Erde - Weltmeere und Flusseinzugsgebiete

Erde - Weltmeere
978-3-14-100919-4 | Seite 236 | Abb. 1| Massstab 1 : 200000000

Überblick

Die Karte zeigt deutlich, dass etwa drei Viertel (71 %) der Erdoberfläche vom Weltmeer eingenommen werden. Es wird traditionell in drei Ozeane unterteilt. Zusätzlich lassen sich noch die beiden Polarmeere grob abgrenzen. Auf den verbleibenden 29 Prozent der Erde, der Landmasse, bildet die Karte die wichtigsten Wasserscheiden und die 30 grössten Flusssysteme ab.

Die Ozeane

Der Pazifische Ozean ist der grösste (166 Mio. km²) und mit durchschnittlich fast 4 000 Metern auch der tiefste Ozean der Erde. Die grösste Tiefe wird mit ca. 11 000 Meter im südlichen Teil des Marianengrabens, etwa 1 900 Kilometer östlich der Philippinen, erreicht. Der Pazifische Ozean wird von Amerika, Asien, Australien, der Beringstrasse und dem Südpolarmeer begrenzt und in einen nördlichen sowie einen südlichen Teil untergliedert. Insbesondere im Westen werden durch Inselbögen und -ketten zahlreiche Nebenmeere abgeteilt. Die Nebenmeere und Meerengen Ost- und Südostasiens sind im Zuge der Globalisierung stark befahrene Routen für Handelsschiffe geworden. Im Osten bilden nur der Golf von Kalifornien und der Golf von Alaska markante Nebenmeere.
Der Atlantische Ozean ist der zweitgrösste Ozean (ohne Nebenmeere 84 Mio. km²) der Erde. Er wird von Afrika, Amerika, Europa, dem Süd- und dem Nordpolarmeer begrenzt und in einen nördlichen sowie einen südlichen Teil untergliedert. Von besonderer Bedeutung sind die grossen Nebenmeere des Nordatlantiks wie Mittelmeer, Golf von Mexiko, Karibisches Meer oder Nordsee. Sie ragen zum Teil weit in die Kontinente hinein, haben oft stark gegliederte Küsten und eigene Nebenmeere (z. B. die Ostsee oder das Schwarze Meer). Der Nordatlantik und seine Nebenmeere zählen zu den am stärksten durch Schifffahrt, Fischerei, Öl- und Gasexploration und Tourismus genutzten Meeresgebieten der Erde. Die mittlere Tiefe beträgt ca. 3 800 Meter. Die grösste Tiefe wird mit ca. 8400 Metern vor Puerto Rico erreicht.
Der Indische Ozean ist mit 74 Mio. Quadratkilometern der kleinste der drei Ozeane. Er wird von Asien, Afrika, Australien und dem Südpolarmeer begrenzt. Das Rote Meer und der Persische Golf sind von der Schifffahrt intensiv befahrene Nebenmeere. Durchschnittlich ist der Indische Ozean 3 300 m tief. Die grösste Tiefe wird mit ca. 7 300 m im Sundagraben (südlich der indonesischen Insel Java) erreicht.
Das Nordpolarmeer umfasst die Meeresgebiete zwischen dem Nordpol und den Kontinenten Amerika (inkl. Grönland) und Asien (s. 222.1). Charakteristisches Merkmal ist die Meereisbedeckung. Im Winter bedeckt ein geschlossenes Pack- und Treibeisfeld das Nordpolarmeer. Es driftet permanent, befindet sich also in ständiger, kreisender Bewegung. Im Sommer gehen die Meereisgrenzen nach Norden zurück und die Randbereiche des Nordpolarmeers werden zeitweise eisfrei, ein Prozess, der sich durch den Klimawandel intensiviert.
Das Südpolarmeer umfasst die Meeresgebiete rund um den Kontinent Antarktika (s. 223.4). Die Meereisbedeckung wird hier von ausdehnten Schelfeisflächen, Packeis und Treibeis gebildet.

Hydrogeografie der Kontinente

Innerhalb der Kontinente zeigen sich sehr individuelle hydrogeografische Verhältnisse. So wird der amerikanische Doppelkontinent durch den Gegensatz zwischen einem ausgedehnten Raum im Osten, der zum Atlantik hin entwässert, und einem relativ schmalen Küstensaum im Westen, der zum Pazifik hin entwässert, charakterisiert. Dazwischen verläuft die Hauptwasserscheide entlang der Gebirgskette der Kordilleren. Die ausgedehnten Räume im Osten ermöglichten die Entstehung grosser Flusssysteme. Drei der sechs nach dem Einzugsgebiet grössten Flüsse der Erde liegen hier (Amazonas, Mississippi und Paraná).
In Afrika liegen im Inneren des Kontinents ausgedehnte endorheische Becken, vor allem im Norden. Dort verlaufen die Flüsse wegen der grossen Aridität und Verdunstung nicht bis zu den Meeresküsten. Die Randbereiche Afrikas entwässern zu etwa gleich grossen Teilen zum Atlantik, zum Indischen Ozean und zum Mittelmeer. Mit dem Kongo und dem Nil liegen zwei der weltweit sechs nach dem Einzugsgebiet grössten Fliessgewässer in Afrika.
Eurasien ist durch zwei ausgedehnte endorheische Becken gekennzeichnet, das kleinere auf der Arabischen Halbinsel, das grössere in zentraler Lage der Landmasse, eingerahmt von Gebirgsketten und Hochländern. In diesem Raum liegt auch das grösste Binnenmeer der Erde, das Kaspische Meer. Grosse Ströme wie die Wolga, Europas längster Fluss, der weniger als 400 Kilometer von der Ostsee entfernt entspringt, entwässern in diesen Raum. Der eher ebene Norden Eurasiens entwässert mit den drei grossen sibirischen Strömen Ob, Jenissej und Lena zum Nordpolarmeer. Ihre Einzugsgebiete sind unter den zehn grössten der Erde. Der Osten Eurasiens entwässert zum Pazifik, der Westen zum Atlantik und zum Indischen Ozean und der Süden und Südosten nur zum Indischen Ozean. Durch Süddeutschland verläuft die Europäische Hauptwasserscheide zwischen Atlantik (inkl. Nordsee und Ostsee) und dessen Nebenmeer Mittelmeer.
Australien wird durch den Gegensatz zwischen einem ausgedehnten Raum im Westen, wo die wenigen grösseren Flüsse zum Indischen Ozean fliessen, und einem vergleichsweise schmalen Küstensaum im Osten, der zum Pazifik hin entwässert, charakterisiert. Dazwischen verläuft die Hauptwasserscheide entlang der küstennahen Gebirge des Australischen Berglandes. Das aride Zentrum des Kontinents wird von einem ausgedehnten endorheischen Becken eingenommen.

Schlagworte