Japan - Wirtschaft und Umwelt

Pazifischer Ozean - Inselwelten im Vergleich
978-3-14-100944-6 | Seite 133 | Abb. 2 | Maßstab 1 : 6000000

Überblick

Die Inselnation Japan mit ihren ca. 14 100 Inseln kann in Hinblick auf Bevölkerungszahl und Bevölkerungsdichte, Wirtschaftsleistung und Infrastruktur als einer der wichtigsten Räume der Erde angesehen werden. Der Entwicklungsstand nach dem Human Development Index (HDI) ist sehr hoch (s. 188.1). Allerdings ist kaum ein anderes Land derart von Naturkatastrophen bedroht wie Japan: Erdbeben und Vulkanismus, aber auch durch Tsunamis und Taifune mit Überschwemmungen, Erdrutschen, sowie durch Bergstürze und starke Schneefälle (s. 170.1).

Japans Raumstrukturen

Die Nord-Süd-Ausdehnung des japanischen Inselbogens über fast 22 Breitengrade innerhalb der Subtropen und Mittelbreiten (gemäßigte Zone) hat beträchtliche klimatische Unterschiede zur Folge und kommt gleichzeitig einer vielseitigen Bodenbedeckung zugute. Ein Nachteil ist jedoch der gebirgige Charakter der Inseln: Der Anteil des Ackerlands in Japan beträgt deshalb nur 15 % der knapp 380°000 Quadratkilometer umfassenden Landesfläche und die Eigenversorgungsrate mit Lebensmitteln liegt bei nur 40 %; allerdings ist der Fischfang von besonderer Bedeutung für die Ernährung der japanischen Bevölkerung.

Japans Industriegebiete liegen fast ausschließlich in Küstennähe. Das Fehlen von Rohstoffen wird durch Importe und Industriegebiete in Hafennähe kompensiert. Lediglich arbeitsintensive Veredlungsindustrien finden sich auch im Binnenland, z. B. die Optik im Raum Suwa. Eine ähnliche Lage weisen die Standorte der ressourcenorientierten Holzindustrie auf der Insel Hokkaido auf. Wirtschaftlich dominierend ist ein Gürtel von Ballungsräumen an der Pazifikküste zwischen Sendai im Norden der Hauptinsel Honshu und Fukuoka auf der drittgrößten Insel Kyushu im Südwesten. Dieser "Pacific Industrial Belt" wächst über seine Zentren hinaus zu einer lückenlosen Stadtlandschaft zusammen. Schon heute leben in dieser Megalopolis drei Viertel aller insgesamt gut 123 Mio. Japaner; etwa ebenso groß ist der Anteil an der Industrieproduktion. Wirtschaftlich problematisch ist allerdings die Überalterung der japanischen Bevölkerung, die sich in Zukunft weiter verstärken wird.

Japans Importe

Japan gehört zur Gruppe der hoch entwickelten Industriestaaten und ist, allerdings mit großem Abstand, nach der Volksrepublik China die zweitgrößte Handelsnation Asiens, weltweit hingegen die fünftgrößte. Mit Deutschland streitet Japan um Platz 3 der größten Volkswirtschaften nach nominalem Bruttoinlandsprodukt (BIP), beim kaufkraftbereinigten BIP liegen beide hingegen recht nahe beieinander auf Platz 5 und 6. Das Land ist hohem Maße abhängig von der Einfuhr von Nahrungsmitteln sowie mineralischen und petrochemischen Rohstoffen. Die engsten Handelsbeziehungen bestehen zu den Nachbarstaaten in Ost- und Südostasien. Beim Import von Energierohstoffen sowie Metallen und Nichtmetallen spielen Australien, die Staaten am Persischen Golf und die USA als Lieferanten eine große Rolle. Aus den USA kommen außerdem wichtige Agrargüter wie Mais und Weizen.

In den letzten Jahren hat es hinsichtlich der Herkunftsländer eine Reihe von Veränderungen gegeben: Bei der Einfuhr von Steinkohle, dessen Abbau Japan seit Langem aufgegeben hat, stehen heute Südostasien und Australien auf den vordersten Plätzen. Die Lieferungen aus den USA haben sich deutlich verringert. Eine ähnliche Tendenz zeigte sich beim Import von Erdöl. Die USA und Mexiko, die bis Ende der 1990er-Jahre noch große Anteile an den japanischen Öleinfuhren aufwiesen, spielen bei diesen Produkten fast keine Rolle mehr. Dafür rückten – wie auch beim Erdgas – neue Handelspartner in den Vordergrund: im Nahen Osten sowie in Nigeria (Westafrika) und seit dem Ukraine-Krieg 2022 in verringertem Umfang auch Russland.

Die eingeführten Eisenerze stammen vor allem aus Australien, Brasilien, Kanada sowie China und der Republik Südafrika. Noch stärker gestreut ist die Einfuhr von Buntmetallen und Stahlveredlern, die z. B. aus Chile, Peru, Australien und Südafrika kommen. Bei Aluminium sind Australien, China, Indien und Indonesien wichtige Handelspartner.

Japans Exporte

Die wichtigsten Exportgüter Japans sind Maschinen, Fahrzeuge und Kfz-Teile, chemische Güter sowie elektronische Geräte und Elektrotechnik; sie stehen für etwa zwei Drittel der Exporterlöse. Insgesamt war die Handelsbilanz 2023 in etwa ausgeglichen, d. h. der Wert der Exporte lag nur geringfügig über dem Wert der Importe. Die Jahre zuvor waren deutlichere Überschüsse erzielt worden. 2023 kam das Land hinter China, den USA, Deutschland und den Niederlanden auf Platz fünf der Weltexportstatistik, bei Importen belegte es den vierten Platz. Bei Weitem wichtigster Handelspartner ist China mit fast einem Viertel des Import- und mehr als einem Fünftel des Exportwerts. Insgesamt vereinigte Japan 2023 ungefähr 3,2 % des Welthandelsvolumens auf sich. Japans Weltmarktabhängigkeit ist damit nicht wesentlich größer als beispielsweise diejenige Deutschlands. Vergleichbar ist – mit Ausnahme von Nahrungsmitteln – die Ausfuhrpalette.

Naturrisiken Erdbeben und Vulkanismus

Die Pazifische Platte prallt nördlich von Tokio parallel vor der Küste Honshus mit der Chinesischen und (weiter südlich) der Philippinischen Platte zusammen und taucht unter diesen beiden ab. Aber auch die Philippinische Platte taucht von Süden her unter der Chinesischen Platte ab. Der Inselstaat liegt mitten in dem von Vulkanismus und Erdbeben bedrohten Pazifischen Feuerring (s. 168.1). Jedes Jahr werden in Japan durchschnittlich 1450 Erdbeben registriert (s. 170.1). Die Herde der seit 1885 aufgetretenen Erdbeben verteilen sich auf den gesamten japanischen Archipel und den Pazifischen Ozean (Seebeben). Die gesamte Pazifikküste Japans ist durch Tsunamis gefährdet. Tsunamis können aber auch durch weit entfernte Seebeben entstehen Knapp 40 der mehr als 200 Vulkane sind noch aktiv.

Große Erdbebenkatastrophen

Eines der folgenschwersten Erdbeben, das in Japan stattfand, ereignete sich am 17. Januar 1995 in Kobe. Trotz seiner Stärke von „nur“ 7,2 auf der Richterskala war es das Erdbeben mit der bis dahin höchsten Schadenssumme: Die durch das Erdbeben und die folgenden Großbrände verursachten Schäden wurden auf etwa 100 Milliarden US-Dollar geschätzt. Dem Beben fielen rund 6400 Menschen zum Opfer, etwa 300 000 Menschen verloren ihr Obdach und rund 215 000 Gebäude wurden zerstört. Noch katastrophalere Ausmaße hatte das jüngste Erdbeben, das sich am 11. März 2011 ereignete. Es gilt als das schwerste Erdbeben in der Geschichte Japans. Das Epizentrum lag vor der japanischen Ostküste im Pazifischen Ozean, etwa 130 Kilometer östlich der Millionenstadt Sendai. Das Erdbeben erreichte eine Stärke von 8,8 auf der Richterskala. Es löste zudem Tsunamis aus; weite Teile im Nordosten Japans wurden von meterhohen Wellen überflutet. Tausende Menschen kamen ums Leben, über eine halbe Million Einwohner wurden obdachlos. Gleichzeitig kam es infolge des Bebens bzw. der Flutwellen zu starken, teilweise unkontrollierbaren Störfällen in Atomreaktoren, die zum Austritt radioaktiver Strahlung in die Atmosphäre sowie ins Grund- und Meerwasser führten.

Weitere Naturrisiken

Als aus dem Meer herausragendes Gebirge weist Japan auf mehr als 70 Prozent seiner Staatsfläche eine Neigung von mehr als acht Prozent auf. Erdrutsche und Bergstürze treten entsprechend häufig auf. Auf der Insel Hokkaido sowie an den Westküsten der anderen Inseln herrscht eine hohe Wahrscheinlichkeit heftiger Schneefälle. Sie stammen aus feuchten Luftmassen, die durch den Wintermonsun aus nordwestlicher Richtung herangeführt werden. Alle flachen Küstenabschnitte sind von Überschwemmungen bedroht. Die Überschwemmungsgefahr wird durch die sehr kurzen Laufstrecken der Flüsse und ihre hohe Reliefenergie in den Oberläufen sowie dem sehr geringen Gefälle in den Unterläufen verstärkt. Die Ursachen für die regelmäßig hohen Niederschläge und außergewöhnlichen Starkregen-Ereignisse liegen in der Verlagerung der Polarfront im Frühsommer und im Herbst. Von August bis Oktober liegt Japan auf den parabelförmigen Durchzugsbahnen von Taifunen, die das Land mit hohen Windstärken und Sturmfluten sowie extremen Niederschlagsmengen gefährden. Jedes Jahr ziehen rund 30 solcher tropischer Wirbelstürme über den japanischen Archipel hinweg.

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Diercke

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