Europa - Verkehr

Europa - Verkehr und Tourismus
978-3-14-100902-6 | Seite 108 | Abb. 1| Maßstab 1 : 24000000

Überblick

Leistungsfähige Verkehrsknotenpunkte und -netze sind für einen hoch entwickelten Raum und seine Wirtschaft eine notwendige Voraussetzung. Die größte Vielfalt an Verkehrsträgern, zahlreiche Einzelstandorte und die größte Netzdichte sind im dicht besiedelten wirtschaftlichen Kernraum der EU zu beobachten. In peripheren Regionen ist der Verkehr meist auf wenige Standorte und Trassen beschränkt, das Netz ist dort weitmaschig.
Die Bedeutung von Verkehrsnetzen lässt sich an Fallbeispielen konkretisieren, zum Beispiel an der Entwicklung des Transitverkehrs in den Alpen (s. 108.2).

Individueller Verkehr

Der individuelle Verkehr in Europa lässt sich anhand der Flächensignaturen zur Pkw-Dichte und anhand des Netzes von Fernstraßen bearbeiten. Bei der Pkw-Dichte zeigt sich ein Gegensatz zwischen zwei Räumen: West-, Nord-, Mittel- und Südeuropa auf der einen Seite und Südost- und Osteuropa sowie die Türkei auf der anderen Seite. Hintergründe liegen zum einen in der Geschichte – in den ehemaligen COMECON-Staaten war die Pkw-Dichte zum Zeitpunkt der politischen Wende 1990 deutlich geringer als in Westeuropa. Zum anderen machen sich der Stand der wirtschaftlichen Entwicklung und die Einkommen der Bevölkerung bemerkbar (s. 106.3). Auch beim Ausbau der Fernstraßen ist hinsichtlich Qualität (Autobahn / Schnellstraße bzw. sonstige Fernstraße) und Netzdichte im Wesentlichen der oben beschriebene Gegensatz zu beobachten.

Bahn-, Schiffs- und Flugverkehr

Die Karte zeigt als zentralen Verkehrsraum der EU einen Streifen, der sich von Südengland über Nordfrankreich, Paris und die Beneluxstaaten entlang der Rheinschiene südwärts erstreckt und auch die nordwestdeutschen Küstenstandorte Bremen und Hamburg umfasst. Dieser Raum entspricht Teilen des Blauen Pilzes in wirtschaftsgeographischen Raummodellen (s. 103.2). Im zentralen Verkehrsraum der EU liegen sechs Großflughäfen (s. 45.3), mehrere Drehkreuze des Seeverkehrs (s. 34.2, 104.4), der größte Binnenhafen Europas, Duisburg (s. 67.5), zahlreiche Binnenwasserstraßen und das dichteste Fernstraßen- sowie Eisenbahnnetz des Kontinents (v. a. das Rückgrat des Hochgeschwindigkeitsnetzes der Bahn, s. 135.3).
Aufwendige Bauwerke wie der 1994 eröffnete, 50 Kilometer lange Eurotunnel zwischen Frankreich und England unterstreichen die Bedeutung dieses Raums.
An den zentralen Verkehrsraum der EU schließen sich Hauptachsen in Richtung Südfrankreich (Rhôneschiene), Norditalien (s. 108.2; Alpentransit), Skandinavien (über Hamburg – Kopenhagen/Malmö), Osteuropa (über Hannover – Berlin – Warschau/Krakau) sowie Südosteuropa (über Stuttgart – München – Wien – Budapest) an.
Im Mittelmeerraum und am Schwarzen Meer zeigt sich eine Orientierung auf einzelne Standorte entlang der Küsten mit See- und Flughäfen, von denen aus Fernstraßen und Bahnlinien das jeweilige Hinterland erschließen. Erschwerte Bedingungen für die Verkehrserschließung ergeben sich bei peripherer Lage (z. B. in Nordskandinavien), für Inselstaaten (wie Island), bei einer großen Ausdehnung des jeweiligen Landes (z. B. Russland) oder bei gebirgigem Relief (z. B. Italien).

Konzepte der EU zur Verkehrsentwicklung in Europa

Im Bereich der Eisenbahnen liegt der Fokus auf der Entwicklung leistungsfähiger transeuropäischer Netze (TEN-V) für den Personen- und Güterverkehr. Das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz soll 2050 vollendet sein. Güterverkehr soll in großem Umfang von der Straße auf Bahn und Wasserstraßen verlagert werden.

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