Entwicklungsstadien einer atlantischen Zyklone

Europa - Wetter und Klimaänderungen
978-3-14-100919-4 | Seite 69 | Abb. 4| Massstab 1 : 55000000

Überblick

Die unter dem West- bzw. Polarfrontjet (s. Karte 69.3) entstehenden dynamischen Tiefdruckgebiete spielen im Witterungsgeschehen der mittleren Breiten eine wichtige Rolle. Sie sind nicht nur die Hauptregenbringer dieser Regionen, sondern sorgen auch für einen Ausgleich warmer tropisch-subtropischer und kalter polarer Luftmassen. Diese Tiefdruckgebiete zeigen typische Entwicklungsstadien und einen charakteristischen Aufbau.

Idealtypische Gliederung der Entwicklungsstadien eines Tiefs

Die Karte zeigt die vier idealtypischen Entwicklungsstadien eines dynamischen Tiefs westlich der Britischen Inseln und seine typische Luftdruck- und Luftmassenstruktur. Da sich die Kaltfront infolge höherer Windgeschwindigkeiten auf ihrer Rückseite schneller um das Zentrum eines Tiefdruckwirbels bewegt als die Warmfront, wird der Warmluftsektor zwischen beiden Fronten vom Ausgangsstadium (T<sub>1</sub>: „Kindheit“) ausgehend zunehmend eingeengt und in die Höhe gehoben (T<sub>2</sub>: „Jugend“ und T<sub>3</sub>: „Reife“). Dabei kommt es zum Bewölkungsaufbau, der aus Aufgleitvorgängen an der Vorderseite des Tiefs im Bereich der Warmfront resultiert, wo wärmere und damit leichtere Luft über vorhandene kältere Luftmassen aufgeschoben wird. Durch den Aufstieg kühlen sich die Luftmassen ab, beginnen zu kondensieren und lassen so ausgedehnte Schichtwolken (Stratus) entstehen. Die Warmfront in der Höhe eilt dem Frontverlauf am Boden zum Teil um mehrere hundert, oft sogar um tausend Kilometer voraus. Daher kündigt sich eine solche Warmfront an der Vorderseite der Aufgleitfläche oft durch hohe dünne Schichtwolken (Cirren) an. Diese nehmen mit Annäherung an die Warmfront am Boden an vertikaler Mächtigkeit zu und gehen in Altostratus und Nimbostratus über, aus denen oft länger anhaltender Niederschlag fallen kann. Aus den oben beschriebenen Anzeichen (Cirrus- und Altocumulus-Wolken; Kaltluft am Boden) lässt sich auf den voraussichtlichen Wetterlauf der nächsten Stunden schliessen (Aufziehen von Nimbostratus-Wolken; langanhaltende Regenfälle).
Ein Wetterumschwung wird durch das Eintreffen der bodennahen Warmfront ausgelöst. Der Regen hört auf, die Bewölkung geht zurück und es wird klar; tagsüber kommt die Sonne heraus. Man spricht daher auch vom „Schönwettersektor“ der Zyklone. Allerdings ist das schöne Wetter nicht von Dauer, sondern kündigt bereits das Eintreffen der Kaltfront und einen erneuten Wetterumschwung an. Im Bereich der Kaltfront werden die warmen Luftmassen des Warmluftsektors zwischen den beiden Fronten durch die herannahende kalte (und daher schwere) Luft in die Höhe gerissen. Es herrschen konvektive, vertikale Luftbewegungen vor. Dadurch entstehen Haufenwolken (Cumulus), aus denen mitunterkurze und räumlich begrenzte, aber heftige Schauer-, teils auch Gewitterniederschläge fallen.

Alterungsstadium und Zerfall

Dort, wo die Kaltfront, vom Zentrum des Tiefdruckgebiets ausgehend, die Warmfront in Bodennähe eingeholt hat und damit der gesamte Warmluftbereich angehoben ist, wird von einer Okklusion gesprochen (T<sub>4</sub>: „Alter“). Nun hat das Tief bereits sein „Zerfallsstadium“ erreicht – die Kalt- und Warmfront sind vollständig okkludiert und die damit verbundenen Wolkenfelder beginnen sich aufzulösen; die Niederschläge nehmen ab.

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