Hannover - Einkaufs- und Dienstleistungszentrum

Hannover - Stadt und Region
978-3-14-100902-6 | Seite 36 | Abb. 1| Maßstab 1 : 15000

Überblick

Hannover, die Landeshauptstadt von Niedersachsen, ist ein bedeutendes Industrie- und Handelszentrum und als Sitz übergeordneter Behörden, wissenschaftlicher Institute und diverser Finanz-, Wirtschafts- und Versicherungsunternehmen das wirtschaftliche, politische und kulturelle Zentrum der umliegenden Region. Die Stadt wurde nach den starken Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg modern wieder aufgebaut und erlebte nicht zuletzt dank der zentralen Lage in Deutschland ein starkes Wachstum. Mit ausgedehnten Wald- und Grüngebieten gilt Hannover heute als eine Region mit hohem Wohn- und Freizeitwert.

Gründung und Entwicklung

Hannover wurde im 11. Jahrhundert als Marktsiedlung am Übergang der Handelsstraße Bremen–Hildesheim oberhalb der Leine gegründet. Von dieser Lage stammt der Name der Stadt: 1150 wurde sie noch „vicus Honovere“ genannt, nach dem mittelniederdeutschen „wik“ für den Marktort, „ho“ für hoch und „over“ für Ufer. Stadtrechte bekam Hannover offiziell 1241, im 15. Jahrhundert wurde es zur Hansestadt, 1636 folgte der Aufstieg zur herzoglichen Residenz.
Ursprünglich vorhandene Festungsanlagen wurden nach dem Siebenjährigen Krieg geschliffen und Promenaden angelegt (z. B. Friedrichswall und Georgstraße). Hannover wurde 1814 Hauptstadt des gleichnamigen Königreiches. Wesentlich prägte der Hofbaumeister Laves im 19. Jahrhundert die Stadtanlage. Beispielsweise entwarf er die Ernst-August-Stadt, den Stadtteil zwischen Georgstraße und Bahnhof und wirkte auch an Letzterem mit, welcher bei seiner Eröffnung 1843 zum ersten Durchgangsbahnhof Deutschlands wurde. Mit der Industrialisierung begann eine Phase raschen Wachstums über die bisherigen Stadtgrenzen hinaus (Eingemeindungen). Nach den Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs entstand in den Nachkriegsjahren die moderne City.

Die City als Einkaufszentrum

Bezogen auf die Bevölkerungszahl erreicht Hannover bundesweit Spitzenwerte bei Einzelhandelsumsatz und Kaufkraft, auch wenn das Umsatzvolumen geringer ausfällt als in anderen Verdichtungsräumen. Der weitaus größte Teil des Umsatzes kommt aus der Region selbst.
Die City der Landeshauptstadt Hannover ist ein hochrangiges Zentrum des Einzelhandels, das sich jedoch seit den 1970er-Jahren der Konkurrenz dezentral angesiedelter Verbraucher- und Fachmärkte (s. 36.2) und zunehmend auch des Onlinehandels zu erwehren hat. So lässt sich auch hier zunehmend die Krise des klassischen Einzelhandels beobachten: In Hannovers Top-Lagen sanken in den vergangenen Jahren die Mieten. Der Onlinehandel als derzeitiger Wachstumstreiber konnte seine Position festigen und zulasten des stationären Handels ausbauen. Insolvenzen, insbesondere bei den großflächigen Warenhäusern, im Modefachhandel und in der Gastronomie, könnten dazu führen, dass viele (auch filialisierte) Konzepte den Standort dauerhaft verlassen werden. Unternehmen in Stadtteillagen und an integrierten Einzelhandelsstandorten im Umland scheinen von ihrer Nähe zur Kundschaft und ihrer Nahversorgungsfunktion zu profitieren.

Entwicklungsstrategie für die City

Dem Kartenbild der Innenstadt sind Ansätze einer Entwicklungsstrategie zu entnehmen, welche die Attraktivität der City erhalten und verbessern soll: Ausbau des ÖPNV, Erweiterung der zentralen Fußgängerzone mit Anbindung an citynahe Wohngebiete, Verbesserung des Angebots an Parkhäusern und -plätzen für den Kunden- und Geschäftsverkehr einschließlich eines optimierten Parkleitsystems und Parkraummanagements, Stärkung des hochwertigen Einzelfachhandels, Bau von Einkaufsgalerien und -passagen mit zahlreichen spezialisierten und wetterunabhängigen Einzelgeschäften, Erhaltung, Pflege und Ausbau der innerstädtischen Grünanlagen, Ausweitung von Freizeitmöglichkeiten und gezielte Förderung des städtischen Lebens (kulturelle Vielfalt, Gastronomie). Die Maßnahmen sollen Aufenthaltsqualität und Erlebnischarakter der City fördern.

Hannover als Dienstleistungsstandort

Der Dienstleistungssektor der Region Hannover bietet für etwa 368 000 Menschen Arbeitsplätze. Einige internationale Großunternehmen wie die TUI AG haben hier ihren Unternehmenssitz. Neben der City ist vor allem das Internationale Messe und EXPO-2000-Gelände ein wichtiger Dienstleistungsstandort (s. 36.3).
Die Schwerpunkte der in der Region angesiedelten Unternehmen liegen in den Bereichen Finanzen, Verkehr und Telekommunikation sowie in öffentlichen, haushaltsorientierten und bestimmten unternehmensorientierten Dienstleistungen. Zudem ist Hannover einer der größten Versicherungsstandorte Deutschlands. Wegen der Funktion als Landeshauptstadt sind in Hannovers City zahlreiche Landeseinrichtungen angesiedelt, darunter der Niedersächsische Landtag und mehrere Ministerien.

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