Überblick
Politische Systeme lassen sich anhand von Demokratieindizes in Kategorien einteilen und miteinander vergleichen. Die Karte zeigt 177 Staaten bewertet nach der Demokratiematrix der Universität Würzburg und kombiniert diese mit dem Grad der Pressefreiheit, der jährlich von der Nichtregierungsorganisation (NGO) Reporter ohne Grenzen erhoben wird. Gekennzeichnet sind hier Staaten der beiden schlechtesten Einstufungen: „schwierige Lage“ und „sehr ernste Lage“.
Zwischen Demokratie und Autokratie
Ein Demokratieindex fasst Messziffern verschiedener Kriterien zur Beurteilung von „Demokratie“ in einem Wert zusammen. Der Index der NGO Freedom House etwa berücksichtigt 25 Indikatoren, die in drei Dimensionen zusammengefasst werden: „frei“, „teilweise frei“ und „unfrei“. Der Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft und Systemlehre an der Universität Würzburg ordnet die Daten des Varieties-of-Democracy-Projekts (V-Dem), die sich an fünf Prinzipien (Freiheit, Gleichheit, Wahlen, Partizipation, Kommunikation) orientieren, in eine 15-teilige Demokratiematrix ein. Dabei werden die Dimensionen „Freiheit“, „Gleichheit“ und „Kontrolle“ mit den Funktionsweisen der Institutionen „Entscheidungsverfahren“, „intermediäre Vermittlung“, „Kommunikation und Öffentlichkeit“, „Rechtsgarantie“ sowie „Regelsetzung und Regelanwendung“ kombiniert. So ergeben sich in der Gesamtbetrachtung für jeden untersuchten Staat negative und positive Werte zwischen –1 und +1, die das Spektrum zwischen „vollständiger Demokratie“ und „harter Autokratie“ abdecken. Die Demokratiematrix erlaubt nicht nur einen Qualitätsvergleich politischer Systeme, sondern auch die Analyse demokratischer Stärken und Schwächen, von Transformationsprozessen (z. B. Demokratisierung) und Zielkonflikten innerhalb einer Demokratie.
Die Demokratiematrix 2021 ordnet 84 Staaten den Status einer Demokratie zu; 60 werden als Autokratien bewertet, 33 als Hybridregime (Mischsysteme). In der Langzeitbetrachtung (ab 1900) wird das demokratische Niveau im Durchschnitt als hoch betrachtet. Allerdings werden im Vergleich zu 2019 mehr Demokratiedefizite und eine Tendenz zu autoritären Regimen beobachtet.
In Europa und Nordamerika werden 23 vollständige Demokratien gezählt, zwölf weitere Staaten sind in die Kategorie unvollständige Demokratien eingeordnet. Ein solch hohes Niveau an Demokratie wird, abgesehen von Australien und Ozeanien, von keiner anderen Region erreicht. Ostasien, Südostasien und Südasien sind von starken Kontrasten zwischen Demokratie und Autokratie gekennzeichnet. Das sich selbst als „weltgrößte Demokratie“ bezeichnende Indien erscheint in der Demokratiematrix lediglich als Hybridregime. In Lateinamerika herrscht ein gewisses Gleichgewicht zwischen Demokratie und Autokratie. Im Afrika südlich der Sahara werden 15 Staaten als unvollständige Demokratie und 14 als Hybridregime gekennzeichnet. Am schlechtesten schneiden der Nahe und Mittlere Osten (inkl. Nordafrika) ab. Dort ist Israel die einzige Demokratie.
Pressefreiheit
Pressefreiheit ist ein Menschen- und Bürgerrecht. Die Rangliste von Reporter ohne Grenzen (RSF), in die Daten von Anfang 2021 bis Januar/März 2022 einfließen, misst die Lage für Medien sowie Journalistinnen und Journalisten in 180 Staaten und Territorien. Dabei stützt sich RSF auf eine neue Messmethode, die fünf „Kontexte“ betrachtet (Politik, Recht, Wirtschaft, Soziales und Kultur, Sicherheit). Die Datengrundlage bilden registrierte Übergriffe auf Medien und Medienvertreter sowie die Beantwortung von Fragebögen durch Wissenschaftler, Journalisten und Menschenrechtsverteidiger.
In insgesamt 42 Ländern wird die Situation als „schwierig“, in 28 Ländern, zwölf mehr als im Vorjahr, als „sehr ernst“ beschrieben. Ganz unten in der Rangliste finden sich die Volksrepublik China (175), Myanmar (Burma), Turkmenistan, Iran, Eritrea und Nordkorea (180). Regional schneiden auch hier der Nahe und Mittlere Osten (inkl. Nordafrika) mit keinem einzigen Staat in der zweithöchsten Kategorie „zufriedenstellend“ am schlechtesten ab. Auf dem afrikanischen Kontinent dominiert „schwierig“.
Auf der anderen Seite der Skala stehen mit „gut“ erneut die nordeuropäischen Staaten an der Spitze; erstmals unter die ersten fünf kam Estland. Belarus und Russland stehen in Europa in Sachen Pressefreiheit am schlechtesten da. Deutschland, Österreich und die Schweiz gehören zu den 40 Staaten, in der die Lage „zufriedenstellend“ ist.