Überblick
Das nördliche Deutschland hat Anteil an den Küstenlandschaften, dem während der letzten Eiszeiten glazial geprägten Tiefland und an den nördlichen Ausläufern der Mittelgebirgslandschaften. Die erste Karte 10.1 zeigt Orte nach ihrer Bevölkerungsgröße, Kulturdenkmäler, Verkehrswege (Straßen, Schienen- und Wasserwege) mit Häfen und Flughäfen, Staatsgrenzen und Verwaltungssitze, Fließgewässer und stehende Gewässer, Landhöhen und Wassertiefen – jeweils in flächigen Stufen und als punkthafte Einzelerhebungen bzw. -vertiefungen. Die zweite Karte 12.1 zeigt dieselben Themen, aber anstelle der flächenhaften Landhöhen erscheint hier die flächenhafte Bodenbedeckung und Bodennutzung.
Bodenbedeckung und Bodennutzung
Im Kartenausschnitt ist die Bodenbedeckung in den nordöstlichen Niederlanden und im Hinterland der deutschen Nordseeküste von Weiden geprägt. Daran schließt sich in Richtung der südlich und südöstlich gelegenen Mittelgebirgsschwelle überwiegend Ackerland an (Emsland, südwestliches Niedersachsen, Münsterland, Niederrhein). Während dort das Weserbergland ebenfalls überwiegend ackerbaulich genutzt wird, sind seine begrenzenden Randgebirge (Eggegebirge, Teutoburger Wald, Wiehengebirge, Wesergebirge, Solling, Hils, Ith, Süntel, Deister), das Sauerland und der Harz waldbestanden. Dieses setzt sich vom vorgelagerten Elm ausgehend Richtung Norden großflächig in der Lüneburger Heide bis an die Elbe bei Hamburg fort. Während in der Altmark, dem Wendland und der Prignitz wieder Ackerland vorherrscht , verinselt dieser Richtung Mecklenburgische Seenplatte und Brandenburg zunehmend und wird dort durch große Waldflächen ersetzt. Zwischen Mecklenburger Seenplatte und Ostseeküste sind Ackerflächen, Weiden und Waldinseln recht gemischt, um Neubrandenburg, in der Uckermark und im Oderbruch dominiert aber der Ackerbau. Südlich von Elbe-Havel- und Oder-Spree-Kanal dominiert der Wald bis in die südliche Oberlausitz und die südwestliche Leipziger Tieflandsbucht. Zwischen dieser und Drömling bzw. Colbitz-Letzlinger Heide im Norden schließt sich die intensiv genutzte Magdeburger Börde an, die im Westen vom waldbestandenen Ostharz begrenzt wird. Auch die Goldene Aue und das Eichsfeld im Süden des Harzes bieten hochwertige Böden und werden somit ackerbaulich intensiv genutzt.
Die Nord- und Ostseeküste
Zur Nordseeküste zählen die vorgelagerten Inseln, Halligen und Platen, das Watt, die Marschen und die großen Flussmündungen. Die Landschaft wurde geprägt durch die Senkung des Nordseebeckens seit dem Tertiär, die mehrfache Eisbedeckung im Quartär und den nacheiszeitlichen Meeresspiegelanstieg. Im Kartenbild fallen zum einen Gebiete unterhalb des Meeresspiegels auf – etwa bei Emden (-2,3 m), Itzehoe (-3,5 m) und Brake (-0,3 m) –, zum anderen Landflächen mit veränderlicher Küstenlinie; zu diesen „Sanden“ an der Nordseeküste zählen unter anderem Scharhörn, Trischen oder St. Peter Ording.
Die Ostseeküste umfasst sehr unterschiedliche Küstenformen mit Förden, Buchten, Ausgleichsküste, Bodden und Haff, die aber alle ihre Grundprägung während der Eiszeiten, vor allem der Weichseleiszeit, und durch den nacheiszeitlichen Meeresspiegelanstieg erhalten haben.
Die nacheiszeitliche Küstendynamik (z. B. die Exposition zu Meeresströmungen) hat wesentlich zur heutigen Gestalt der Küsten beigetragen.
Das Norddeutsche Tiefland
Die Landschaften des Norddeutschen Tieflandes zwischen der Küstenregion und der Mittelgebirgsschwelle wurden während der Eiszeiten geformt. Sie gehören entweder zum Jung- bzw. Altmoränengebiet oder zu den nur periglazial beeinflussten Landschaften des Tieflandes. Die Jungmoränengebiete wurden während der letzten Eiszeit, der Weichseleiszeit, glazial umgeformt. Sie lassen sich grob in Grund- und Endmoränen, Sander sowie Urstromtäler bzw. Schmelzwasserabflussrinnen gliedern. Sie sind, wie die zahlreichen Seen im Kartenbild zeigen, sehr gewässerreich. Wichtige Teillandschaften sind die Insel Rügen, die flachen vorpommerschen Niederungen, der Norddeutsche Landrücken mit der Mecklenburgischen Seenplatte und die vorgelagerten Niederungen der Elbe und ihrer Nebenflüsse.
Die Altmoränengebiete wurden vor allem während der älteren Saaleeiszeit glazial geformt und während der jüngeren Weichselkaltzeit periglazial überformt. Die ehemals frischen glazialen Formen wurden später abgetragen und eingeebnet. Die Altmoränengebiete sind mit Ausnahme der großen Flüsse gewässerarm und enthalten mancherorts Lössablagerungen. Zu den im Kartenbild gut erkennbaren Teillandschaften zählen der Südliche Landrücken (Lausitz, Fläming, Altmark, Lüneburger Heide), die Geestlandschaften an der Nordsee, die großen Flusstäler und die heute stark vermoorten westniedersächsischen Niederungen.
Die Mittelgebirgsschwelle
Periglazial geprägt ist das Vorland der Mittelgebirgsschwelle. Eventuelle Spuren des glazialen Formenschatzes älterer Eiszeiten sind hier kaum noch erkennbar. Teillandschaften sind das Münsterland und der Niederrhein sowie Teile der Halle-Leipziger Tieflandsbucht.