Erde - Verstädterung

Erde - Bevölkerung
978-3-14-100940-8 | Seite 184 | Abb. 3 | Maßstab 1 : 180000000

Überblick

Während 1950 noch rund 70 Prozent aller Menschen weltweit auf dem Land lebten, gab es 2006 erstmals in der Menschheitsgeschichte eine ebenso hohe Stadt- wie Landbevölkerung. Und dieser Trend zur Verstädterung setzte sich seitdem ungebrochen fort: 2023 lebten bereits 57 Prozent aller Menschen (4,65 Milliarden) in Städten, 2050 werden Stadtmenschen nach aktuellen Prognosen einen Anteil von 67 Prozent an der Weltbevölkerung haben.

Urbanisierungstrends

Die am meisten urbanisierten Staaten 2023 waren Singapur und Kuwait (100 %), Belgien (98 %), Uruguay (95 %), Malta (95 %), Island (94 %), Israel (93 %), Argentinien (92 %), Japan (91 %) und die Niederlande (91 %). Am wenigsten verstädtert und somit am ländlichsten waren Burundi und Papua-Neuguinea (13 %), Trinidad und Tobago (14 %), Uganda (15 %), Malawi (16 %), Niger (17 %), Sri Lanka (18 %), Nepal (19 %), Tschad (20 %) und Burkina Faso (21 %).

Der Verstädterungsgrad liegt in allen sehr hoch entwickelten Ländern – nach Definition der Vereinten Nationen zählen dazu ganz Europa, Nordamerika, die Golfstaaten, Japan, Südkorea, Taiwan, Singapur, Australien und Neuseeland – und einem Teil der Schwellenländer schon heute deutlich über dem weltweiten Durchschnitt von 57 Prozent (2023), zu einem großen Teil über 80 Prozent. In diesen Ländern, in denen der Trend zur Verstädterung bereits mit Beginn der Industrialisierung im späten 18. und 19. Jahrhundert einsetzte, ist der Verstädterungsprozess heute im Wesentlichen abgeschlossen. Zwar wird es auch hier weiterhin urbane Wachstumszentren geben, dennoch erwarten die Experten für die kommenden 25 Jahre nur noch eine vergleichsweise sehr moderate Zunahme der Stadtbevölkerung.

Ein besonders starkes Wachstum werden hingegen auch in naher Zukunft viele Großstädte in den Schwellenländern und besonders in den Ländern des Globalen Südens erleben, in denen sich der Urbanisierungstrend seit etwa 1975 massiv verstärkt hat. In diesen Ländern ist die Verstädterung Indikator eines für gering oder sehr gering entwickelte Länder kennzeichnenden und multidimensionalen Gefälles zwischen Stadt und Land sowie massiver binnenstaatlicher Strukturprobleme. Die Stadtbevölkerung wächst dort ebenso rasant wie unkontrolliert, weil auf dem Land die Erwerbsmöglichkeiten fehlen sowie Bildungsangebote und Aufstiegsmöglichkeiten aufgrund von gesetzten soziokulturellen und politischen Hierarchien. Verstärkt wird diese Tendenz durch das natürliche Bevölkerungswachstum, das gerade in diesen Ländern oft überdurchschnittlich hoch ausfällt. Da der Ausbau der städtischen Infrastruktur mit dem Bevölkerungswachstum nicht Schritt halten kann, haben sich in den letzten Jahrzehnten Slums, Marginal- und Armenviertel in vielen urbanen Zentren unkontrolliert ausgeweitet.

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