackerböden macht. Schwarzerden entstehen in winterkalten, kontinentalen Steppen, in denen große Mengen organischer Substanz anfallen (Humusbildung; s. Profil in 270.1). In Mitteleuropa sind Schwarzerden Reliktböden aus der Nacheiszeit.
Wo Kalkgesteine an die Oberfläche treten, wie im Süddeutschen Schichtstufenland und in den Kalkalpen, sind Rendzinen ausgebildet, die auch als intrazonale Böden klassifiziert werden, da die Entstehung vor allem gesteinsbedingt abläuft. Sie sind durch ihre Flachgründigkeit und einen dünnen, dunklen, humus- und nährstoffreichen A-Horizont über einem hellen C-Horizont charakterisiert.
Auf gering durchlässigen Substraten (z. B. Lehm) in weitgehend ebener Lage können Staunässeböden (Pseudogleye) entstehen. Bodenbildender Prozess ist auch hier die Vergleyung, in diesem Fall aber hervorgerufen durch Stauwasser und nicht durch Grundwasser.
Der Faktor Klima beeinflusst die Bodenbildung in den Höhenstufen, insbesondere im Hochgebirge. In den höchsten Lagen findet keine Bodenbildung mehr statt, sodass hier entsprechende Rohböden dominieren.