Hamburg - Hafen

Deutschland - Deutschland - Verkehr
978-3-14-100380-2 | Seite 47 | Abb. 2

Überblick

Der insgesamt 7145 Hektar große Hamburger Hafen (davon 4226 Hektar Landflächen) liegt im Urstromtal der Elbe, rund 100 Kilometer landeinwärts der Elbmündung bei Cuxhaven. Er wird von Gezeiten der Nordsee beeinflusst, sodass die Tiefe der Schifffahrtsrinne in der Unter- und Außenelbe mit Ebbe und Flut schwankt.

Entwicklung

Die Entwicklung des Hamburger Hafens kann an den Jahresangaben in der Karte abgelesen werden. Mussten die Handelssegler bis ins 19. Jahrhundert im Strom ankern und ihre Waren in Schuten umladen, wurde 1866 das erste künstliche Hafenbecken (Sandtorhafen) mit festen Kaiwänden und Kränen gebaut. Mit dem Zollanschluss an das Deutsche Reich erwarb Hamburg 1888 das Recht, weite Teile des Hafens als Freihafen zu deklarieren. Dies war für den Außenhandel äußerst wichtig: Bis 2012 konnten dort Waren und Güter zollfrei eingeführt werden. Zwischen Altstadt und Sandtorhafen entstand mit der Speicherstadt das Lager mit der damals größten Kapazität in ganz Europa. Um 1900 wurden Hafenbecken auf dem Südufer der Norderelbe in Betrieb genommen, dort entstand auch ein Kanalsystem für die Binnenschifffahrt (unter anderem Reiherstieg). Die Eingemeindungen Altonas und Harburgs 1937 machten die zentrale Verwaltung und Planung des Hafengebietes möglich, das seitdem auch die Häfen an der Süderelbe und bei Waltershof umfasste. Nach 1945 wurden die im Zweiten Weltkrieg zu 75 Prozent zerstörten Hafenanlagen wieder aufgebaut. Hafenerweiterungen mit Industrieansiedlungen (Hohe Schaar, Köhlfleet bei Finkenwerder), die Container-Terminals in Waltershof und das Massengut-Terminal Hansaport kennzeichnen die Ausbauphase nach dem Zweiten Weltkrieg. Damit einher ging die Stärkung der Verkehrsanbindungen ins Hinterland (unter anderem Rangierbahnhof Maschen, Direktverbindungen mit Zügen in die Wirtschaftszentren Süddeutschlands, Bau des Elbeseitenkanals). Heute ist Hamburg mit einem Umschlag von 8,82 Mio. TEU (Twentyfoot-Equivalent-Unit = Zwanzig-Fuß-Containereinheit)der drittgrößte Containerhafen Europas (nach Rotterdam und Antwerpen), weltweit steht Hamburg an 17. Stelle. Für die zunehmende Containerschifffahrt wurde bis Ende 1999 die Unter- und Außenelbe ausgebaut. Die zulässigen Schiffstiefgänge liegen tideunabhängig bei 12,80 m, unter Berücksichtigung der Tide bei maximal 15,10 m. Damit kann der Hafen nicht von voll beladenen Großcontainerschiffen mit 20 000 TEU angefahren werden. Seit 2011 hat sich der Gesamtumschlag im Hamburger Hafen kaum verändert und lag 2017 bei 135,5 Millionen Tonnen. Hingegen nahm die Bedeutung Hamburgs als Kreuzfahrthafen zu: 2017 gingen hier 810 000 Passagiere an Bord.

Nutzung

Für den Containerumschlag stehen vier große Terminals zur Verfügung. Das weitgehend automatisierte Terminal Altenwerder mit seinen computergesteuerten Kränen und fahrerlosen Transportfahrzeugen zählt zu den modernsten Containerumschlaganlagen der Welt. Burchardkai im Nordwesten ist nach Fläche und Umschlag das größte Containerterminal im Hafen. Im Zuge der Westerweiterung des Hafens, deren Fertigstellung für 2019 geplant ist, soll die Terminalfläche deutlich erweitert werden. Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist die Mineralölindustrie, die etwa zwölf Prozent der Landflächen des Hafengebiets in Anspruch nimmt; eine annähernd identische Fläche wie der Containerverkehr. Mit ihren ausgedehnten Tanklagern und Raffinerien ist sie die umsatzstärkste Hafenindustrie. Weitere wirtschaftliche Schwerpunkte innerhalb des Hafengebiets sind die Metallerzeugung, der Fahrzeugbau, Werften und die Nahrungsmittelindustrie. Rund ein Zehntel des Hafengebiets wird von Logistikunternehmen genutzt. Ausgedehnte Anlagen dienen der Umverteilung, Verpackung und Konfektionierung, dem Versand und Weitertransport der ein- und ausgehenden Güter. Häfen sind heute nicht mehr nur Orte des Warenumschlags, sondern sie bieten eine breites Spektrum an Dienstleistungen. Neue intermodale (= mehrere Verkehrsträger vernetzende) Logistikketten umfassen Inlandterminals und Distributionszentren im Hinterland, Verladezentren und Drehscheiben (Hubs) sowie Sekundär- oder Nebenhäfen. Der Weitertransport erfolgt mit Lkw, Bahn, Binnen- oder Küstenschiffen (Feeder).

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