Überblick
Die ägyptische Hauptstadt Kairo ist die größte Stadt des afrikanischen Kontinents und der arabischen Welt. Als politischer, wirtschaftlicher, geistiger und kultureller Mittelpunkt des Landes erstreckt sich die Millionenmetropole am Ufer des Nils. Seit ihrer Gründung im Jahr 969 n. Chr. ist die Stadt stetig größer geworden und insbesondere seit Mitte des 20. Jahrhunderts in ihrem Wachstum nahezu explodiert. Um die Kernstadt vom Besiedlungsdruck zu entlasten, sind neue Vororte und neue Planstädte mit eigener Wirtschaftsstruktur entstanden. Sie bilden zusammen die Metropolregion „Greater Cairo“ (Größeres Kairo).
Metropole am Nil
Kairo liegt im Nordosten Ägyptens am rechten Nilufer etwa 68 Meter über dem Meeresspiegel. Nördlich der Stadt breitet sich das bis zum Mittelmeer reichende Nildelta aus. Gegenüber am linken Nilufer befindet sich das Gouvernement Al-Djiza mit den Pyramiden von Gizeh. Die Kernstadt mit einer Fläche von 606 Quadratkilometern hat nach offiziellen Schätzungen (Stand: 2022) eine Bevölkerung von 10,1 Mio. Die Bevölkerungszahl der gesamten Metropolregion beträgt 21,8 Mio. Bis 2050 soll die Bevölkerung dort auf mehr als 24 Mio. Menschen anwachsen. Der historische Stadtkern, der als einzigartiges Ensemble islamischer Baukunst seit 1979 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, liegt zwischen dem Mukattam-Steinplateau im Südosten und dem Nil im Westen.
Besiedlungsdruck
In den 1920er-Jahren überschritt die Bevölkerung Kairos die Millionenmarke, seitdem hat sie sich verzehnfacht. Das ständige Wachstum, bedingt durch das allgemeine Bevölkerungswachstum, aber auch durch Landflucht, führte zu massiven Problemen insbesondere in den Bereichen Versorgung, Hygiene und Verkehr. Zur Entlastung der Kernstadt wurden stadtplanerische Maßnahmen verfügt und ab den 1970er-Jahren begann ein massiver Ausbau der Agglomeration. Dafür musste auch neues Bewässerungsland erschlossen werden. Es entstanden direkt an die Kernstadt grenzende Vororte, aber auch komplett neu geplante und angelegte Städte, die wie zum Beispiel die Stadt des 6. Oktober und die Stadt des 15. Mai etliche Kilometer von Kairo entfernt in die Wüste gesetzt wurden. Sie stellten u. a. neuen Wohnraum für die wachsende Bevölkerung bereit, der aber aufgrund der hohen Immobilienpreise nur für gutsituierte Bürgerinnen und Bürger erschwinglich ist. Ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung des Ballungsraums lebt in informellen Siedlungen mit mangelnder Infrastruktur.
Neu-Kairo
Eine der auf dem Reißbrett entstandenen Planstädte ist das östlich der Kernstadt auf ehemaligem Wüstengebiet gelegene Neu-Kairo. Im Jahr 2000 gegründet wurde es in den Folgejahren für eine Kapazität von 5 Mio. Menschen auf einer Fläche von 30 000 Hektar ausgebaut. Bei der letzten Erhebung 2018 lebten dort aber erst rund 300 000 Personen. Da auch hier die Immobilienpreise sehr hoch liegen, ist davon auszugehen, dass die anvisierte Einwohnerzahl nicht erreicht wird. Neu-Kairo wurde geplant, um gezielt Unternehmen des Industriesektors anzusiedeln. Neben zahlreichen Fabriken finden sich auch nationale und internationale Bildungseinrichtungen in der Stadt.
Neue Hauptstadt
Rund 45 Kilometer östlich von Kairo entsteht seit 2016 die bisher namenlose neue Verwaltungshauptstadt. Für das 725 Quadratkilometer große Areal wurden Baukosten von insgesamt mindestens 45 Mrd. US-Dollar veranschlagt. Zu den Gebäuden der ersten Bauphase gehörten eine Kirche und eine Moschee sowie der Iconic Tower, der höchste Wolkenkratzer Afrikas. Außerdem entstand mit der Olympiastadt ein riesiger Sportkomplex, der Ägypten die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2036 ermöglichen soll. Auch ein neuer Flughafen wurde erbaut. In Zukunft sollen in der neuen Hauptstadt die ägyptische Regierung und die Streitkräfte ihren Hauptsitz bekommen.