Überblick
Die Karte gibt einen Überblick über die wichtigsten Bergbau-, Industrie- und Dienstleistungsstandorte in Europa. Die violette Flächensignatur markiert größere Wirtschaftsräume, die eine intensive Landnutzung durch Industrie-, Gewerbe- und Siedlungsflächen, Dienstleistungen, Verkehrswege, aber auch durch Landwirtschaft aufweisen. Diese Regionen sind durch verschiedene wirtschaftliche Faktoren geprägt. Überwiegend handelt es sich um Wirtschaftsregionen, die zugleich sowohl Industrie- als auch Dienstleistungszentren sind. Die meisten dieser Regionen sind im mittleren, zentralen sowie im nordwestlichen Europa konzentriert. Das nord- und mittelenglische Industriegebiet, die Metropolachsen von London über Lille nach Paris bzw. Brüssel, die niederländische Randstad, das westdeutsche Rhein-Ruhr-Gebiet mit einem sich ostwärts über Hannover, Braunschweig, Magdeburg in den Ballungsraum Halle-Leipzig bzw. Dresden bis Plauen erstreckenden Ast sowie einem sich über Koblenz, das Rhein-Main-Gebiet, Rhein-Neckar-Gebiet nach Stuttgart und München bzw. Strasburg, Basel und Zürich südwärts erstreckenden Ast, gehen teilweise ineinander über und bilden intensiv besiedelte Verdichtungsräume. Dies setzt sich südlich der Alpen in Italien und an der Nordküste des westlichen Mittelmeeres bis Valencia fort. Im Gegensatz dazu befinden sich besonders in Skandinavien, Ost- und Südosteuropa bevorzugt einzelne kleinere Wirtschaftszentren in wirtschaftlich größtenteils weniger intensiv und auch weniger dicht besiedelten Regionen.
Primärer und sekundärer Sektor
Im Bergbau- und Industriesektor wird jede Branche durch eine eigene Signatur dargestellt. Dadurch lassen sich deutliche Unterschiede bei der Ausstattung der Räume erkennen. Im primären Sektor (Bergbau) sind besonders die fossilen Energierohstoffe Erdöl und Erdgas von Bedeutung. So werden besonders in der Nordsee und in Russland intensiv Erdöl und Erdgas gefördert. Dagegen existieren in Europa relativ wenige Kohle- und Erzabbaugebiete. So wird beispielsweise Braunkohle im Rheinischen, Mitteldeutschen und Lausitzer Revier in Deutschland oder auch in Nordböhmen abgebaut, Steinkohle im Oberschlesischen Industriegebiet und im Donezk-Becken. Erzabbau findet zum Beispiel in der Ukraine bei Krywy Rih statt. Im Bereich des sekundären Sektors (Industrie) befinden sich die Zentren der Textil- und Bekleidungsindustrie eher in Ost- und Südosteuropa (Russland, Türkei), wo Löhne noch vergleichsweise niedrig sind. Viele Stoffe kommen jedoch aus Niedrigpreisländern, die einen großen Teil des europäischen Bedarfs decken; besonders aus China, Indien, Südkorea und Taiwan. Dies zeigt die heute nur noch geringe Bedeutung der Textilindustrie in Europa. Mitteleuropa ist jedoch führend beim Kraftfahrzeugbau, der Elektrotechnik/Elektronik, der Chemie- und Kunststoffindustrie sowie bei der Eisen- und Metallverarbeitung, dem Maschinenbau und der Stahlerzeugung. Diese Branchen haben eine historische Tradition in Mitteleuropa und sind bis heute die industriellen Schlüsselindustrien, mit denen sich die höchsten Erträge erzielen lassen.
Tertiärer Sektor
Der tertiäre Sektor (Dienstleistungen) wird durch Dienstleistungszentren abgebildet. Die entsprechenden Sammelsignaturen sind gegliedert in Zentren mit regionaler, überregionaler und internationaler Bedeutung. Dadurch werden besonders die wichtigen Hauptstädte Europas und Bankenzentren wie Zürich, Frankfurt und Barcelona als Dienstleistungszentren mit internationaler Bedeutung ausgewiesen. Auch hier liegt der Schwerpunkt auf Mitteleuropa. Dagegen sind Dienstleistungszentren mit überregionaler Bedeutung in ganz Europa vertreten. Auch der Tourismus hat eine wichtige Funktion für die Entwicklung von landschaftlich attraktiven Randregionen (Peripherräume). Schwerpunkte haben sich besonders an den Küsten (nordwestliches Mittelmeer, Adria und Ägäis sowie südliche Nord- und Ostsee) und in den Gebirgen gebildet (Alpen, weniger Pyrenäen und Karpaten).