Europäischer Produktionsverbund Ariane 6

Europa - Zusammenschlüsse und Kooperationen
978-3-14-100919-4 | Seite 77 | Abb. 7

Überblick

Ariane 6 ist eine Trägerraketenfamilie, die im Auftrag der Europäischen Weltraumorganisation ESA entwickelt wurde. Ihre Produktion stellt ein Musterbeispiel einer gelungenen europäischen Kooperation dar.

Hintergrund

Der Entscheid für den Bau der Ariane 6 fiel 2014 im Rahmen eines ESA-Ratstreffens, der Erstflug erfolgte nach einigen Verzögerungen am 9. Juli 2024. Mit den Trägerraketen aus der Ariane-6-Serie soll Europas Führungsrolle als kommerzieller Trägerdienst gestärkt und Europa ein unabhängiger Zugang zum Weltraum garantiert werden. Ariane 6 soll auch Missionen übernehmen, die bislang von der russischen Trägerrakete Sojus übernommen wurden. Sie soll Nutzlasten in die verschiedenen Zielorbits (niedriger Orbit, geostationärer Transferorbit, sonnensynchroner Orbit) bringen und Satelliten für kommerzielle und öffentliche Auftraggeber in das Weltall transportieren.

Produktionsprozess

Insgesamt sind über 550 Unternehmen, darunter über 100 kleine und mittlere Unternehmen, in ganz Europa am Produktionsprozess beteiligt. Dadurch soll im Produktionszyklus eine maximale Effizienz gewährleistet werden. Die Koordination der Produktionsverbundes sowie die Abstimmung der Lieferkette, von der Herstellung der Ausrüstung und der Strukturen, über die Fertigung der Triebwerke, die Integration der einzelnen Elemente bis hin zur Verschiffung der Raketenmodule nach Kourou, dem ESA-Weltraumbahnhof in Französisch-Guyana, und zur Integration der Trägerrakete obliegt der ArianeGroup. Die Montage der Nutzlast auf der Trägerrakete findet am Startplatz in Kourou statt.
Standardisierte Verfahren und Arbeitsmittel, speziell entwickelte Produktionsabläufe und innovative Fertigungstechniken wie z. B. 3D-Druck folgen modernsten Standards und gewähren grösstmögliche Effizienz im Produktionszyklus. Gleichzeitig sollten dadurch im Vergleich zur Produktion von Ariane 5, dem Vorgängermodell, das seit 1996 im Einsatz ist, rund die Hälfte an Kosten eingespart und dadurch die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Raumfahrt gesteigert werden. Diese Ziele konnten jedoch auch deshalb nicht erreicht werden, weil private US-amerikanische Trägersystem-Anbieter schneller und kosteneffizienter auf den dynamischen Raumfahrtmarkt kamen (z. B. Space X).
Die Entwicklungskosten betragen, laut Angaben der Europäischen Weltraumagentur, rund 4 Mrd. Euro. Auch aus der Schweiz sind zwei Unternehmen an der Produktion der Ariane 6 beteiligt, und zwar für die Nutzlastverkleidung (Hauptsitz in Bern, 13 Standorte in der Schweiz und anderen Ländern mit 1 600 Mitarbeitern) sowie den Booster und die Bodenunterstützung der Trägerrakete (Sitz in Aigle/VD mit 400 Mitarbeitern und Vertretungen in Frankreich und Kourou, Französisch-Guyana).

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