Erde - Welthandel mit Bergbaurohstoffen

Erde - Wirtschaft und Rohstoffhandel
978-3-14-100944-6 | Seite 180 | Abb. 2 | Maßstab 1 : 125000000

Überblick

In den letzten Jahrzehnten ist die Zukunft der globalen Energieversorgung verstärkt in das Zentrum der politischen Debatten gerückt. Grund waren zum einen die wachsende Einsicht, dass die fossilen Energieträger in absehbarer Zeit zur Neige gehen werden, während der Energieverbrauch in nahezu allen Erdregionen, mit Ausnahme einiger Transformationsländer, kontinuierlich angestiegen ist. Vor allem in Staaten mit einer hohen Importabhängigkeit hat das Thema der Versorgungssicherheit dadurch eine starke Aktualität erlangt.

Energierohstoffe

Die bekannten und ausbeutbaren Vorkommen der fossilen Energierohstoffe Stein- und Braunkohle, Erdöl und Erdgas sind weit über die Erde verstreut, mit einem deutlichen Schwerpunkt in der nördlichen Hemisphäre. Der Reichtum dieser Vorkommen hat geologische Gründe und ist damit völlig unabhängig vom heutigen Energieverbrauch des betreffenden Landes. Deshalb sind einige hochentwickelte Staaten aufgrund ihres überdurchschnittlich hohen Energieverbrauchs gezwungen, ihren Energiebedarf weitgehend durch Importe aus Entwicklungs- oder Schwellenländern zu decken, wie beispielsweise Deutschland oder Japan.

Die Abhängigkeit von den fossilen Energieträgern Erdöl, Erdgas und Kohle ist immer noch sehr groß. Ihr Anteil liegt gegenwärtig bei 80 Prozent, soll aber perspektivisch leicht zurückgehen (Prognose für 2040: 76 %). Erneuerbare Energien weisen hohe Wachstumsraten auf, sie deckten 2023 aber erst 14,6 Prozent des Energiebedarfs. Auf der Basis der gegenwärtigen Trends und unter Berücksichtigung der bereits vereinbarten energiepolitischen Maßnahmen rechnet die Internationale Energieagentur (IEA) bis 2035 mit einem weiteren Anstieg des weltweiten Energiebedarfs um ein Drittel. Verantwortlich für diesen Anstieg wird nach Ansicht der Organisation zu mehr als zwei Dritteln der steigende Energiehunger in Schwellenländern sein, vor allem in China und Indien.

Der wichtigste fossile Energieträger ist derzeit noch das Erdöl. Sein Anteil am Weltenergiemix wird nach Prognosen in den folgenden Jahren zwar sinken, dennoch wird Erdöl auch 2040 noch schätzungsweise 28 Prozent des globalen Energiebedarfs decken. Abnehmen wird der Anteil der Kohle, die vor allem in Indien und China noch eine zentrale Rolle bei der Energieversorgung einnimmt. Der Verbrauch von Erdgas wird aufgrund des höheren Preises nur moderat ansteigen. Trotz aller Bemühungen, den Ausstoß von CO2 zu reduzieren, wird der energiebedingte Ausstoß im Jahr 2050 auf ca. 43 Milliarden Tonnen prognostiziert. Damit wird die Emission von Treibhausgasen bis Mitte des Jahrhunderts um rund 20 Prozent über dem heutigen Niveau liegen.

Weltenergieverbrauch

Der globale Primärenergieverbrauch nahm im Zeitraum 1990 bis 2023 von 8372 auf 14 899 Millionen Tonnen Öleinheiten (Mtoe) zu. Das entspricht einer Steigerung um 78 Prozent bzw. durchschnittlich 2,4 Prozent pro Jahr. Zu den 12 größten Verbrauchern zählten 2023 China (4060 Mtoe), USA (2172), Indien (1135), Russland (838), Japan (391), Brasilien (336), Iran (317), Indonesien (298), Kanada (297), Südkorea (291), Saudi-Arabien (279) und Deutschland (246 Mtoe). Der Primärverbrauch pro Kopf hingegen ergibt ein sehr abweichendes Bild, hier standen 2023 kleinere Staaten an der Spitze: Katar mit 16,7 Tonnen Öleinheiten (toe) pro Kopf, gefolgt von Island (15,9), Trinidad und Tobago (11,0), Bahrain (10,7), Brunei Darussalam (9,5), Kuwait (9,1), Vereinigte Arabische Emirate (8,3), Kanada (7,6), Saudi-Arabien (7,5), Singapur (6,6), USA (6,5) und Oman (5,9 toe/Kopf). China lag bei dieser Betrachtung auf Platz 38 (2,7 toe/Kopf/Jahr), Indien auf Platz 104 (0,7), Russland auf Platz 15 (5,6), Japan auf Platz 30 (3,1), Brasilien auf Platz 74 (1,4), Iran auf Platz 28 (3,3), Indonesien auf Platz 91 (0,9), Südkorea auf Platz 16 (5,4) und Deutschland auf Platz 29 (3,2 toe/Kopf/Jahr). Der Weltdurchschnitt lag 2023 bei 1,8 Tonnen Öleinheiten pro Kopf, den geringsten Verbrauch hatten die Menschen im subsaharischen Afrika (0,5), Lateinamerika (1,3) und in Südasien (0,6 toe/Kopf). Betrachtet man einzelne Staaten, so waren der Jemen und Südsudan mit nur 0,07 toe/Kopf die Schlusslichter, davor lagen 2023 Niger (0,16), Tschad (0,20), Eritrea (0,29), Bangladesch (0,30), Madagaskar und Burkina Faso (jeweils 0,31), Senegal (0,32), Nigeria (0,33) sowie Mozambik und Ghana mit jeweils 0,36 Tonnen Öleinheiten pro Kopf.

Energieimporteure und -exporteure

Die größten Erdölförderer weltweit sind nicht notwendig die größten Exporteure, da die Menge des exportierten Energierohstoffs vom Bedarf im eigenen Land abhängig ist. Der mit Abstand größte Erdölimporteur weltweit sind die USA, gefolgt von China, Indien und Japan. Die größten Erdölimporteure der EU sind Deutschland, Italien, Spanien, Frankreich und die Niederlande.

Die wichtigsten Förderländer bei Erdgas waren 2023 die USA mit einem Anteil von mehr als 23 Prozent und Russland mit einem Anteil von 17 Prozent. Wie groß die Abhängigkeit vieler Industrienationen vom Import von Energierohstoffen ist, zeigte sich zum Beispiel, als russische Erdgaslieferungen nach Europa wegen des Ukrainekriegs und den nachfolgenden Sanktionen verringert oder ganz unterbrochen wurden.

Der Anteil der Kohle an der Deckung des Weltenergiebedarfs ist zwischen 1970 und 2023 kontinuierlich zurückgegangen. Noch in den 1960er-Jahren war Kohle der weltweit wichtigste Energieträger vor Erdöl, heute trägt sie rund 37 Prozent zum globalen Energiemix bei. Die größten Fördermengen verzeichnete 2023 die Volksrepublik China (4,7 Mrd. Tonnen) gefolgt von Indien (1,05 Mrd. t), Indonesien (752 Mio. t), USA (528 Mio. t) und Australien (439 Mio. t) und Russland (429 Mio. t). Wichtigste Exporteure von Steinkohle waren 2023 Australien (Weltmarktanteil 34 %) und Indonesien (18 %), während das größte Förderland China weniger als ein Prozent seiner Steinkohle exportierte. Die wichtigsten Abnehmer für Steinkohle waren im selben Jahr China (463 Mio. t), Indien, Japan, Südkorea, Taiwan, Vietnam, Türkei, Malaysia und Deutschland (31 Mio. t).

Metallische Rohstoffe

Viele entwickelte Staaten sind in hohem Maße vom Import metallischer Rohstoffe aus Ländern mit einem wesentlich geringeren Industrialisierungsgrad abhängig. Über die Preise entscheiden Konjunkturentwicklungen auf dem Weltmarkt. Während viele metallische Rohstoffe noch um die Jahrtausendwende so günstig waren wie niemals zuvor, schossen die Preise vor allem durch die wirtschaftliche Entwicklung in Schwellenländern wie China in den letzten Jahren rasant in die Höhe. Ein Indikator für den Wirtschaftsboom dort sind die Zuwachsraten bei der Rohstahlerzeugung: Wurden in China 1999 rund 125 Mio. Tonnen produziert, waren es 2024 1005 Mio. Tonnen, das Achtfache.

Eisenerz

Weil sich die weltweite Stahlproduktion kontinuierlich erhöht (2024: 1880 Mio. Tonnen), wurde der Abbau von Eisenerzen in allen wichtigen Förderländern stark intensiviert (2024: 2,5 Mrd. Tonnen); die wichtigsten unter ihnen waren Australien mit 930 Mio. Tonnen, Brasilien mit 440 Mio. Tonnen sowie China und Indien mit jeweils 270 Mio. Tonnen. Da die Erze aus Übersee nicht nur qualitativ besser, sondern aufgrund der besseren Förderungsbedingungen auch wesentlich preisgünstiger abzubauen sind, haben viele ehemalige europäische Förderländer wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien den Abbau von Eisenerz eingestellt.

Buntmetalle

Die Hauptabnehmerländer von Buntmetallen wie Kupfer, Blei, Zink und Zinn sind – in je unterschiedlicher Reihenfolge – die USA, China, Japan und Deutschland. Zinn dient als Rohstoff für die Herstellung von Getränkedosen und Verpackungen und findet Verwendung in der Hightech-Branche. Zinn wird vor allem von den USA, Japan, Deutschland und China nachgefragt. Die wichtigsten Förderländer außer China sind Indonesien, Myanmar, Brasilien und Peru. Von den gleichen Ländern wird Blei nachgefragt, das bevorzugt bei der Autoproduktion und in der chemischen Industrie verwendet wird. Die wichtigsten Vorkommen außerhalb Chinas liegen in Australien, Peru, den USA und Mexiko.

Zeitweise sprunghafte Zuwachsraten verzeichnete die Nachfrage nach Kupfer, vor allem für die Elektro-, Elektronik- und Telekommunikationsindustrie. Die mit Abstand größten Vorkommen finden sich in Chile, das 2024 mit einer Förderung von 5,3 Mio. Tonnen rund ein Viertel seiner Exporterlöse erwirtschaftete; auf den Plätzen zwei bis sieben folgten mit großem Abstand Demokratische Republik Kongo (3,3 Mio. Tonnen), Peru (2,6 Mio. Tonnen), China (1,8 Mio. Tonnen), die USA und Indonesien (jeweils 1,1 Mio. Tonnen), Russland (0,93 Mio. Tonnen) und Australien (0,8 Mio. Tonnen). Die Reichweite der Ressourcen wird auf knapp 100 Jahre geschätzt, allerdings ist die Entwicklung der Nachfrage ungewiss, da Kupfer zunehmend durch andere Metalle, Glasfasern und Kunststoffe ersetzt wird.

Bei Zink, das vor allem für galvanisierte Stahlprodukte verwendet wird, hat sich China an die Spitze der Abnehmerländer gesetzt. Die Nachfrage nach Zink hat in den letzten Jahren so stark zugenommen, dass die Produktion den Bedarf kaum noch decken konnte und die Preise stiegen. Wichtigste Erzeugerländer waren 2024 China (4 Mio. Tonnen), Peru, Australien, Indien, USA und Mexiko (0,7 Mio. Tonnen).

Edelmetalle

Beim Abbau und Handel mit Gold hat sich die Situation auf dem Weltmarkt stark verändert. Der langjährige Spitzenreiter Südafrika fiel dabei deutlich zurück. Während das Land in den 1970er-Jahren noch zu etwa 75 Prozent an der Weltförderung beteiligt war, sank sein Anteil seitdem beständig. Mit einer Förderung von 100 Tonnen lag es 2024 gemeinsam mit Indonesien hinter China (380 Tonnen), Russland (310 Tonnen), Australien (290 Tonnen), Kanada (200 Tonnen), den USA (160 Tonnen) sowie Kasachstan, Mexiko und Ghana (jeweils 130 Tonnen) und Usbekistan (120 Tonnen) nur noch auf Platz 10. Gründe für diesen Bedeutungsschwund Südafrikas sind zum einen die Erschöpfung der Vorkommen, die den Abbau immer zeitintensiver und teurer machen, zum anderen die Entdeckung neuer Vorkommen in Peru, Zentral- und Ostasien, Indonesien und Brasilien.

In Mexiko, China, Peru, Chile, Australien und Polen finden sich die bedeutendsten Vorkommen von Silber, das allerdings an Bedeutung verloren hat, vor allem in der Fotoindustrie, wo es vor dem Aufschwung der Digitaltechnik in großen Mengen für die Herstellung von Silberhalogeniden verwendet wurde. Gegenwärtig stammen rund zwei Drittel des gehandelten Silbers aus dem Recycling, z. B. von Münzen und elektronischen Geräten.

Leichtmetalle

Besonders reich an Leichtmetallen ist Australien, ansonsten sind die Vorkommen weit gestreut. Titan beispielsweise wird außerdem in Südafrika, Nordamerika, Europa und Asien abgebaut. Bauxit, ein wichtiger Rohstoff für die Aluminiumherstellung, wird außer in Australien und China auch in Entwicklungsländern wie Guinea, Jamaika und Suriname gefördert, wo die Ausfuhr von Bauxit oder dem Zwischenprodukt Tonerde teilweise zu mehr als zwei Dritteln zu den Exporterlösen beiträgt.

Seltene Erden

Seltene Erden sind eine Gruppe von 17 chemischen Elementen, die in vielen modernen Technologien und Industrien eine entscheidende Rolle spielen. Diese Elemente sind trotz ihres Namens nicht immer selten, aber sie kommen oft nur in schwer zugänglichen Lagerstätten vor und sind aufwendig zu verarbeiten. Einige ihrer wichtigsten Anwendungen finden in folgenden Branchen statt:

Elektronik und Technik: Neodym und Praseodym werden in starken Permanentmagneten verwendet, die in Elektromotoren, Windkraftanlagen und vielen elektronischen Geräten zu finden sind. Europium und Terbium sind für die Herstellung von Leuchtstoffen in LED-Anzeigen und Leuchtstofflampen unerlässlich.

Erneuerbare Energie: Windkraftanlagen und Elektromotoren in Elektrofahrzeugen nutzen leistungsstarke Neodym-Eisen-Bor-Magnete. Lanthan und Cer werden in Nickel-Metallhydrid-Batterien von Hybridfahrzeugen verwendet.

Kommunikationstechnologie: Yttrium und Erbium sind wichtig für die Herstellung von optischen Fasern und Lasern, die in modernen Telekommunikationssystemen eingesetzt werden.

Gesundheitspflege: Seltene Erden werden in medizinischen Geräten und Diagnosetechnologien verwendet.

Verteidigung: Sie sind entscheidend für die Herstellung starker, leichter Legierungen für Luft- und Raumfahrt- und Militäranwendungen.

Saubere Energie: Seltene Erden spielen eine wichtige Rolle in der Katalysatortechnologie, die schädliche Emissionen reduziert.

Das mit Abstand weltweit größte Förderland für Seltene Erden war 2024 China (270 000 Tonnen) mit einem Weltmarktanteil von fast 70 % (2016 noch 83 %), gefolgt mit weitem Abstand von den USA (45 000 Tonnen, Weltmarktanteil gut 10 %), Myanmar (31 000 Tonnen), Australien, Thailand und Nigeria (jeweils 13 000 Tonnen) sowie Indien (2900 Tonnen), Russland (2500 Tonnen) und Madagaskar (2000 Tonnen).

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