Entstehung dynamischer Druckgebilde

Europa - Europa - Wetter und Atmosphäre
978-3-14-100800-5 | Seite 92 | Abb. 2

Überblick

Das Wettergeschehen in Europa wird von wandernden Tiefdruckwirbeln bestimmt. Diese Tiefdruckgebiete entstehen auf dynamischem Wege unter dem schnellen Höhenwindband des Westwindjets (Polarjet), der bei einem gewissen Temperaturgefälle zwischen Äquator und Pol zumäandrieren beginnt. Es bilden sich Rossby-Wellen. Dadurch schieben sich Kaltlufttröge nach Süden und Warmluftrücken nach Norden vor (s. Modell, 92.2).

An der Vorderseite eines Troges divergieren die Stromlinien der Luft in der Höhenströmung. Daraus resultiert eine Ansaugwirkung für die bodennahe Luft, unter dem Westwindjet entsteht ein bodennahes Tiefdruckgebiet, in das die Luft am Boden einströmt und nach oben ausströmt.

Das Tiefdruckgebiet lenkt entgegen dem Uhrzeigersinn auf seiner Ostseite warme Tropikluft nach Norden und auf seiner Rückseite im Westen kalte Polarluft nach Süden. Auf diese Weise entstehen die typischen Warm- und Kaltfronten, die an die überlagernde Westströmung in der Höhe gekoppelt sind und sich daher vom Atlantik in den Kontinent hineinbewegen. Im Bereich der voranschreitenden Warmfront gleiten die Luftmassen auf die in Bodennähelagernde kühlere und damit schwerere Luft auf (s. 92.4, 93.5). Durch die einsetzende Kondensation bildet sich an der geneigten und sich zum Teil über mehrere hundert Kilometer erstreckenden Frontfläche Schichtbewölkung (Stratus) aus. Aus ihr können anhaltende Niederschläge fallen, die auch als Landregen bezeichnet werden. An der Kaltfront stoßen polare Luftmassen gegen die warme und damit leichtere Tropikluft vor. Dadurch wird diese angehoben, und es entsteht eine konvektive Bewölkung (Cumulus), aus der Schauerniederschläge fallen.

Auf der Rückseite des Trogs konvergieren die Stromlinien der Luft in der Höhenströmung. Die Höhenluft wird so zum Absteigen gezwungen, dabei erwärmt sich die Luft. In Bodennähe entsteht ein Hochdruckgebiet, in das die Luft von oben einströmt und aus dem sie am Boden ausströmt.

Das Wettergeschehen am 18.4.2014

Die oben idealtypisch beschriebenen Prozesse lassen sich in den Wetterkarten beispielhaft ablesen. Dargestellt sind die Parameter Temperatur, Luftdruck, Wind und Bewölkung für einen Frühlingstag in Europa, am Boden und in der Höhe.

Über dem südlichen Mitteleuropa und Dänemark sind großräumig stark oder schwach aufsteigende Luftmassen zu beobachten. Sie werden von divergierenden Luftströmungen in der Höhe angesaugt, sodass sich am Boden ein wanderndes Tiefdruckgebiet ausgebildet hat. An dessen Warmfronten fallen starke Niederschläge bei bedecktem Himmel (s. Bodenwetterkarte).

Ein bodennahes Hochdruckgebiet liegt über Skandinavien und England, die fehlende oder geringe Bewölkung lässt auf schönes Wetter schließen. In der Höhe darüber sind starke, konvergierende Luftströmungen mit zunächst westlicher, über Skandinavien nach Süden drehender Richtung dargestellt. Über Skandinavien sind folgerichtig stark absinkende, über der Nordsee und England noch schwach absinkende Luftmassen zu erkennen. Sie stammen aus der Höhenströmung und speisen das bodennahe Hoch.

Neben diesen beiden Druckgebilden sind östlich von Island und über dem Balkan weitere Tiefdruckwirbel dargestellt.

Klimazonen in Europa

Die Mittelbreiten Europas liegen das ganze Jahr über unter dem Einfluss des oben beschriebenen Westwindjets. Die Polarfront trennt am Boden warme Tropikluft von kalten Polarluftmassen.

Die Witterung der Subtropen und Polarregionen wird dagegen nur zeitweise vom Westwindjet beeinflusst, das Klima ist zumeist beständiger. Dies gilt insbesondere für den Mittelmeerraum, der durch die Hochgebirge der Pyrenäen, Alpen und Karpaten vor Kaltlufteinbrüchen aus Norden weitgehend abgeschirmt ist.

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