Überblick
Bis zum Ende der Apartheid Anfang der 1990er-Jahre prägte ethnische Segregation das Stadtbild von Johannesburg; schwarze und indischstämmige Menschen mussten in speziellen Wohnsiedlungen leben, die während der Zeit der Apartheid eingerichtet worden waren („Townships“). Dieser Zwang ist heute aufgehoben. Abgrenzungen innerhalb der Bevölkerung bestehen aber auch gegenwärtig noch, siehe Karte 128.3.Neue Formen der Segregation
Seit dem Ende der Apartheid werden verstärkt vollständig ummauerte oder anderweitig vom öffentlichen Raum abgeschlossene Wohnanlagen mit Zugangsbeschränkungen angelegt, häufig auf ehemaligem Weideland oder durch Verdrängung informeller Siedlungen an der Peripherie von Johannesburg. Weite Teile im Norden der Stadt – u. a. der Stadtteil Fourways – werden heute von Strukturen geprägt, die den Stadtkörper in einzelne Wohn- und Geschäftsinseln zergliedern. In geschlossenen Wohnanlagen leben dort vor allem Angehörige der Ober- und Mittelschicht. Dies ist Ausdruck einer neuen Form der baulichen und sozialen Segregation. Die Wohnanlagen in Fourways sind trotz der hohen Immobilienpreise sehr beliebt, der Stadtteil entwickelt sich sehr dynamisch.
Die Bevölkerungsgruppe der White haben den grössten Anteil an der Wohnbevölkerung in geschlossenen Wohnanlagen, der Anteil der Black African und anderen Bevölkerungsgruppen nimmt aber zu; mancherorts stellen sie bereits die Hälfte der Wohnbevölkerung (Witkoppen, Broadcares; s. Diagramm).
Galten grosse Teile der Innenstadt um die Jahrtausendwende als No-Go-Areas (Kriminalität, starke soziale Gegensätze auf engem Raum), haben verschärfte Sicherheitsmassnahmen und Massnahmen zur Revitalisierung des Stadtzentrums dazu geführt, dass sich die Lage in der Innenstadt deutlich verbessert hat.
Gated Communities
Gated Communities sind relativ grossräumige Anlagen (in Johannesburg: 200 bis 800 Häuser), die durch Mauern, Zäune, Überwachungskameras und andere Sicherheitsanlagen geschützt werden und nur über kontrollierte und bewachte Zufahrten betreten werden können. Typische Beispiele im Kartenbild sind Dainfern und Fourways Gardens. Sie wurden von privaten, oft international operierenden Entwicklungsgesellschaften „in einem Guss“ geplant, gebaut und vermarktet.
Die finanziellen Möglichkeiten der Käufer bestimmen die Art der Wohnbebauung und Umfeldgestaltung. Dainfern zum Beispiel liegt an der urbanen Peripherie und ist locker mit Bungalows und Villen bebaut. Landschaftselemente wie Wasserläufe, Hänge und Täler oder Baumgruppen gliedern das Umfeld der Grundstücke. Hinzu kommt ein komplettes „Lifestyle Package“ mit einer Vielzahl an Freizeitangeboten, darunter ein Golfplatz. Nahe der Anlage gelegene Schuleinrichtungen und Shoppingcenter minimieren die Notwendigkeit, längere Wege durch die „ungeschützte“ Stadt unternehmen zu müssen. Damit wird neben dem Wunsch nach Sicherheit auch der Wunsch nach Bequemlichkeit erfüllt. Die äusseren Sicherheitseinrichtungen werden oft durch Grünanlagen verdeckt bzw. wegen der Grösse der Gesamtanlage für die einzelnen Bewohner nicht mehr augenfällig.
Neben Anlagen mit stark aufgelockerten Bauformen gibt es auch stärker verdichtete Anlagen, die von Reihenhäusern dominiert werden. Im Gegensatz zum klassischen Einfamilienhaus mit umgebender Freifläche rücken die Wohnparteien im wahrsten Sinne zusammen, im Mittelpunkt steht der pragmatische Wunsch nach mehr Wohnsicherheit. Man verzichtet auf Anonymität und private Grundstücksflächen zugunsten von mehrgeschossigen Bauweisen, Gemeinschaftsflächen und gemeinsam genutzten Einrichtungen. Dieser auch als „Cluster-Housing“ bekannte Typ spricht vor allem die Mittelschicht als Klientel an.