Überblick
Als Bodentypen werden Böden mit gleichen Horizontfolgen und mit daraus resultierenden gleichen Merkmalen und Eigenschaften bezeichnet. Bodentypen sind das Resultat bodenbildender Prozesse, die wiederum durch das Zusammenwirken einer Vielzahl von Faktoren wie dem Gestein und Klima, der Flora und Fauna, dem Relief sowie den Einflüssen von Wasser, Mensch und Zeit gesteuert werden und zusammenfassend als Geofaktoren bezeichnet werden.
Als weitere Klassifizierungsmöglichkeit innerhalb der Bodentypen bietet sich die Einteilung der Böden nach dem sogenannten Faktorensystem an. Sind Klima oder Vegetation bestimmende Faktoren bei der Bodenbildung, entstehen zonale Böden, dominieren Faktoren wie Relief und Gestein liegen intrazonale Böden vor. Azonale Böden zeichnen sich überwiegend durch eine geringe Profilentwicklung aus. Ihre Bildung wird wesentlich durch die Geofaktoren Wasser oder Relief bestimmt.
Zonale Böden
Als Tundrenböden werden Böden bezeichnet, denen eine geringe Bodenmächtigkeit und ein hoher Anteil an Rohhumus gemeinsam ist. Die Bodenbildung, insbesondere die Zersetzung des Rohhumus, wird durch die niedrigen Temperaturen in der borealen bzw. subpolaren Zone allerdings verlangsamt. Podsole oder Bleicherden bilden sich, wenn auf durchlässigen Substraten wie sandigen Lehmen eine Verlagerung eisenhaltiger Substanzen in tiefere Horizonte stattfindet und diese sich dort verfestigen. Ihr Humushorizont ist nur schwach ausgeprägt, es handelt sich um nährstoffarme, geringwertige Böden.
Der wichtigste Bodenbildungsprozess in Mitteleuropa ist die Verbraunung, bei der Primärgestein verwittert und Tonminerale sowie Eisenoxidhydrate neu gebildet werden. Daraus entstehen Braunerden. Mit der Verbraunung geht oft eine Versauerung einher. Die Verbraunung setzt typischerweise unter Laub- und Mischwäldern und bei humiden Bedingungen in der kühl-gemäßigten Klimazone ein. Mit den Braunerden eng verwandt sind die Parabraunerden, die sich aus Braunerden durch Stoffverlagerung und Umwandlungsprozesse bilden. Die vorherrschenden zonalen Braunerde- und Parabraunerdegesellschaften treten in vielfältigem Wechsel mit anderen Bodentypen auf.
Schwarzerden (Tschernoseme) entstehen meist auf Löss. Markantes Merkmal ist der mächtige, schwarze, humusreiche A-Horizont, der sie zu hervorragenden Ackerböden macht. Schwarzerden bilden sich in winterkalten, kontinentalen Steppen, in denen große Mengen organischer Substanz anfallen, die sich als Humus anreichern. In Mitteleuropa sind Schwarzerden Reliktböden aus der Nacheiszeit, nördlich des Schwarzen Meeres sind sie zonale Leitböden. Sie gehen dort in Richtung Südosten in Kastanoseme mit deutlich dünnerem Humushorizont über.
In den Küstensäumen von Mittelmeer und Schwarzem Meer treten mediterrane Braunerden auf. Sie sind auf feuchte Lagen mit vielfach tonreicherem Karbonatgestein oder tonfreiem Gestein als Substrat beschränkt.
Azonale Böden
Marsch- und Auenböden entstehen auf meist tonreichen Ablagerungen der Flüsse oder Meere. Sie haben einen sich periodisch verändernden Grundwasser- und Bodenwasserhaushalt. Der Boden bildende Prozess ist hier die „Vergleyung“, das Wechselspiel von Reduktion bei Sättigung mit Wasser und Oxidation bei Luftzutritt, das mit einer Stoffverlagerung und -ausfällung verbunden ist. Gleye können bei reguliertem Wasserhaushalt gute Böden sein.
Vermoorung tritt auf, wenn durch hohen Grundwasserstand oder aufgestautes Niederschlagswasser unter Ausschluss der Luft organische Substanz nicht mehr zersetzt wird und Torf entsteht (Moorböden). Dieses Phänomen zeigt sich in Mitteleuropa in den Hochlagen der Gebirge, in Senken und in einigen Flussniederungen. Flächendeckend moorige Böden gibt es nur in der kalten Zone der borealen Nadelwälder im Norden Skandinaviens und Osteuropas.