Globale Produktionskette (am Beispiel Smartphone)

Erde - Globalisierte Welt und Nachhaltigkeit
978-3-14-100900-2 | Seite 291 | Abb. 4

Überblick

Das Modell der globalen Produktionskette beschreibt den Weg eines Produktes durch verschiedene Stufen der Produktion (Input), Weiterverarbeitung (Transformation) und Distribution (Output). Smartphones sind ein typisches Beispiel für solche eine globalisierte Produktionskette. Im Jahr 2021 wurden 1,35 Mrd. Geräte weltweit verkauft. In Europa beträgt die durchschnittliche Nutzungsdauer eines Smartphones 40 Monate. Die größten Smartphone-Hersteller waren 2022 Samsung, gefolgt von Apple und Xiaomi, einem chinesischen Unternehmen.

Das Modell der Globalen Produktionskette

Das Modell erfasst am Beispiel eines Smartphones die Komplexität ökonomischer Verflechtungen wirtschaftlicher Produktions- und Verbrauchsprozesse. Es verdeutlicht internationale Arbeitsteilungen und Organisationsformen und vermittelt Einblicke u. a. in die Prozesse der Disparitäten, Entwicklungsprozesse und Verbrauchsstrukturen. Es zeigt auch die durch die Globalisierung zunehmende internationale Arbeitsteilung. Produktion und der Handel einer Ware sind auf mehrere Unternehmen in verschiedenen Ländern verteilt.

Produktionsstätten

Diese Konzerne kümmern sich an ihren Standorten wie dem Silicon Valley vorwiegend um Entwicklung, Design und Vertrieb. Die Produktion wird dagegen in Entwicklungs-, Schwellen- und andere Industrieländer ausgelagert, wobei hier insbesondere Ost- und Südostasien als Produktionsstätten dienen. Aber auch dort ist der Herstellungsprozess räumlich fragmentiert. Weil bei neuen Modellen oft Produktionsreihen mit Stückzahlen im mehrstelligen Millionenbereich aufgelegt werden, wird die Fertigung – organisiert von einem großen Auftragnehmer, in diesem Fall in den Niederlanden, – auf viele Zulieferbetriebe und Produktionsstätten verteilt, die wiederum ihre Rohstoffe und Bauteile aus den unterschiedlichsten Quellen beziehen.

Die Produktionsstätten, die an der Herstellung einer Smartphone-Baureihe beteiligt sind, werden von ihren Betreibern aus Rentabilitätsgründen immer wieder verlagert, bevorzugt in Regionen mit günstigen Lohnstückkosten, gut ausgebildeten Fachkräften sowie hohen Qualitäts- und Technologiestandards. So kann es sein, dass

Rohstoffe wie Coltan und Zinn-Erze in der D.R. Kongo gewonnen werden,

Wolfram für die Vibrations-Funktion in Ruanda abgebaut wird,

die Erze dann von Tansania aus verschifft werden,

diese dann in Malaysia oder China zur Gewinnung von Zinn und Tantal verhüttet werden,

in Indien oder Tschechien weiterverarbeitet werden,

in China in einer Smartphone-Fabrik montiert werden,

das Produkt dann in die Niederlande ausgeliefert wird,

welches dann im deutschen Einzelhandel verkauft wird.

Zum Lebensende wird das Gerät in Mitteleuropa entsorgt und dem Recycling-Prozess zugeführt, der Elektroschrott wird dann jedoch nach Westafrika weitertransportiert.

Die ständig mögliche Verlagerung der Produktionsstandorte hat für die Produzenten den Vorteil, dass sich die Arbeitskräfte vor allem in den Entwicklungs- und Schwellenländern kaum organisieren können. Zu den häufigsten sozialen und arbeitsrechtlichen Missständen bei der Smartphoneproduktion zählen dort Lohndumping, exzessive Überstunden, mangelnde Sicherheitsvorkehrungen am Arbeitsplatz, die Verletzung des Vereinigungsrechts und wachsende Arbeitsplatzunsicherheit aufgrund von Zeitverträgen und Zeitarbeitsfirmen.

Durch die enormen Stückzahlen bietet die Smartphone-Industrie weltweit zahlreiche Arbeitsplätze, zugleich bestehen aber auch gravierende soziale und ökologische Probleme. Ähnlich wie bei der Herstellung von Jeans oder T-Shirts erhalten die zahllosen Unternehmen, die von der Rohstoffgewinnung bis zur Endmontage an der Herstellung eines Smartphones beteiligt sind, gerade mal ein Drittel des Verkaufswerts, während zwei Drittel bei den Handykonzernen verbleiben, die die Geräte entwickelt haben und vertreiben. Ein großes Umweltproblem ist der entstehende Elektro-schrott. Obwohl Handys klein sind, enthalten sie viele wertvolle, aber auch einige potenziell gefährliche Inhaltsstoffe. Würden die Geräte sorgfältig recycelt, müssten weniger Metalle abgebaut und gefährliche Substanzen entsorgt werden. Tatsächlich wird in Europa nur etwa ein Drittel der Altgeräte fachmännisch entsorgt, in Asien und Afrika gibt es vielerorts gar keine Recyclingsysteme. In Ländern wie China, Indien oder Ghana erfolgt das „Recycling“ in der Weise, dass Menschen im informellen Sektor ohne jegliche Schutzvorrichtungen die Geräte demontieren und einzelne Metalle entweder chemisch oder mittels Verbrennen herauslösen.

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Diercke

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