Überblick
Diese topografische Karte wurde so gestaltet, dass sie ein anschauliches Landschaftsbild einer Hochgebirgsregion darbietet. Gezeigt wird ein Ausschnitt des Alpenhauptkamms in der Jungfrau-Region im Grenzgebiet der Kantone Bern und Wallis.Geologie der Jungfraugruppe
Die Jungfraugruppe gehört zur umfassenderen Finsteraarhorn-Gebirgsgruppe und ist damit Teil des kristallinen Aar-Massivs (Karte s. 20.2). Durch die Karte verläuft von Nordost nach Südwest die Grenze zwischen dem Aar-Massiv und den Helvetischen Decken. Während die Jungfrau in ihrem oberen Teil aus Granit aufgebaut ist, besteht der Nordhang aus „eingewickelten“ mesozoischen Sedimenten, wie auch der Eiger aus Malmkalken des autochthonen Sedimentmantels des Aar-Massivs besteht.
Am Nordfuss der Bergkette verläuft über Grindelwald eine wiesen- und waldreiche Schieferzone mit weichen Formen, während die in der Karte sichtbaren Felsbänder vom Lauberhorn bis zum Männlichen auf horizontal lagernde, harte Kalkbänke hinweisen. Diese bestimmen durch ihre klotzigen Kalkberge insbesondere nördlich des Kartenausschnittes die Landschaft.
Merkmale des Reliefs
Im Vergleich mit der Karte des Faltenjuras zeigt der Ausschnitt der Jungfraugruppe ein steiles, schroffes Relief, vor allem im südlichen Kartenbereich. Es ist bestimmt durch steile Hänge, Grate und Gletscher. Letztere lassen auf den ersten Blick die Hochgebirgslage erkennen. Im Kartenausschnitt gibt es sehr hohe Reliefunterschiede: vom Jungfraugipfel (4 158 m) bis hinunter zu den Bachläufen in Zweilütschinen (654 m); damit ist die Reliefenergie hier am Alpenhauptkamm sehr hoch.
Im Nordteil der Karte herrscht ein etwas sanfteres Relief vor, jedoch unterbrochen durch Felsbänder. Zwei grosse Täler fassen das Gebiet gabelförmig ein, das Grindelwaldtal und das Lauterbrunnental. Insbesondere das Lauterbrunnental zeigt die typische Form eines vom Eis ausgeschürften Trogtals; es ist ein weltbekanntes U-Tal. Auf den Trogschultern liegen die Orte Mürren und Wengen. Eine weitere Talform ist am Unteren Grindelwaldgletscher zu finden: eine Klamm bzw. Steilschlucht (die Gletscherschlucht).
Landnutzung im Hochgebirge
Die Reliefabhängigkeit der Landnutzung zeigt sich im Hochgebirge besonders deutlich. Etwa die Hälfte der in der Karte abgebildeten Fläche ist vegetationsfreies Gebiet (Felsen, Schutt, Geröll, Moränen). Eine landwirtschaftliche Nutzung ist in den Zonen mit sanfteren Reliefformen möglich (Wiese, Weide, alpine Matten). Auch Flurnamen wie Wärgistalalp oder Itramenalp geben Hinweise auf die Nutzung. Eine neuartige Nutzungsform trat im 19. Jahrhundert hinzu: der Tourismus. Als augenfälligstes Merkmal der touristischen Nutzung treten im Kartenbild die Bergbahnen hervor. 1893 wurde die Wengernalpbahn zwischen Lauterbrunnen bzw. Grindelwald und der Kleinen Scheidegg eröffnet. Seit 1912 fahren Züge der Jungfraubahn von der Kleinen Scheidegg aufs Jungfraujoch, das mit 3 454 m ü. M. die höchste Eisenbahnstation Europas ist. Mit jährlich ca. 1 Million Fahrgästen ist die Jungfraubahn für den Schweiz-Tourismus von hoher Bedeutung und wird weltweit als „Top of Europe“ vermarktet.
Neben den Eisenbahnen erschliessen auch zahlreiche Luftseil-, Gondel- und Sesselbahnen die Region.
Status als UNESCO-Weltnaturerbe
Ein grosser Teil des in der Karte dargestellten Gebiets gehört heute zum UNESCO-Weltnaturerbe „Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch“. Das Gebiet wurde 2001 in die Liste der UNESCO aufgenommen und 2007 erweitert. Der besondere Status wurde der Region wegen der drei folgenden Kriterien zugesprochen:
- die eindrückliche Landschaft des Gebietes „Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch“ spielte eine wichtige Rolle in der europäischen Kunst und Literatur, dem Bergsteigen und dem alpinen Tourismus. Die Schönheit des Gebietes hat internationale Kundschaft angezogen und ist weltweit als eine der spektakulärsten Bergregionen anerkannt.
- das Gebiet gilt als eindrückliches Beispiel der alpinen Gebirgsbildung und der damit verbundenen vielfältigen geologischen und geomorphologischen Formen. Es ist das Gebiet der Alpen, das am meisten vergletschert ist. Zudem enthält es mit dem Aletschgletscher den grössten Gletscher in Westeuropa. Dies ist von grossem wissenschaftlichem Interesse im Zusammenhang mit der eiszeitlichen Geschichte und den laufenden Prozessen, vor allem in Bezug auf den Klimawandel.
- das Gebiet bietet eine grosse Vielfalt an alpinen und subalpinen Habitaten. Es sind wertvolle Beispiele ökologischer Sukzession vorhanden, einschliesslich der charakteristischen oberen und unteren Baumgrenze des Aletschwaldes. Das globale Phänomen des Klimawandels ist in dieser Region besonders gut beobachtbar an den unterschiedlichen Rückzugsgeschwindigkeiten der Gletscher, was wiederum neuen Raum für die Entwicklung vielfältiger Ökosysteme schafft.