Großraum Leipzig - Siedlungsentwicklung 1930/2007
Sachsen - Siedlungsentwicklung
978-3-14-100760-2 |
Seite 10 |
Abb. 2|
Maßstab 1 : 150000
Informationen
Bis ins 19. Jahrhundert hinein verlief Leipzigs Bevölkerungsentwicklung kontinuierlich und behutsam: 1481 wurden 7741 Einwohner registriert, 1792 waren es fast 30 000, im Jahr 1830 war die Zahl auf knapp 41 000 angewachsen. Danach stiegen die Zahlen rapide, was allerdings nichts mit einem schlagartigen natürlichen Bevölkerungswachstum zu tun hatte, sondern auf Eingemeindungen zurückzuführen war.Leipzig vor dem Zweiten Weltkrieg
Die Eingemeindungen begannen 1889 mit Anger-Crottendorf und Reudnitz, wovon alleine Anger-Crottendorf die Stadt um fast 11 000 Einwohner bereicherte. Bis zur Jahrhundertwende kamen 15 Gemeinden zum Stadtgebiet hinzu, in den folgenden drei Jahrzehnten wurde Leipzigs Fläche um 25 weitere Gemeinden, Gutsbezirke und Rittergutsbezirke aufgestockt. Statistisch betrachtet kam es dadurch zur Bevölkerungsexplosion: 1870 lebten knapp über 100 000 Menschen in Leipzig, 1900 hatte sich die Menge mit 456 000 Menschen mehr als vervierfacht. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs (1914) lebten rund 625 000 Einwohner in Leipzig, zu Beginn des Zweiten Weltkriegs (1939) waren es 707 000. Damals war die sächsische Metropole nach Berlin, Hamburg, München und Köln die fünftgrößte Stadt in Deutschland.
Die Karte von 1930 zeigt das relativ kleine Zentrum, das von einer zersiedelten Landschaft mit den ehemaligen Gemeindekernen umgeben ist. Nur zentrumsnah existiert eine relativ geschlossene Bebauung. Die Erschließung mit Straßen und Bahnlinien ist gut, entlang den Verkehrslinien haben sich Industrie- und Gewerbebetriebe angesiedelt. Im Süden des Zentrums liegt das Messegelände, das wirtschaftliche Rückgrat der Stadt. Ende der 1930er-Jahre erklärten die Nationalsozialisten Leipzig zur "Reichsmessestadt" und somit zur einzigen "Allgemeinen internationalen Messe auf deutschem Boden".
Leipzig heute
Durch den Zweiten Weltkrieg hatte Leipzig viele seiner Einwohner verloren, 1945 war die Bevölkerungszahl auf 585 000 zurückgegangen. Nach einem anfänglichen Anstieg konnte Leipzig am Ende der DDR nur noch mit 530 000 Menschen aufwarten (1989). Diese Zahl ist bis 2007 noch weiter auf 510 000 gesunken. Bei Deutschlands Großstädten rangiert Leipzig heute nach Hannover auf dem zwölften Platz. Dabei wurden nach der deutschen Wiedervereinigung bis einschließlich 2000 zusätzliche 21 Gemeinden, Gemarkungen und Flurstücke eingemeindet. Mit 297 km² ist Leipzigs Fläche die achtgrößte einer deutschen Stadt. Auf dem Kartenausschnitt von 2007 ist die 129 km lange Stadtgrenze nur noch in Ausschnitten zu sehen.
Die Erschließung der Stadt per Schiene fußt auf dem Netz, das bereits 1930 bestand. Das System der S-Bahn wurde 1969 eingeführt. Als wichtige überregionale Straßenverbindungen sind die Autobahnen A 14 im Norden, A 9 im Westen und A 38 im Süden hinzugekommen. In den neuen Bundesländern gehört Leipzig zu den Boomstädten, die Entwicklung der Wirtschaft ist vergleichsweise positiv. Das sichtbarste Zeichen dieses Trends ist das 1996 eingeweihte neue Messegelände im Norden der Stadt.
Bei der Stadtentwicklung bis zum Jahr 2020 gibt es vier Schwerpunkträume, bei denen das spezifische wirtschaftliche Potenzial ausgenutzt werden soll: die City als Oberzentrum für Handel, Kultur und Wissenschaft; der Nordraum als Ansiedlungsraum für flächenintensive Gewerbe- und Industriebetriebe; der Südosten, wo sich innovative Wirtschafts- und Forschungseinrichtungen etablieren sollen sowie der Gewässerverbund mit Auwald und Seenlandschaft als Raum für Naherholung und Tourismus.
D. Falk