Deutschland - Physischer Überblick

Deutschland - Physischer Überblick
978-3-14-100943-9 | Seite 22 | Abb. 1 | Maßstab 1 : 3500000

Überblick

Deutschland lässt sich in Hinblick auf Großlandschaften wie folgt gliedern (von Norden nach Süden):

– das Norddeutsche Tiefland, das zu großen Teilen während der letzten Eiszeiten glazial bzw. periglazial geprägt wurde, einschließlich der Küsten und der vorgelagerten Inseln,

– die Mittelgebirgsschwelle einschließlich der eingelagerten Senken, Gräben bzw. Becken und – der großen Schichtstufenlandschaften,

– das Alpenvorland und

– die Alpen als Hochgebirge (s. 40.1).

Großlandschaft Norddeutsches Tiefland

Zur Nordseeküste zählen die Inseln, Halligen (kleine hügelartige Inseln), das Watt, die Marschen (flache, eingedeichte Landschaft auf Meeresspiegelniveau) und die großen Flussmündungen. Die Landschaft wurde einerseits geprägt durch die Absenkung des Nordseebeckens seit dem Tertiär (Beginn vor etwa 65 Millionen Jahren). Im darauffolgenden Quartär wurde Norddeutschland mehrfach mit Eis bedeckt. Nach den Eiszeiten stieg der Meeresspiegel an, sodass heute einige Gebiete unterhalb des Meeresspiegels liegen. Die Ostseeküste umfasst sehr unterschiedliche Küstenformen mit Förden (schmale und lange Meeresbuchten), Buchten, Ausgleichsküste, Bodden (Landzungen) und Haff (vom offenen Meer abgetrennter Teil des Meeres), die alle ihre Grundgestalt während der Eiszeiten und durch den nacheiszeitlichen Meeresspiegelanstieg erhalten haben. Die Landschaften des Norddeutschen Tieflandes – zwischen der Küste und den Mittelgebirgen – wurden ebenfalls während der Eiszeiten geformt. Mächtige Gletscherzungen schoben während der letzten Eiszeit große Massen aus Schutt und Gestein auf, die Endmoränen. Hinter den Moränen bildeten sich große Abflussrinnen, die sogenannten Urstromtäler, in denen das Schmelzwasser der Gletscher abfloss. Sie sind, wie die zahlreichen Seen im Kartenbild zeigen, sehr gewässerreich.

Großlandschaft Mittelgebirge

Die deutschen Mittelgebirge bestehen aus mehreren größeren Gebirgszügen, die sich in eine Vielzahl kleinerer Bergrücken und Berge aufteilen. Das Rheinische Schiefergebirge im Westen umfasst die Mittelgebirge Eifel, Hunsrück, Taunus, Westerwald, Bergisches Land und Sauerland. Weitere markante Mittelgebirge sind Harz, Rhön, Thüringer Wald und Erzgebirge. Im Süden begrenzen Schwäbische Alb, Fränkische Alb und Bayerischer Wald die deutschen Mittelgebirge. Die höchsten Erhebungen sind der 1493 Meter hohe Feldberg im Schwarzwald und der 1456 Meter hohe Große Arber im Bayerischen Wald. Zwischen den Mittelgebirgen spannen sich weite Beckenlandschaften wie das Thüringer Becken zwischen Harz und Thüringer Wald. In einigen Regionen, wie zum Beispiel der Eifel, ist der Formenschatz der Gebirge auf vulkanische Aktivitäten zurückzuführen. Im Süddeutschen Schichtstufenland, im Übergangsbereich zwischen Schwäbischer Alb und Fränkischer Alb, liegt das Nördlinger Ries. Die im Durchmesser etwa 25 Kilometer große Vertiefung entstand vor rund 15 Millionen Jahren durch den Einschlag eines Meteoriten.

Großlandschaften Alpenvorland, Alpen

Als Alpenvorland wird in Deutschland der Raum zwischen dem nördlichen Alpenrand und der Schwäbischen Alb bzw. dem Bayerischen Wald bezeichnet. Der tiefste See der Region ist der Bodensee mit 252 Metern Tiefe. Die Lage der großen Seen markiert den Nordrand des Jungmoränengebietes. Die Alpen treten im Kartenbild durch die dunkelbraune Färbung hervor. Die Alpen sind das Ergebnis starker tektonischer Anhebungen; intensive Abtragung (in Abhängigkeit vom Gestein) und glaziale Überformung gaben den Alpen ihr heutiges Aussehen.

Deutschlands Nachbarn

Die Karte zeigt auch die Nachbarländer Deutschlands – dies sind im Uhrzeigersinn: Dänemark, Polen, die Tschechische Republik, Österreich, die Schweiz, Frankreich, Luxemburg, Belgien und die Niederlande. Die längsten Grenzen hat Deutschland zu Österreich und der Tschechischen Republik, die kürzesten zu Dänemark und Belgien. Häufig verlaufen die Grenzen entlang von Flüssen oder Gebirgskämmen.

Zum Staatsgebiet zählt neben dem Festland auch die 12-Seemeilen-Zone vor den Küsten an der Nordsee und der Ostsee, allerdings nicht die sogenannte Ausschließliche Wirtschaftszone in diesem Bereich (200-Seemeilen-Zone).

Flüsse in Deutschland

Deutschland wird von einer Südwest-Nordost-verlaufenden europäischen Hauptwasserscheide geteilt, die überwiegend entlang von Gebirgszügen verläuft. Große Teile Deutschlands entwässern über den Rhein, die Ems, die Weser und die Elbe sowie eine Reihe kleinerer Nebenflüsse zur Nordsee oder über die Trave, die Warnow, die Peene und vor allem die Oder zur Ostsee. Teile Süddeutschlands entwässern über die Donau zum Schwarzen Meer im Südosten Europas. Nur der Main-Donau-Kanal verbindet die Flusssysteme dieser Großräume.

Städte in Deutschland

In Süddeutschland und entlang des Rheins gibt es zwar einige Siedlungen mit sehr langer Geschichte seit der Römerzeit (zum Beispiel Regensburg, Trier, Köln). Städte und Dörfer wurden in Mitteleuropa aber vor allem während des Mittelalters gegründet. Häufig wurden dafür Orte mit besonderen Merkmalen ausgewählt, zum Beispiel:

– Lage an natürlichen Häfen oder Flüssen,

– Lage an Kreuzungen von Handelswegen,

– topographisch markante Punkte wie Übergang eines Tals in eine Ebene oder Insel in einem Fluss,

– Nähe zu Rohstoffvorkommen,

– Nachbarschaft zu Burgen oder Klöstern.

Dies spiegelt sich vielerorts auch im heutigen Siedlungsbild wider. In der Folgezeit gingen Stadtgründungs- und Entwicklungsimpulse von absolutistischen Herrschern (z. B. Karlsruhe), von der Industrialisierung (z. B. Ruhrgebiet) und von politischen Zäsuren wie den Weltkriegen, der Teilung Deutschlands und der Wiedervereinigung aus.

Besonders auffällig sind heute Siedlungskonzentrationen wie das Ruhrgebiet, das Rhein-Main-Gebiet und das schwäbische Neckartal, die sich im Zuge der Industrialisierung teilweise zu weitgehend geschlossenen Siedlungsräumen entwickelt haben, die vier deutschen Millionenstädte Berlin, Hamburg, München und Köln sowie einige Doppelstädte (z. B. Wiesbaden und Mainz, Mannheim und Ludwigshafen, Nürnberg und Fürth, Düsseldorf und Neuss).

Zur Kartenlegende

Die Übersicht über die Signaturen ist eine Art Generallegende für die Mehrzahl der physischen Karten des Atlas. Nur die Übersichtskarten der Kontinente und die physische Weltkarte erfordern im Interesse einer klaren Darstellung der physischen Grundlagen einen modifizierten Signaturenapparat (z. B. bei Siedlungen und Grenzen). Die einheitliche Zeichensprache in Karten verschiedenen Maßstabs erleichtert den Schülerinnen und Schülern die Gewöhnung an das spezifische Bild der physischen Atlaskarte in Diercke-Atlanten und ermöglicht somit die Anschlussfähigkeit der Kartenarbeit bis in die Oberstufe einschließlich Abiturprüfungen. Dies gilt im Übrigen auch für die Wirtschafts- und Umweltkarte und generell für alle andere thematische Kartentypen in Diercke-Atlanten (z. B. Landwirtschaftskarten, Klimakarten, Stadtkarten etc.).

Merkmale physischer Karten im Diercke Weltatlas

Physische Karten nehmen einen bedeutenden Teil des Atlas ein und vermitteln weltweit bedeutende geographische Basisinformationen. Das Kartenbild wirkt ruhig und klar; Kartenrand, Maßstabs- und Legendenapparat sind übersichtlich und für Schülerinnen und Schüler leicht erfassbar. Eine klare und einprägsame Darstellung von Relief und Gewässernetz mit ansprechender, ausgewogener Farbgebung macht die Karten ebenso wie die stärker zurücktretende (und damit das Kartenbild weniger störende), aber dennoch gut lesbare Kartenbeschriftung zu einem für alle Stufen geeigneten Arbeitsmittel.

Die physischen Karten bieten ausgewählte Grundinformationen zur Verteilung von Land und Meer, zu Höhenlage und Relief, zu ausgewählten Aspekten der Bodenbedeckung (z. B. Moor, Wüste), zu Grenzen, zur Bevölkerungsverteilung, zur zentralörtlichen Hierarchie, zur Wasserwirtschaft (Stauseen), zu Verkehrswegen und Verkehrseinrichtungen (besonders in Karten größeren Maßstabs) und zum topographischen Namensgut. Die Geländehöhen werden mittels der aus den von Sydowschen Regionalfarben entwickelten Höhenstufenfarben (mit und ohne Konturlinien) sowie durch Höhenmarken und Höhenzahlen dargestellt. Für die Geländeplastik wird Schummerung (in der Regel bei angenommenem Lichteinfall aus Nordwest) verwendet. Gewässertiefen werden durch Tiefenstufen in Blautönen und durch blaue Tiefenzahlen wiedergegeben.

Die einzelnen Informationen sind so ausgewählt und mit Flächen-, Linien-, Kreis- und Punktsignaturen sowie verschiedenen Schriftarten so wiedergegeben und kombiniert, dass der Kartengrundriss klar hervortritt und die einzelnen Elemente der gleichen Informationsebene leicht als zusammengehörig erkannt werden.

Die gewählten Kartenprojektionen bieten größtmögliche Formtreue im Bereich der Planisphärenkarten, bei den Übersichtskarten und weitestgehende Abstandstreue bei den Karten größerer Maßstäbe. Damit ist das Problem des angemessenen Umgangs mit dem Maßstab angesprochen. Die Projektionen der meist kleinmaßstäbigen Karten gestatten nur bedingt ein genaues Messen von Distanzen und Flächen. Mithilfe der Abbildungen auf der Rückseite des Atlaseinbands lässt sich den Schülerinnen und Schülern verdeutlichen, dass die Verzerrungen in unterschiedlichen Richtungen einer Karte verschieden stark sind und dass sich die Maßstabsangabe daher nicht auf alle Strecken der Karte bezieht und weder für alle ihre Teile noch für alle Richtungen gilt.

Die physische Karte ist eine stark abstrahierende Darstellungsform. Sie bildet die Realität in subjektiver Filterung ab. Aus der Fülle der Objekte im Raum wird nach Inhalt und Menge eine Auswahl wiedergegeben, die nach allgemeiner Bedeutsamkeit aus Sicht der Diercke-Kartenredaktion gewichtet wird. Dies zeigt sich in:

– Wahl und Anordnung der Symbole,

– Hervorhebungen durch Farbe, Strichstärke, Schrifttyp,

– Wegfall oder Aufnahme von Inhalten für eine optimale Lesbarkeit der Karte, auch wenn dadurch die Realität nicht immer vollständig adäquat abgebildet wird.

P. Hartig

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