Überblick
Politische und militärische Bündnisse dienen dazu, innerhalb einer Staatengemeinschaft gemeinsame Interessen und Ziele hinsichtlich ausgewählter Thematiken zu verfolgen.
Die NATO
Seit dem Zerfall der bipolaren Bündnisstrukturen des Kalten Krieges (NATO einerseits, Warschauer Pakt andererseits) ist die North Atlantic Treaty Organisation (NATO) das wichtigste verbliebene Militärbündnis der Welt. Die Zusammenarbeit umfasst im Rahmen der „Partnerschaft für den Frieden“ auch bündnisfreie Staaten wie die Schweiz, Österreich und Irland. In Osteuropa sind zahlreiche Staaten wie Polen, Tschechien, Ungarn sowie die baltischen Republiken der NATO beigetreten. Das einzige islamische Mitgliedsland der NATO ist die Türkei. Infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine traten 2022 bzw. 2023 auch Finnland und Schweden der NATO bei. Nach der Annexion von vier ukrainischen Gebieten durch Russland im September 2022 stellte die Ukraine einen Antrag auf ein Schnellverfahren für einen NATO-Beitritt. Dieser hat infolge der zweiten Präsidentschaft von Donald Trump in den USA derzeit jedoch wenig Aussicht auf Erfolg. Frankreich und Spanien sind militärisch eigenständige Mitglieder, Island hat keine eigenen Streitkräfte. Sitz der NATO ist Brüssel, Gründungsort war Washington.
Die OAS
Auf dem amerikanischen Doppelkontinent dient die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) als Bündnis zur gemeinsamen militärischen Absicherung. Nur einige überseeische Besitzungen wie Französisch-Guyana sind nicht Mitglied; der Status Venezuelas ist seit 2017 zwischen der Regierung, der Opposition und den OAS-Mitgliedern umstritten. Kuba war von 1962 bis 2009 suspendiert. Neben der gemeinsamen Sicherung nach außen ist auch die zwischenstaatliche Konfliktschlichtung in Amerika Aufgabe der OAS. Ihr Sitz ist Washington, Gründungsort war Bogotá.
Die GUS
Die Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS) ist, mit Ausnahme der baltischen Republiken, Georgiens und der Ukraine, identisch mit der ehemaligen Sowjetunion. Ihr Sitz ist Minsk. Allerdings ist Turkmenistan nur ein assoziiertes Mitglied und Moldau befindet sich aktuell im Austrittsprozess (Stand Mai 2025). Die GUS war vordergründig nicht als ein militärisches Bündnis gedacht, sondern sollte vielmehr der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit dienen, auch wenn zwischen bestimmten Staaten wie Belarus und Russland überdies eine weitgehende Integration im Verteidigungsbereich vertraglich geregelt wurde.
Die Liga der Arabischen Staaten
Die Arabische Liga umfasst außer den islamischen Staaten Westasiens – ohne die Türkei, Iran, Aserbaidschan, Armenien und Georgien – auch etlichen in Nordafrika: Ägypten, Libyen, Tunesien, Algerien, Marokko, Mauretanien, den Sudan, Dschibuti, Somalia und die Komoren. Sie dient außer der breitangelegten Förderung der Zusammenarbeit auf politischem, wirtschaftlichem, kulturellem und sozialem Gebiet auch der Schlichtung von Streitfällen zwischen den Staaten und der Vertretung gemeinsamer arabischer Interessen nach außen. Ein zentrales Ziel ist die Einrichtung eines palästinensischen Staates. Die Arabische Liga beinhaltet auch Vereinbarungen zur Verteidigung, ist aber wie die GUS kein militärisches Bündnis. Ihr Sitz ist Kairo.
Der Golf-Kooperationsrat
Die Golfanlieger Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate bilden mit dem Golf-Kooperationsrat innerhalb der arabischen Welt ein regionales, auf Friedenssicherung und Verteidigung ausgerichtetes militärisches Bündnis mit Sitz in Riad.
Die AU
Alle Staaten Afrikas sind Mitglieder der Afrikanischen Union (AU), einer Nachfolgeorganisation der 1963 gegründeten und 2002 aufgelösten Organisation der Afrikanischen Einheit (OAU). Die Afrikanische Union ist kein Militärbündnis, sondern soll vielmehr der innerafrikanischen Zusammenarbeit und der gemeinsamen Interessenvertretung nach außen dienen. Ihr Sitz ist Addis Abeba in Äthiopien. Bemerkenswert ist die Mitgliedschaft der von Marokko weitestgehend besetzten Westsahara bei gleichzeitiger Mitgliedschaft Marokkos und Algeriens in der AU. Die von Algerien unterstützte Exilregierung der sogenannten „Demokratischen Arabischen Republik Sahara“ wird jedoch nur von 19 Mitgliedsstaaten der AU anerkannt.
Die ASEAN
In Südostasien haben Brunei Darussalam, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, die Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam mit der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) ein hauptsächlich auf Wirtschaft, Kultur und Soziales ausgerichtetes regionales Bündnis gegründet, das einen ähnlichen Integrationsgrad anstrebt wie die EU. Nicht zuletzt aufgrund dieses Bündnisses entfaltete sich in einigen der beteiligten Länder ab den 1980er-Jahren eine starke wirtschaftliche Dynamik. Friedenssicherung ist eines der erklärten Ziele. Die ASEAN-Staaten bilden aber wie die Arabische Liga und die GUS kein vordergründig militärisches Bündnis. Sitz ist Jakarta.
Die SCO
Unter dem Dach der Shanghai Cooperation Organization (SCO), dem zweitjüngsten und bevölkerungsreichsten der großen Bündnisse, kooperieren Russland, China und die meisten Staaten Mittel- und Südasiens. Zahlreiche weitere Staaten sind über einen Beobachterstatus oder eine Dialogpartnerschaft mit der SCO verbunden, darunter die Türkei. Erklärte Schwerpunkte sind die Sicherheitspolitik, die Vermeidung bzw. Beilegung von Konflikten in der Region und die politische, wissenschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit. Das Bündnis hält auch Militärmanöver ab. Sitz der SCO ist Peking.