Jerusalem - Altstadt

Naher Osten (Israel)
978-3-14-100919-4 | Seite 159 | Abb. 4| Massstab 1 : 25000

Überblick

Die Altstadt von Jerusalem, 1981 von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt, wird durch eine Stadtmauer aus dem 16. Jahrhundert begrenzt. Unter dem osmanischen Sultan Süleyman dem Prächtigen erbaut, gibt sie diesem Stadtteil mit seinem jüdischen, christlichen, armenischen und muslimischen Viertel seine heutige Form. Innerhalb dieser Mauern liegen auf engstem Raum die heiligen Stätten der drei monotheistischen Weltreligionen.

Heilige Stätten

Im östlichen Teil dominieren, auf einem Plateau gelegen, die goldene Kuppel des Felsendoms und die Al-Aqsa-Moschee die Szenerie. Nach Mekka und Medina ist dieser Ort die drittwichtigste heilige Stätte des Islam. Nach jüdischer Überlieferung war das Plateau der Standort sowohl des ersten als auch des zweiten Tempels, der 70 n. Chr. von den Römern zerstört wurde („Tempelberg“). In unmittelbarer Nachbarschaft liegt die „Klagemauer“, die Westmauer des einstigen jüdischen Tempelbergs, eine wichtige Gebetsstätte für das Judentum. Die „topografische“ Seite des Palästinakonflikts wird an der räumlichen Nähe dieser muslimischen und jüdischen Heiligtümer besonders greifbar.
Im Nordwesten der Altstadt befindet sich die Grabeskirche aus dem 4. Jahrhundert: nach christlicher Überlieferung die Kreuzigungsstätte und der Begräbnisort Jesu. Zur Grabeskirche führt quer durch das muslimische Viertel die Via Dolorosa mit den letzten Stationen des Kreuzweges.
In der Altstadtmauer gibt es acht Stadttore aus verschiedenen Epochen. Das Goldene Tor, das auf den Tempelberg führt und unter der osmanischen Herrschaft zugemauert wurde, wird nach jüdischer Überlieferung mit dem Kommen des Messias wieder geöffnet.
Weitere Orte mit religiöser oder spiritueller Bedeutung befinden sich ausserhalb, aber ganz nahe der Altstadt. Am Berg Zion im Süden verehren Juden das Grab König Davids, unmittelbar daneben soll Jesus nach christlicher Überlieferung sein Letztes Abendmahl gefeiert haben. Der Ölberg mit dem Garten Gethsemane im Osten gilt als Ort der Festnahme Jesu. Auch der über Jahrhunderte angelegte jüdische Friedhof am Ölberg und der muslimische Friedhof am Fusse des Felsendoms zählen zu den wichtigen religiösen Stätten.

Zentrum der Neustadt

Ausserhalb der Altstadt gibt es in West-Jerusalem eine jüdische und in der Osthälfte eine arabische Neustadt, beide mit eigenen Wohngebieten und Wirtschaftszentren. Die Geschichte der jüdischen Neustadt begann Ende des 19. Jahrhunderts. Aufgrund der wachsenden Platznot im jüdischen Viertel mussten ausserhalb der Altstadt neue Wohnviertel errichtet werden. Mea Shearim, erbaut ab den 1870er-Jahren, war und ist mit seinen Betstuben, Synagogen und Talmudschulen das Zentrum der jüdischen Orthodoxie. In seinem Süden liegen heute das Hauptgeschäftszentrum und die Stadtverwaltung von Jerusalem. Der Stadtteil Rehavia wurde ab den 1920er-Jahren nach dem architektonischen Vorbild europäischer Städte erbaut und bevorzugt von europäischen Immigranten besiedelt. Das König-David-Hotel zwischen Rehavia und Altstadt ist heute ein Luxushotel von internationalem Ruf.
In Ost-Jerusalem entwickelte sich das Bab al Zahra-Viertel vor allem nach der Teilung der Stadt 1948 zu einem neuen Geschäftszentrum. Das Viertel Davidsstadt und das ehemalige arabische Dorf Silwan zählen zu den traditionellen palästinensischen Wohngebieten.
Das Niemandsland von 1949 war ein Resultat des Unabhängigkeitskriegs von 1948, in dem die israelischen Streitkräfte zwar grosse Teile des Landes eroberten, aber den Osten Jerusalems mit der Altstadt an Jordanien verloren. Ein schmaler Korridor westlich der Altstadt versperrte den Juden bis 1967 den Zugang zur Klagemauer und dem alten jüdischen Viertel. Erst im „Sechstagekrieg“ eroberte Israel die Altstadt zurück.

Schlagworte