Golfito (Costa Rica) - Regenwald-Renaturierung

Mittelamerika - Wirtschaft
978-3-14-100902-6 | Seite 240 | Abb. 2| Maßstab 1 : 200000

Überblick

Die Wälder Costa Ricas sind bekannt für ihre Artenvielfalt, sowohl in Flora als auch in Fauna. Der Nationalpark Piedras Blancas an der Pazifikküste widmet sich der Renaturierung und Aufwertung des tropischen Regenwaldes. Durch die Anlage von biologischen Korridoren soll der Regenwald mit anderen Schutzgebieten verbunden werden.

Regenwald-Renaturierung

Die Karte zeigt den 140 km² großen Nationalpark Piedras Blancas, der 1991 per Gesetz gegründet wurde und an der Pazifikküste im Süden Costa Ricas in der Nähe der Stadt Golfito liegt. Mit diesem Nationalpark wird das Ziel verfolgt, noch vorhandene Flächen des primären tropischen Regenwaldes durch Landerwerb und forstwirtschaftliche Maßnahmen zu verbinden und damit auch ökologisch aufzuwerten. Viele der Ländereien waren zuvor in Privatbesitz und wurden jahrzehntelang mit extensiver Weidewirtschaft genutzt.
Seit mehr als 30 Jahren kauft der europäische Verein „Regenwald der Österreicher“ Land von lokalen Landbesitzern, um es langfristig wieder in Regenwaldgebiete umzuwandeln. Das erworbene Land wird dem staatlichen Nationalparkprogramm überantwortet. Auf diese Weise wurden bereits mehr als 40 km² in den Nationalpark eingegliedert. Allerdings gibt es innerhalb der definierten Nationalparkgrenzen immer noch Waldparzellen in Privatbesitz (hellgrüne Flächen), die langfristig weiter renaturiert werden sollen. Im Projektgebiet werden gerodete Flächen mit geeigneten Baumarten wieder aufgeforstet. Biologen und Ranger sorgen für die Wiederansiedlung und den Schutz bedrohter Tierarten. Die Landkäufe und Baumpflanzungen werden durch Spenden aus Österreich, Costa Rica und anderen Ländern finanziert.
Der Nationalpark umfasst sowohl den artenreichen Regenwald, der durch die Sponsoren gekauft wurde, als auch Waldland, das ökologisch saniert wurde. Im Westen umschließt der Nationalpark an der Mündung des Flusses Rio Esquinas auch Mangrovenwälder. Außerhalb des Nationalparks erstrecken sich Ackerland, Weiden und Ölpalmenplantagen.

Biologische Korridore

In den letzten Jahren gab es vermehrt Versuche, die ökologisch wertvollen (aber teilweise recht kleinen) Nationalparks in Costa Rica durch biologische Korridore miteinander zu verbinden. Bei diesen Korridoren handelt es sich um künstlich angelegte, möglichst naturnahe Waldstreifen, die isolierte Waldflächen miteinander verbinden. Ziel ist es, Landschaftsschutzgebiete zu schaffen, in denen nicht jede wirtschaftliche Nutzung erlaubt ist, damit Tiere und Pflanzen wandern oder sich weiter ausbreiten können. Auf diese Weise soll der genetischen Verarmung und der Inzucht insbesondere in kleinen Waldflächen entgegengewirkt werden.
Biologische Korridore werden oftmals geschaffen, indem das entsprechende Grundstück sich selbst und damit der natürlichen Sukzession überlassen wird. Ist dies nicht möglich, erfolgt eine Wiederbewaldung mit ausgewählten Baumarten. Eine schwierigere, aber zugleich effizienter Form ist die Wildrestauration. Dazu werden die Korridore mit den ursprünglich im Regenwald vorhandenen Arten bepflanzt, wobei besonderer Wert auf seltene und/oder endemische Baumarten gelegt wird.
Voraussetzung für die Wildrestauration ist, die ursprüngliche Vegetation zu kennen, auch wenn sie durch die Nutzung durch den Menschen verschwunden ist.
Der Nationalpark Piedras Blancas mit seiner begrenzten Fläche wird durch die biologischen Korridore mit seinem Hinterland verbunden. Zum nahe gelegenen Küstengebirge Fila Costeña, dessen Höhenrücken naturnah geblieben ist, wurden mehrere solcher Verbindungen angelegt. Für die Tiere und Pflanzen des Nationalparks ist es zudem von Vorteil, dass sich östlich des Nationalparks das Waldschutzgebiet Golfito anschließt.

Forschung und Ökotourismus

Die wissenschaftliche Projektbegleitung und biologische Forschung bei der Regenwald-Renaturierung im Nationalpark Piedras Blancas und seiner Umgebung erfolgt durch die Universität Wien, die seit 2006 am nordöstlichen Rand dieses Regenwaldgebietes die biologische Forschungsstation La Gamba unterhält. In unmittelbarer Nähe zur Forschungsstation befindet sich die Esquinas Lodge, die als Öko-Lodge naturfreundlichen Regenwaldtourismus anbietet. Durch die Lage in der Nähe des ungestörten tropischen Regenwaldes eignet sich die Lodge besonders zur Vogelbeobachtung und zum Kennenlernen der Regenwaldvegetation. Mehrere schmale Wanderwege führen von der Lodge die Talhänge hinauf und bieten die Möglichkeit, die Wildnis zu erkunden. Ein Nebenarm des Rio Bonito verlässt den Nationalpark an dieser Stelle in einem kurzen, steilen Kerbtal und bildet mehrere kleine Wasserfälle.

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