Eneuerbare Energiereserven

Europa - Europa - Wirtschaft und Energie
978-3-14-100770-1 | Seite 103 | Abb. 3| Maßstab 1 : 40000000

Informationen

Stellt man die Reichweiten fossiler Energieträger und insbesondere die klimatischen Auswirkungen ihres Einsatzes in Rechnung, stellt sich die Frage nach den Potenzialen erneuerbarer Energien. Die Karte gibt zunächst einen Eindruck vom Stand der derzeitigen Nutzung. Die Wasserkraft liefert gegenwärtig den mit Abstand höchsten Anteil. In Skandinavien und in den Alpen trägt sie die Stromversorgung im Inland und ermöglicht Stromexporte. Bei ihrer Nutzung ist heute ein hoher Ausbaustand erreicht.

Windkraft und Sonnenenergie
Abgesehen von Einzelstandorten mit relativ großen Kraftwerksleistungen (Geothermie Lardarello 405 MW, Gezeitenkraftwerk La Rance 240 MW) erreicht von den anderen Energieträgern zur Zeit nur die Windkraft einen bedeutenden Anteil – mit stark zunehmender Tendenz insbesondere in Dänemark, Deutschland und Spanien. Das Windkraftpotenzial ist bei Weitem nicht ausgeschöpft, es liegt bei etwa 174 000 MW (vor allem an Küstensäumen, zum Teil in Abhängigkeit von der Exposition). Zu Einschränkungen bei der Nutzung führt aber, dass die Einspeisung von Strom aus Windkraft Schwankungen unterliegt. Um diese bedarfsgerecht ausgleichen zu können, kann Windkraft nur zu höchstens 15 % zur Stromerzeugung beitragen. Auch unter dieser Grenzbedingung beträgt das nutzbare Potenzial aber noch 67 000 MW.
Bei der Nutzung der Sonnenenergie muss zwischen der Nutzung für die Warmwassererzeugung und Heizung (thermische Solaranlagen) und der Stromerzeugung (Photovoltaik) unterschieden werden. Die Globalstrahlung liegt auf nach Süden ausgerichteten und um 30° geneigten Flächen zwischen 1020 kWh/m² in England und 1900 kWh/m² in Portugal, im EU-Mittel bei 1500 kWh pro m². Das Potenzial ist im Süden Europas größer als im wolkenreichen Nordwest- und Mitteleuropa.
Nach Schätzungen ließe sich bei gegenwärtigem Stand der Technik die gesamte Stromproduktion mit Solarenergie erzeugen. Das Problem des zeitlich ungleichmäßigen Anfalls von Solarstrom ist weniger gravierend als bei Wind, da die Tagesgänge von möglicher Solarstromproduktion und Verbrauch Parallelen aufweisen.
Das geothermische Potenzial ist nicht auf Regionen mit gleichmäßig hohen vulkanischen Aktivitäten (Island) beschränkt, doch wird es bislang nur an einzelnen Standorten genutzt. Bisher gibt es auch nur ein Gezeitenkraftwerk. Diese Art der Energiegewinnung setzt Gezeitenküsten mit hohem Tidenhub voraus.
M. Felsch, R. Sweekhorst, E. Astor

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